Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 96
Flächenwidmungsplan teilweise zu erarbeiten. Ob man
an Tempo zulegen wird, steht noch in den Sternen. Man hat zwar einen Grundstein
für das Tech Base Vienna auf den ehemaligen Paukergründen gelegt, man kann nur
hoffen, dass es bald in einem größeren Tempo weitergeht.
Beim Entwicklungsgebiet Donaufeld ist man noch nicht
einmal auf der Startlinie angetreten. Mit den Grundstückseigentümern hat man
sich noch nicht einmal über den Kauf der Grundstücke geeinigt.
Bei der Stadt am Wasser, "Waterfront", wird
im Gegenzug dazu eifrig geplant und gebaut. Das kann auch daran liegen, dass
die Grundidee dafür noch vom ehemaligen Planungsstadtrat Görg herrührt. Derzeit
wird beim Nordbahnhof umgebaut. Im Ausschuss haben wir gerade den
Flächenwidmungsplan der Wilhelmskaserne beschlossen. Der neue Masterplan Donau
City wurde uns in der Stadtentwicklungskommission vor wenigen Wochen
präsentiert. Es geht etwas weiter, obwohl man sich nicht wirklich des
Eindruckes erwehren kann, dass ein bisschen eine Planlosigkeit bei diesem
Projekt herrscht. Einmal soll es eine Bildungseinrichtung geben in der Donau
City, dann wieder nicht, jetzt wieder doch. Also man müsste schauen, dass man
da relativ schnell zu einem Entschluss kommt.
Bei der Entwicklung des Gebietes Rothneusiedl sind
wir, Herr Stadtrat, in der ungewohnten Situation, nun den gleichen
Informationsstand zu haben. Sie wissen auch nur das, was unser großer
Entwickler, Bgm Häupl, via Medien von sich gibt. Traurig für Sie als Stadtrat,
aber auch traurig für mich als Favoritner, wenn man ohne Einbeziehung der
Anrainer und der Bevölkerung dieses hochwertige und hochsensible Gebiet
entwickelt.
Beim Wiental ist die Renaturierung nicht wirklich
angegangen. Das Beispiel Vorplatz Schönbrunn zeigt, wie verfahren die Situation
ist. Pläne werden entworfen, gleich danach wieder verworfen. Der Schandfleck
Kennedybrücke wurde bis heute nicht korrigiert.
Beim Westgürtel dominiert auch das stadtplanerische
Wollen und nicht das Können. Der gesamte Gürtel verslumt. Obwohl es doch
beträchtliche Mittel seitens der EU gegeben hat, werden diese Gegenden immer
mehr zu Ghettos. Mit großem Tamtam haben Sie die Gürtelkommissionen ins Leben
gerufen, in die auch viele Bürger nachvollziehbar ihre Ideen eingebracht haben,
die Umsetzung lässt zu wünschen übrig.
Ich denke nur an den Einsatz einer der
Initiativgruppen, die Lärmmilderungsprogramme für den Gürtel erarbeitet hat, wo
Sie dieser Gruppe versprochen haben, nach der letzten Gemeinderatswahl diese
Vorschläge zu prüfen. Ich weiß jetzt nicht, ob diese Prüfung noch läuft, auf
jeden Fall, passiert dürfte das noch nicht sein.
Eines wundert mich nämlich gerade beim Gürtel schon.
Sie müssen doch als SPÖ beziehungsweise als regierende Stadtpartei daran
interessiert sein, die soziale Situation in diesem Gebiet zu verbessern.
Sämtliche anderen Projekte, über die wir jetzt gesprochen haben, implizieren
nicht halb so viele soziale Auswirkungen wie das Gürtelsanierungsprojekt. Ich
will jetzt keinesfalls sagen, dass bei den zwölf anderen Projekten des STEP
mehr weitergeht, aber dass Sie bei der Gürtelsanierung nichts weiterbringen,
ist nicht nur für die Stadtentwicklung bedenklich, sondern auch für den
sozialen Frieden. (Beifall bei der ÖVP.)
Nächstes Zielgebiet, das ich
mir angeschaut habe: Donaukanal. Die Revitalisierung geht äußerst schleppend
voran. Da ein Boot, dort ein neues Lokal, da eine kleine Veranstaltung. Ein
innovativer Gedankengang sieht aber anders aus. Vor allem eine Belebung der
Freizeitmeile müsste engagierter und effizienter vorangetrieben werden. Erst
haben Sie sich mit uns, also mit der ÖVP, eine Ideenschlacht geliefert, und
jetzt hat man sich auf Bootsfahrten oder auf Badeboote reduziert. Das sind,
zugegeben, nette Ansätze, aber mit der Nutzung eines
Stadtentwicklungspotentials, wie es der Donaukanal hat, hat das nichts zu tun.
Die never ending Story Masterplan
Prater mit Mongon wurde endlich abgeschlossen oder wird morgen abgeschlossen.
Wie anfangs erwähnt, wurde der Planungsstadtrat leider nicht eingebunden. Er
ist zwar nicht ressortzuständig, doch hätte ich mir mehr Input seitens der
Führung des Ressorts erwartet. Die Bürgerproteste und die Unzufriedenheit mit
den Flächenentwürfen konnten Sie nicht ausräumen. Immerhin sind dem
Flächenwidmungsplan die ärgsten Giftzähne gezogen worden, allerdings bleibt
fraglich, ob bei dieser Umsetzung der ursprüngliche Charakter des Praters
erhalten bleibt. Aber ich glaube, in der Diskussion werden wir uns morgen damit
beschäftigen.
Nächstes Gebiet, das ich
mir angeschaut habe, war das Gebiet Wien-Liesing-Mitte. Es ist einer der Step-Schwerpunkte. Hier geht nicht nur nichts
weiter, sondern man hat den Eindruck, man weiß noch immer nicht, wie es
weitergehen soll. Auf der einen Seite brauchen wir Arbeitsplätze, daher denkt
man an Betriebsansiedelungsgebiete, auf der anderen Seite will man Teile des
Industriegebietes bei der Breitenfurter Straße als Wohngebiete nutzen. Es darf
nur nicht wieder der alte SPÖ-Fehler wiederholt werden, ganze Gebiete zu Wohn-
und Schlafplätzen umzufunktionieren. Die Stadt braucht eine gesunde
Durchmischung mit Betriebsbaugebieten. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und
Herren! Man sieht anhand dieser kurzen Aufzählung der Zielgebiete, dass sich
wenig getan hat, allein wenn man an die Step 05-Projekte
denkt.
Zusammenfassend muss man feststellen,
dass die Stadtplanung umsetzungsschwach und von oben herab agiert. Es gibt
keine wirklichen Konzepte, wie Wien in zehn Jahren ausschauen soll und wie sich
die Stadt bezüglich Wirtschaftsstandort, Arbeitsmarkt, Verkehrsentwicklung und
Stadtidentität entwickeln soll.
Um es kurz
zusammenzufassen: Step by step geht es ins stadtplanerische Out.
Wir lehnen den Rechnungsabschluss ab. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster
zu Wort gemeldet ist GR Dipl Ing Al-Rawi. Ich erteile es ihm.
GR Dipl Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische
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