Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 83
gelangt Herr GR Mag Ebinger
zu Wort. Ich erteile es ihm.
GR Mag Gerald Ebinger
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Wir werden diesem Aktenstück
nicht zustimmen. Das hat schon mein Kollege ausgeführt. Ich möchte dazu noch
ein paar Punkte erwähnen.
Da ich auch Beamter bin, bin
ich gewohnt, dass man Reformen und Umstrukturierungen, die stattfinden, stets
auch sehr argwöhnisch gegenüber steht, und wenn ich jetzt den Worten des Herrn
Vorsitzenden GR Hundstorfer folge, dann bewahrheitet sich mein Argwohn
natürlich schon wieder in gewisser Art und Weise.
Da ist zum Bespiel ein so
schönes modernes Wort wie Verdichtung zu lesen. – “Verdichtung“ heißt,
dass irgendetwas zusammengelegt beziehungsweise eingespart wird. Konkret geht
es um die Verdichtung bei der Radiodiagnostik und die Beibehaltung des
gegenwärtigen Leistungsspektrums. – Das kann jetzt entweder bedeuten, dass
mit weniger Leuten die gleiche Leistung erbracht werden muss, oder dass bisher
viel zu viele da waren, oder aber es handelt sich um eine Pseudoreform –
wie mein Vorredner jetzt gerade selber zugegeben hat –, indem zwei
Professoren weg kommen und dafür zwei außerordentliche Professoren dazu kommen,
alle Geräte und alle Mitarbeiter bleiben. Der Einsparungseffekt beträgt
vielleicht 2 000 EUR im Monat, ich weiß nicht, wie groß der
Unterschied der Gehälter zwischen außerordentlichen und ordentlichen
Professoren ist. Bravo! Das ist eine ganz grandiose Reform, die allerdings
offenbar nur auf dem Papier besteht und in der Praxis keine Auswirkungen hat!
Ich glaube, es ist im Zusammenhang mit dieser Reform
auch vorgesehen, dass Dienstposten in größerem Maße eingespart werden. Ab
1. September wird bereits in der Direktion entschieden, welche
Dienstposten nachbesetzt werden. Ich habe da ein Schreiben, in dem steht, dass
ab sofort zentral an Postordner Nachbesetzung alle Anträge zu stellen und keine
Zusagen für vakante Dienstposten zu tätigen sind. Das bedeutet aber auch, dass
Bürokraten über die praktische Arbeit entscheiden. Ich sage nicht, dass das
grundsätzlich schlecht ist, aber das birgt auch Gefahren, denn ganz oben hat
das Kleine vielleicht nicht mehr die Bedeutung, wie sie der einzelne
Spitalsdirektor doch eher beurteilen kann.
Ich glaube, das geht wieder auf Kosten der Kleinen!
Schauen wir uns an, wie viele Dienstposten derzeit im AKH unbesetzt
sind! – 261 Dienstposten sind derzeit im Allgemeinen Krankenhaus
unbesetzt. Da frage ich mich: Waren diese bisher alle unnötig? Dann haben wir
bisher einen falschen Stellenplan gehabt! Oder es wird hier auf Kosten des
Gesundheitssystems gespart, das heißt, es wird die Gefahr in Kauf genommen,
dass die Qualität sinkt. Und das wollen wir auf gar keinen Fall, meine Damen
und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Es gibt eine Vereinbarung zwischen dem Amtsf StR
Rieder und dem Hauptausschuss der Hauptgruppe II, in welcher unter anderem
steht, dass man die Aufgaben mit Eigenpersonal und nicht mit Fremdpersonal
erfüllen soll. – Das sind Taktiken, die man bei dem modernen Management
immer wieder findet: Man spart ein, dann geht es nicht, dann muss man
Ressourcen zukaufen, dann machen irgendwelche Externen irgendwelche Sachen. Aus
dem Finanzministerium bin ich ein Leidgeprüfter in diesen Dingen! Das heißt
noch lange nicht, dass es dann besser wird. Ganz im Gegenteil: Es wird alles
nur schlechter und viel teuerer! In dieser Übereinkunft zwischen Herrn
StR Rieder und der Hauptgruppe II wird allerdings explizit
ausgeführt, dass man das nicht will. Es steht auch ausdrücklich in der
Vereinbarung: „Frei werdende Dienstposten werden rasch und zügig nachbesetzt.“
Offenbar ist das aber nicht der Fall! 261 Dienstposten sind offen und werden
nicht nachbesetzt.
Diese Planlosigkeit sieht man auch in anderen
Bereichen. Kein Mensch weiß, ob man an gewissen Stellen Dienstposten braucht
oder nicht! Auf der einen Seite gibt es bei der Pflege im Geriatriezentrum
Baumgarten und im Geriatriezentrum Wienerwald einen Sozialplan, gemäß welchem
einige Personen sozusagen in Vorruhestand gehen sollen, auf der anderen Seite
schließt man mit volljährigen KrankenpflegeschülerInnen Verpflichtungsverträge
ab. Das heißt, sie müssen sich einseitig verpflichten, dass sie dann drei Jahre
bei der Stadt Wien arbeiten, weil sie sonst ihre Ausbildungskosten zurückzahlen
müssen. – So agiert man, obwohl man gar nicht für alle einen Job hat und
sie dann mehr oder weniger nur eine Pseudoanstellung erhalten. 247
Verpflichtungsverträge sind heuer unterschrieben worden. Kann mir jemand das
erklären? Der Kleine muss sich zu allem verpflichten, selbst geht man aber mit
Planlosigkeit vor.
Ich möchte jetzt noch etwas erwähnen, was auch mit
dem modernen Management im AKH in Zusammenhang steht. „Mittels Einführung eines
Richtmanagements“ – so heißt es in einer Anfragebeantwortung – „wird
im Krankenanstaltenverbund explizit an der Schaffung einer positiven
Fehlerkultur gearbeitet. Auch dies hat Auswirkungen auf die Zufriedenheit
unserer Mitarbeiter, da ein analytischer Umgang mit Fehlern und eine präventive
Fehlervermeidung ein positives Betriebsklima entstehen lassen.“ – So weit,
so gut.
Ein Beispiel aus der Praxis. – Sie werden es
wissen oder auch nicht: Wenn eine werdende Mutter in den Kreißsaal kommt, muss
ein so genanntes Pathogramm auf Grund des Erstbefundes eines Arztes angelegt
werden, was normalerweise am Computer geschieht. Wenn der Computer nicht
funktioniert, dann muss es händisch angelegt werden. Und da gab es jetzt einen
Fall, in dem das Pathogramm händisch mit den Namen von zwei Hebammen mit der
gleichen Handschrift angelegt wurde. Das ist klarerweise ein Fehler, der nicht
unterlaufen wäre, wenn der Arzt den Erstbefund gemacht hat. Aber der Arzt ist
halt einmal außen vor.
Und was macht man? – Man macht
eine so genannte positive Fehlerkultur, ohne auf das System einzugehen. Nach
dem System wird das Pathogramm in der Regel in den Computer eingegeben, und da
kann jeder jeden Namen hineinschreiben, es ist völlig unkontrollierbar, wer da
was eingibt. Wenn der Computer aber gerade nicht
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