Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 80
gemeldet: Herr GR Strache.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es
war für mich hochinteressant heute, die fadenscheinigen und scheinheiligen
Argumente zu hören, warum man diesem Antrag nicht zustimmen wird. Wir haben
gehört, dass es politisches Kleingeld sein soll, dass endlich der Massenmord
und der Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern anerkannt wird. Also ich
finde das wirklich schäbig. Ich finde es so schäbig, Herr Wolf, dass Sie sich
hier herausstellen, genauso wie der Herr Klubobmann Tschirf, und bei
1,5 Millionen ermordeten Menschen von Kleingeld sprechen. Das ist der Skandal des heutigen Tages
gewesen! Das kann man nur zurückweisen und verurteilen. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich finde es unglaublich, dass man sich weigert,
einen Massenmord an Menschen anzuerkennen mit diesen fadenscheinigen, dumpfen
Argumenten, die heute gekommen sind (GR
Dr Matthias Tschirf: Das ist die Unwahrheit!), indem man hergeht und auch
ein Abgeordneter der SPÖ von Hygiene gegenüber Menschen spricht. Ja, was ist
denn das für eine Diktion? Hygiene gegenüber einem Menschen in einer Diktion
verwenden? Das ist NS-Diktion. (GR Godwin
Schuster: Sie können das nicht aus dem Zusammenhang reißen!) Das ist
NS-Diktion, Hygiene im Zusammenhang mit einem Menschen zu verwenden. (GR Ernst Woller: Ihre Worte sind
unhygienisch!) Da reden Sie hier heraußen von Anständigkeit? Na, das kann
doch keiner nachvollziehen, was Sie unter Anständigkeit verstehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Und es ist wirklich so, dass offensichtlich der Herr
Wolf als ÖVP-Abgeordneter keine Ahnung hat. Also ich habe nicht gelesen, dass
es eine Entgegnung zu der folgenden Passage in der "Presse" gibt, wo
dann nämlich explizit steht: Der Herr Geschäftsführer Norbert Walter
registriert aber mit Genugtuung, da ist ja das Bundeslogo drauf. – Wie es auf
die offizielle Homepage komme? Das machen unsere Medienreferenten, sagt sogar
der Herr Norbert Walter. Ich bin ja hochinteressiert, dass er gesagt hat, das
machen unsere Medienreferenten. Na, wo sind denn die angestellt? Bei der ÖVP?
Das sind doch genau jene Medienreferenten, die Angestellte der ÖVP sind und
genau so etwas zu verhindern haben, zu überprüfen haben, was auf der Homepage
der ÖVP, wie in der "Presse" dargelegt, letztlich steht und was dort
letztlich veröffentlicht wird. Da versucht man halt jetzt, sich rauszutricksen
in irgendeiner Art und Weise. Das verstehe ich schon. (GR Norbert WALTER,
MAS: Das haben wir nicht notwendig! Sie sind nicht in der Lage, das zu
beurteilen!)
In der Präsidiale habe ich festgestellt – und genau
das habe ich gesagt und nichts anderes; ich habe nicht gesagt, das war
gleichgültig –, dass das Thema keine hohe Wertigkeit hatte, weil man es erst
als dritten Punkt behandeln wollte (GR Godwin Schuster: Aber Sie wissen,
warum es so war!) und Sie mit Ihrer Fraktion, mit der Fraktion der Grünen und der Fraktion der ÖVP gesagt
haben, für Sie ist ein anderer Punkt der Hauptschwerpunkt und quasi das
Wichtigere, was man als ersten Punkt behandelt wissen will.
Ich habe das dort zur Kenntnis genommen, aber das
zeigt offensichtlich die Wertigkeit zu diesem Thema und nichts anderes. (GR
Godwin Schuster: Sie wissen, warum es dazu gekommen ist!) Und genau darum
geht es. Das kritisiere ich (GR Godwin
Schuster: Aber Sie waren einverstanden!), zu Recht kritisiere ich es, und
ich werde das auch in Zukunft kritisieren. Keine Frage. Das muss man auch
kritisieren.
Aber auch wenn heute von beiden Fraktionen, von
Seiten der SPÖ, aber auch von Seiten der ÖVP, unter anderem gesagt wurde, dass
man da Geschichte aufarbeiten sollte: Ja, da sollten Sie auch in Ihrer
Parteigeschichte einiges noch aufarbeiten. (GR Dr Matthias Tschirf: Das sagen
ausgerechnet Sie!) Da sollten Sie einiges aufarbeiten.
Der
Kunschak-Preis zum Beispiel, der Kunschak-Preis, der bis heute an ehrenvolle
ÖVP-Parteimitglieder vergeben wird. Kunschak war ein Mann, der nachweislich ein
Antisemit war, der mit schlimmsten antisemitischen Äußerungen agitiert hat,
aber der Kunschak-Preis wird heute noch offiziell von der ÖVP, wahrscheinlich
noch von diesem Bundeskanzler, an verdiente ÖVP-Mitglieder verteilt. Ja bitte,
ändern Sie das endlich! (Beifall bei der
FPÖ. – GR Norbert WALTER, MAS: Der Wahlkampf ist vorbei!)
Genauso auch an die Adresse der SPÖ, die ja auch,
bitte, bis heute eine Julius-Tandler-Medaille verteilt. Tandler hat ja auch von
unwertem Leben gesprochen, das man ausschalten muss, wenn man es sozusagen
weiß.
Das sind Dinge, wo man sich selbstverständlich – auch
und gerade Ihre Fraktion (in Richtung
ÖVP), aber auch Ihre Fraktion (in
Richtung SPÖ) – einmal durchaus an der Nase nehmen und fragen sollte: Warum
haben wir das heute noch als Medaille und als Preis? – Also das sind Dinge, die
man einfach nicht verstehen kann. Da ist es wirklich scheinheilig, sich hier
herauszustellen und dann teilweise unsinnige Anwürfe zum Besten zu geben. Ich
sage das sehr offen.
Genauso wie auch der Vorwurf der grünen Abgeordneten
kam, die gesagt hat, es gibt heute eine Debatte in der Türkei zu diesem
Völkermord. Na, ich bin ja froh, dass man nach 90 Jahren endlich
diskutiert, dass man nach 90 Jahren Völkermord, Genozid an 1,5 Millionen
Menschen endlich eine Debatte feststellt. Nur, was ist denn das für eine
Debatte? Eine Debatte, wo nach 90 Jahren einer, der den Völkermord in der
Türkei anspricht, mit mehrjähriger Haftstrafe zu rechnen hat? Eine tolle
Debatte! Eine wirklich tolle Debatte! (Zwischenruf von GRin Mag Alev Korun.)
Dann geht die Abgeordnete her und
sagt – offensichtlich zieht sie den Massenmord an den Armeniern auch in Zweifel
–, das muss man endlich aufarbeiten, das muss man tabulos aufarbeiten, also so
quasi: Wer weiß, ob das überhaupt stimmt? Das müssen wir erst einmal
aufarbeiten. Das ist aufgearbeitet.
Da gibt es unzählige historische Aufarbeitungen zu diesem Genozid. Der ist
aufgearbeitet. Nicht umsonst haben so viele
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