Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 96
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte,
Herr Stadtrat. Es ist nun dein Part.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich habe den Ausführungen sehr genau gelauscht, und
wenn ich orten will, worauf sich der lebendigste Teil der Debatte bezog, dann
kann ich sagen: Auf das Donauinselfest! Und ich denke mir, dass es ein gutes
Zeichen ist, wenn wir uns im Zuge einer Debatte über Kultur- und
Wissenschaftspolitik in dieser Stadt über ein – wie ich meine – sehr
wichtiges und schönes Ereignis, das am vergangenen Wochenende stattgefunden
hat, so echauffieren können! Ich meine, das ist wunderbar!
Im Übrigen hat es gestern mit einem sehr schönen,
auch klassisch angehauchten Abend geendet, nämlich mit einem großen Open-Air
der Wiener Symphoniker. Jedenfalls freue ich mich aber, dass wir auch im Rahmen
der Kulturdebatte über dieses Donauinselfest reden, das von vielen belächelt
wird, aber von noch viel mehr Leuten besucht und geschätzt wird. Ich glaube, es
ist ein wichtiger Teil des Kulturlebens dieser Stadt!
Meine Damen und Herren! Ich werde versuchen, meinen
Bericht und meine Stellungnahme möglichst kurz zu halten. Was soll man auch
sehr viel mehr sagen? Wenn Budgets und Rechnungsabschlüsse in Zahlen gegossene
Politik einer Regierung sind, dann kann man zu diesem Rechnungsabschluss nur
sagen: Es ist dies mit einem Plus von knapp 4 Prozent gegenüber dem
Vorjahr und von 5,5 Prozent gegenüber dem Voranschlag ein sehr schöner und
für die Kultur in der Stadt sehr guter Rechnungsabschluss! Der Anteil der
Kultur am Gesamtbudget ist auf 2,12 Prozent gestiegen. Auch hier macht uns
der Vergleich sicher: Wenn wir uns anschauen, wie dieselben Zahlen in anderen
Bundesländern oder auch in anderen Gebietskörperschaften wie zum Beispiel im
Bund ausschauen, dann kann sich das mehr als sehen lassen!
Meine Damen und Herren! Ich lade Sie – bei allem
Verständnis für die Rolle der Opposition – ein, das ein wenig Revue
passieren zu lassen, gleichzeitig auch ein bisschen in die Zukunft zu schauen,
ein wenig Ihre parteipolitische Brille zur Seite zu legen und mit mir ein
bisschen darüber nachzudenken, was alles geschehen ist! – Da kann man doch
sagen, dass es in den letzten fünf Jahren zu einer sehr massiven Ausweitung des
Kulturangebots gekommen ist, und das in einer Stadt, die ohnedies schon ein
sehr großes Kulturangebot hatte. Und diese Ausweitung des Kulturangebotes wurde
auch angenommen: Immer mehr Menschen besuchen heute Kulturveranstaltungen, es
wird ihnen ein reichhaltigeres Kulturangebot bereitet als jemals zuvor, und das
spiegelt sich in Zufriedenheit wider, auch durchaus in konstruktiver Kritik der
Wienerinnen und Wiener, aber auch der Leute, die hierher kommen; von der Steigerung
der Nächtigungszahlen wurde schon gesprochen.
Es gab in den letzten fünf Jahren nicht nur eine
quantitative Ausweitung des Angebotes, sondern natürlich vor allem auch eine
qualitative Ausweitung, was sich auch in den Investitionszahlen in die neuen
Einrichtungen widerspiegelt, und es wird in den nächsten Jahren darum gehen,
diese Ausweitung des Angebotes mit einer Verbreiterung des Zugangs zu
kombinieren: Es sollen noch mehr Menschen als bisher an der Kultur teilhaben.
Diese Ausweitung des Angebots ist – wie Sie ja wissen – im Grunde die
Strategie oder die Ausrichtung der Kulturpolitik, und damit unterscheidet sie
sich massiv von anderen Kulturpolitiken etwa in unseren Nachbarländern, aber
auch in unseren Nachbarbundesländern oder auch von der Kulturpolitik der
Bundesregierung. Wien ist in der Tat anders, denn es geht hier um eine
Erweiterung des Angebots und um eine Erweiterung des Zugangs. Darum geht es in
Grundzügen, und das findet auch allenthalben Zustimmung, sowohl in den Medien
als auch – was noch wichtiger ist – bei den Menschen in dieser Stadt,
die dieses gesteigerte Angebot gerne annehmen.
Es wurde in den Reden auch schon auf die einzelnen
Maßnahmen Bezug genommen. Ich will daher jetzt nicht mehr im Detail darauf
eingehen. Ich möchte aber doch bemerken, dass in den letzten Jahren
Weichenstellungen vorgenommen wurden, über die vorher bestenfalls gesprochen
und diskutiert wurde.
Ich denke dabei an die großen Reformen im
Theaterbereich, ob das nun die eigenen städtischen Bühnen sind, die Vereinigten
Bühnen, wo es auch um eine Ausweitung des Angebots geht, wo es darum geht, dass
es künftig drei statt zwei Bühnen gibt, wo es darum geht, dass es ein
zusätzliches Opernhaus gibt, wo es darum geht, dass auch das
Musikunterhaltungstheater eine Ausweitung und eine Differenzierung erfährt. Das
sind alles Dinge, die man sich überlegt hat, die man diskutiert hat, wo es
darum geht, nicht unerhebliche Mittel bereitzustellen und die nun auch in die
Tat umgesetzt werden. Jetzt kann man damit nicht einverstanden sein, man kann
das kritisieren und man kann sagen, man ist gegen das Theater an der Wien, man
ist dagegen, dass es Musikunterhaltungstheater in der Stadt gibt, das geschieht
auch, darüber wird diskutiert, aber die Tatsache, dass das passiert, wird wohl
niemand ernsthaft in Frage stellen können.
Dasselbe gilt für die so genannte, ich setze das
unter Anführungszeichen, auch für das Protokoll, kleine Theaterreform, für die
so genannten Kleinen in Wien. Wir haben dort eine massive Ausweitung der
Mittel. Wir haben eine gemeinsam, zunächst von allen im Gemeinderat vertretenen
Parteien, dann von der Mehrheit der hier im Gemeinderat vertretenen Parteien,
getragene Theaterreform. Wir haben neue Gruppen, die zum ersten Mal
längerfristige Verträge bekommen. Wir haben überhaupt die Längerfristigkeit der
Verträge ausgeweitet. Wir haben Jurys.
Wir haben in einem Bereich, wie es
woanders überhaupt nicht denkbar ist, die Opposition einbezogen und eingeladen.
Ich stehe auch dazu, eine der wichtigsten Reformen im Wiener Kulturleben
gemeinsam zu machen. Da kann sich doch niemand ernsthaft hier hinstellen und
sagen, es geht um Intransparenz, wir vertuschen und wollen nicht, dass die
Leute etwas davon wissen! Ich bin in dem Geschäft schon sehr lange und ich
kenne
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