Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 108
Entscheidung, die da getroffen worden ist, auch tatsächlich die allerbeste, die allerklügste und die richtigste ist. Dieser Meinung sind wir nicht, daher, wie gesagt, einmal mehr die Aufforderung, davon abzurücken.
Herr Stadtrat! Ich komme zum Schluss: Wir sehen einmal
mehr, dass in diesem Budget zwar einige richtige Maßnahmen enthalten sind, die
wir unterschreiben würden, dass aber auch gerade bei den größeren Problemen und
Herausforderungen der Stadt - das heißt, Armut, das heißt, Situation in Wiens
Schulen, das heißt aber auch, Energiewende – hier ganz einfach der Mut fehlt,
dass die Schwerpunktsetzung fehlt und dass eine Vielzahl von Fehlentscheidungen
darin enthalten ist.
Ihr Budget – ich fasse hiermit zusammen - ist nicht
sexy. Deshalb werden Sie ihm wahrscheinlich auch allein zustimmen müssen. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Tschirf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Herr Vizebürgermeister! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Es geht um 10 Milliarden EUR, und es sind
leider nur zehn sozialdemokratische Abgeordnete hier im Haus. Ich glaube, es
geht um die Politik dieser Stadt, und daher sollte auch die Mehrheit mehr
Interesse haben an dem, was sich in diesem Haus abspielt, meine sehr geehrten
Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Herr Vizebürgermeister! Sie haben sich heute wieder
in jener Rolle präsentiert, die Sie am besten beherrschen. Das ist nicht die
Rolle des Wirtschafts- oder des Finanzstadtrats, sondern es ist die Rolle des
Pressereferenten und Schönfärbers der Wiener Stadtregierung.
Herr Vizebürgermeister! Das Schönfärben gelingt
Ihnen, aber es gelingt Ihnen nicht, mit dem Schönfärben die wirtschaftliche und
soziale Situation Wiens zu verbessern. Und um die geht es, und mit der haben
wir uns heute auseinanderzusetzen.
Wie ist diese Situation? - Wir haben in Wien im
Bundesländervergleich mit Abstand die höchste Arbeitslosigkeit und einen der
niedrigsten Werte, was das Wirtschaftswachstum betrifft.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist eine
dramatische Situation, auf die man nicht mit Schönfärben und mit netten Reden
eingehen kann, sondern damit, dass man konkrete Maßnahmen setzt und politische
Entschlüsse fasst für eine effizientere Wirtschaftspolitik. Das würden wir
verlangen, und darum geht es heute. (Beifall bei der ÖVP.)
Eine Bemerkung, Herr Vizebürgermeister, darf ich
Ihnen aber am Anfang nicht ersparen: Sie haben als Pressereferent agiert. Die
letzte Bemerkung in dem, was Sie gesagt haben, war wirklich verunglückt,
nämlich hinsichtlich dessen, was Sie über die Bezirksvorsteherin des
1. Bezirks gesagt haben. Herr Vizebürgermeister, das liegt leider unter
dem Niveau, das wir sonst von Ihnen immer wieder erleben. Ja, diese Bemerkung
war verunglückt, und ich würde bitten, dass Sie sich diesbezüglich bei der Frau
Bezirksvorsteherin entschuldigen.
Herr Vizebürgermeister! Kommen wir aber auf das
Budget zurück, auf das Budget, das die in Zahlen gegossene Politik der Wiener
SPÖ ist. Und da müssen wir feststellen, dass wir es bei einer Arbeitslosigkeit
von immer noch fast 9 Prozent in dieser Stadt mit einer weitaus höheren
Arbeitslosigkeit zu tun haben, als sie auf bundesweiter Ebene, mit rund 6 Prozent,
festzustellen ist. Michael Häupl, Bürgermeister dieser Stadt, hat schon Recht
gehabt, wenn er im „Standard" vor ein paar Monaten gesagt hat, dass „kein
Mensch," - so wörtlich er – „mit Verlaub gesagt," - wieder weiter
Michael Häupl im O-Ton – „die SPÖ wegen der Wirtschaftskompetenz wählt". -
Dieses Budget zeigt: Der Bürgermeister hat mit diesem Satz Recht!
Herr Vizebürgermeister! Sie haben ein Budget
vorgelegt, das die vorherigen lediglich weiterschreibt. Aber was ändert sich? –
Teilweise sind sogar die Zitate die gleichen wie in den Vorjahren. Sie haben in
den Presseerklärungen zuvor und auch heute wieder davon gesprochen, dass es
mehr Einnahmen - das heißt, mehr Geld zu verteilen - gibt. Sie haben davon
gesprochen, dass es mehr Investitionen gibt, weil es mehr Einnahmen gibt. Nur,
wie sieht die Situation tatsächlich aus? Wie sieht das denn aus mit den viel
bejubelten Mehreinnahmen? - Herr Vizebürgermeister, das ist nicht Ihr
Verdienst, das ist nicht auf dem Mist der Wiener SPÖ gewachsen, sondern das ist
das Ergebnis der Arbeitskraft der Österreicherinnen und Österreicher, der
Wienerinnen und Wiener! (Beifall bei der ÖVP.)
Wien bekommt daher mehr an Einnahmen aus dem
Finanzausgleich. Das ist gut so. Aber da gibt es noch jemand anderen, dem man
dafür Danke sagen muss, und das ist die Regierung Schüssel. Das habe ich
vermisst. Das hat an dieser Stelle zu geschehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Und wie sieht es mit der von Ihnen dargestellten
Rekordinvestitionsquote aus? - In Wirklichkeit sind das die Zahlen der Vorjahre,
die weitergeschrieben werden. Beispielsweise auch bei den Bauinvestitionen: Das
sind die gleiche Zahlen! Sie werden fortgeschrieben und jedes Mal mit neuen
Worten besser bejubelt und schöner angefärbelt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wie sieht denn
das im Bundesländervergleich aus? Warum muss Wien die rote Laterne haben? Warum
kann Wien nicht der Motor der Wirtschaft unseres Landes sein, so wie andere
Metropolen, etwa München für Bayern oder Mailand für die Region? Wir vermissen
hier die entsprechenden Schritte auch in diesem Budget. Wo sind sie? Die
Investitionssumme, meine sehr geehrten Damen und Herren: wieder
56 Millionen EUR. Das stagniert, da hat sich nichts geändert.
Was weitergeht, das ist die
Verschwendungspolitik der SPÖ. Man stelle sich nur vor, dass die Kosten für
Inserate, die Wien so tätigt - das passt zwar zum Pressereferenten, der Finanz-
und Wirtschaftsstadtrat ist -, 50 Prozent des Betrages ausmachen, den die
gesamte Bundesregierung für das bundesweite Gebiet ausgibt, meine sehr geehrten
Damen und Herren! Wahrscheinlich wird der Herr Finanzstadtrat als
Pressereferent des
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