Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 108
ganz kurz
eingehen möchte, aber das wir nicht vergessen sollten, ist das Thema
Demokratie. Wir haben vor fünf Jahren eine gemeinsame Initiative aller hier im
Haus vertretenen Parteien unternommen, nämlich einen gemeinsamen Brief an den
Nationalrat hinsichtlich eines Briefwahlsystems zu verfassen. Daher unser
Beschlussantrag, den meine Kollegen Wolfgang Ulm und Karin Praniess-Kastner mit
mir hier einbringen: Schaffung eines echten Briefwahlrechts auf nationaler
sowie Wiener Gemeinderats- und Bezirksvertretungsebene. Ich glaube, dass der
Wahlabend des letzten Jahres mit der niedrigen Wahlbeteiligung für uns alle ein
Hinweis ist, dass hier von uns allen diese Forderung rasch durchzusetzen ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben hier
noch auf vieles hinzuweisen, und meine Kolleginnen und Kollegen werden das auch
in den folgenden beiden Tagen tun, aber ein besonderes Thema für die Wiener
Volkspartei ist auch die Pflichtschulsanierung. Hier fehlen die Mittel. Wir
wissen, dass es 50 Schulstandorte in Wien gibt, die generalsaniert werden
müssen. Hier besteht ein rascher Handlungsbedarf, und auch das ist ein Thema,
auf das wir in diesen beiden Tagen nicht nur hinweisen, sondern um das es ganz
wesentlich geht, weil es für den Bildungsauftrag in dieser Stadt, der von
dieser Regierung zu leisten wäre, sehr wichtig ist. Hier müsste rasch gehandelt
werden.
Herr Vizebürgermeister, es ist Ihr letztes Budget. Es
ist das letzte Budget, das Sie vorlegen werden, wie Sie uns gesagt haben. Sie
sind leider um die Rahmenbedingungen, die Ihnen die Wiener SPÖ setzt, nicht
herumgekommen. Überall dort, wo Sie auch Ideen für Erneuerungen gehabt haben,
sind Sie von den eigenen Leuten gebremst worden. Wir vermissen die
Strukturreformen, Ansätze dazu hat es ja gerade in der Zeit, in der wir mit
Ihnen in Koalition waren, gegeben. Aber so ist es ein Budget, das fortschreibt,
das keine neuen Impulse setzt, und vor allem mit einem Thema nicht fertig wird,
das uns alle am meisten betroffen macht, weil es für die Schicksale in dieser
Stadt das Schlimmste ist, nämlich die Arbeitslosigkeit.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das wäre für
uns alle ein Auftrag für eine andere, eine bessere Wirtschaftspolitik für diese
Stadt. Da wir eine solche aus diesem Budget nicht ableiten können, müssen wir
dieses Budget ablehnen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet hat sich Herr Klubobmann Oxonitsch. Ich erteile es ihm.
GR Christian Oxonitsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Finanzstadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Es gibt sogar einen Satz meines Vorredners, dem man
durchaus zustimmen kann: Eine Stadt lebt nicht von Schönfärberei, sondern sie
lebt natürlich von einer vernünftigen Finanzplanung, einer vernünftigen
Budgetpolitik, einer vernünftigen Wirtschafts- und Sozialpolitik, um nur ein
paar Bereiche zu erwähnen. Und es mutet da schon ein wenig skurril an, wenn
Kollege Tschirf in seiner Rede nicht nur dem Finanzstadtrat vorwirft, er sei
Pressereferent, ich habe eher das Gefühl gehabt, es war sein
Bewerbungsschreiben für den Bundespressedienst einer vergangenen
Bundesregierung. Es war sein Bewerbungsschreiben vielleicht auch für die
Nachfolge von Herrn Lopatka, nachdem der so grandios gescheitert ist. Ich weiß
es nicht ganz genau, denn was wir hier gehört haben, war ja teilweise an
Skurrilität nicht zu überbieten.
Und ich fange beim Banalsten an: Dass heute hier ein Antrag
eingereicht wird zum Briefwahlrecht, den wir schon einmal als einstimmigen
Antrag beschlossen haben, der seit fünf Jahren vor dieser Bundesregierung, in
der Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen von der VP die Hauptverantwortung
gehabt haben, liegt und nicht umgesetzt wurde, dass dieser Antrag heute wieder
hier eingebracht wird, zeigt ja schon, wie ernst die Wiener ÖVP zumindest in
diesem Punkt in dieser Bundesregierung genommen wird, wenn ein Antrag, den sie
selber mit eingebracht hat und der sich an ihre Regierung gerichtet hat, die
rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, nicht umgesetzt wurde.
Tatsache ist, es ist hier ein gemeinsamer Antrag
gestellt worden, Sie haben keine Initiative unternommen, und wie so oft wurden
Sie einfach von Ihren Kolleginnen und Kollegen auf der Bundesebene im Stich
gelassen. So ist das, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Und es ließe sich vieles
mehr sagen. Es ist hier von dieser Einnahmenflut dank der hervorragenden
Politik des noch, aber nicht mehr lange, Bundeskanzlers Schüssel gesprochen
worden. Auch dazu ein offenes Wort, weil die Bezirksbudgets angesprochen
wurden: Es dürfte Ihnen entgangen sein, gerade diese Bezirksbudgets orientieren
sich nicht unmaßgeblich an der Einnahmensituation auch der Stadt, und wenn es
hier einfach weniger Mittel auf der Bezirksebene gibt, dann durchaus auch
deshalb, weil eben der Einnahmensituation das eine oder andere gefehlt hat. Wir
haben hier einen klaren Aufteilungsschlüssel, er orientiert sich nach den
Einnahmen der Stadt. Die waren, dank Ihrer katastrophalen Politik, nicht so
gut, wie wir sie uns alle gerne erwünscht und erwartet hätten. Und das ist das
Problem, mit dem wir gemeinsam hier umzugehen haben. Das war Ihr Versagen,
Kollege Tschirf, und das Ihrer Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine
Damen und Herren, es ist natürlich auch heute wieder sehr viel gesagt worden,
es sind viele Prognosen erstellt worden, wie sich Wien dank dieses Budgets
entwickeln wird, und was im nächsten Jahr stattfinden wird. Und es ist natürlich
immer sehr schwierig, solche Blicke in die Zukunft zu werfen, es gibt düstere
Prognosen. Wir haben ja immer wieder solche Prognosen-Hochkonjunkturen und vor
allem dann, wenn es schlechte Prognosen sind, hat das natürlich einen gewissen
News-Wert. Und es ist relativ schwierig, solchen sehr negativen Prognosen immer
konkret entgegenzuwirken. Es würde ja auch heißen, man müsste tatsächlich in
die Zukunft sehen können. Ich kann es nicht wirklich, daher kann ich nur
durchaus empfehlen, vielleicht einmal einen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular