Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 96
das Recht, andererseits auch die Verpflichtung,
Kontrollaufgaben wahrzunehmen mit dem Ziel (GR
Godwin Schuster: Wein trinken und Wasser predigen!), Missbrauch oder
Konzentration politischer Gewalt zu verhindern.
Wir, Herr Kollege, wir als Opposition sind der
Kontrolle verpflichtet. (GR Kurt Wagner:
Gibt es Minderheitsrechte im Parlament?) Wir sind jetzt Wien, reden Sie
nicht immer von etwas anderem. Das ist wieder ein Abweichen. (GR Kurt Wagner: Was ist mit
Untersuchungsausschüssen im Parlament?) Machen Sie endlich einmal hier das,
was so notwendig ist. Zeigen Sie hier einmal Ihr Demokratieverständnis, und
dann können wir über anderes reden.
(Beifall bei der ÖVP. )
Meine Damen und Herren! Wir als Opposition (GR Kurt Wagner: Sie können nicht mit
zweierlei Maß messen!) – hören Sie zu! –, wir als Opposition sind der
Kontrolle verpflichtet. Wir fragen nach. Das hätten Sie bei der BAWAG
zeitgerecht tun sollen. (Beifall bei der
ÖVP. – GR Kurt Wagner: Ihr Vertreter vom ÖAAB ist auch im Aufsichtsrat
gesessen! Der hätte auch fragen können!) Sie sollten einmal einen
Benimmkurs machen, glaube ich, Herr Kollege. Das wäre notwendig. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.)
Die Frau Stadträtin...
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend):
Frau Kollegin Korosec, kommen Sie zum Schluss!
GRin Ingrid Korosec
(fortsetzend): Im Interesse der
vielen Bürgerinnen und Bürger... (GR
Godwin Schuster: Ist das Ihr Schlusssatz?) Darf ich den Schlusssatz jetzt
sagen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend):
Bitte, Frau Korosec.
GRin Ingrid Korosec
(fortsetzend): Frau Stadträtin! Im
Interesse der vielen Bürgerinnen und Bürger, die von der Gesundheits- und
Sozialpolitik betroffen sind: Handeln Sie nach Verantwortungsethik! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste
zu Wort gemeldet ist Frau GRin Klicka.
GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wenn man der Frau Korosec so
zuhört, meint man ja wirklich, dass im Bund alles in Ordnung ist. Wir wissen
aber, dass genau das Gegenteil der Fall ist, denn in Wien greift die
Strukturreform im Wiener Gesundheitswesen, sie ist in vollem Gange, im
Gegensatz zu der angekündigten Gesundheitsreform des Bundes unter Frau
Bundesministerin Rauch-Kallat. Auch während der EU-Präsidentschaft ist sie
nicht wirklich präsent gewesen. Es waren einige wenige Themen, die sie
hervorgebracht hat, zum Beispiel den Kampf gegen Diabetes oder die Richtlinie
für Gesundheitsangaben von Lebensmitteln. Aber die großen Probleme im
Gesundheitswesen des Bundes wurden in keinster Weise angegangen und wirken sich
natürlich auf die Länder auch negativ aus.
Das Debakel im
Hauptverband, das die e-card-Einführung verursacht hat, hat viel Geld gekostet
- das Geld der Versicherten, das dabei verschwendet und verpufft wurde - und
auf der anderen Seite werden hohe Belastungen für die Menschen eingeführt durch
die diversen Selbstbehalte. Wir alle wissen, dass es bei der Rezeptgebühr zu
einer Steigerung von 36 Prozent gekommen ist, die Selbstbehalte für
Brillen von 56 bis 100 Prozent gegriffen haben und auch der
Spitalskostenbeitrag durch den Bund auf 97 Prozent angehoben wurde.
Wir in Wien sorgen vor,
dass die Menschen gesund altern können und dass sie auf der anderen Seite, wenn
sie erkranken, auch die notwendige Unterstützung, Behandlung und Betreuung
bekommen. Obwohl durch die umsichtige Finanz- und Wirtschaftspolitik der
sozialdemokratischen Stadtregierung in Wien von 2001 bis 2005
500 Millionen EUR an Schulden abgebaut werden konnten, - und das ist
immerhin eine Reduktion von einem Viertel - konnte gerade im Gesundheits- und
Sozialbereich den Bürgern ein Optimum an Leistungen geboten werden. EU-weit und
auch international werden wir wegen unseres hervorragenden Gesundheits- und
Sozialsystems in der Stadt beneidet, und die PatientInnen profitieren von den
Investitionen in das System. Die Erfolge in Forschung und Wirtschaft tragen
weltweit zu einer Weiterentwicklung der Gesundheitsbetreuung bei.
Die steigenden
Sozialaufgaben machen uns in Wien sehr zu schaffen. Diese Sozialaufgaben sind
im Gegensatz, wie Frau Kollegin Korosec gemeint hat, nicht einfach deshalb
entstanden, weil wir das Geld so gerne hinauswerfen, sondern schon deshalb,
weil die Menschen immer mehr in Armut leben. Die Reichen werden reicher, die
Armen werden ärmer, und die Reichen sind immer die ganz wenigen und die Armen
sind die, die die breite Masse ausmachen. Und dort fehlt es an tatkräftiger
Unterstützung, auch vom Arbeitsminister Bartenstein. Denn wir wissen ganz
genau, dass zwar Jobs angeboten werden, aber Jobs, von denen die Menschen nicht
leben können, und auch für bezahlte Arbeit wird so wenig Geld geboten, dass die
Menschen damit nicht mehr ihr tägliches Leben gestalten können.
Wir in Wien haben allein
für die Transferleistungen im Bereich der allgemeinen Sozialhilfe im Vorjahr um
15 Millionen EUR mehr aufgewendet, das sind plus 10 Prozent, und
seit dem Jahr 2000, seit diese Bundesregierung, diese zuerst schwarz-blaue,
jetzt schwarz-orange Bundesregierung am Werken ist, hat sich diese Ausgabe für
Sozialhilfe verdoppelt.
Wir sind aber stolz
darauf, dass wir im Krankenanstaltenverbund zur Effizienzsteigerung beitragen
konnten für dieses Budget und auch einen wesentlichen Beitrag zum positiven
Rechnungsabschluss leisten konnten. Im Bereich des Krankenanstaltenverbundes
wurden 1,125 Milliarden EUR an Zuschuss geleistet, und es wurde dabei
nicht kaputt gespart, sondern die Investitionen wurden zielorientiert und
zielgerichtet verwendet, um die Strukturverbesserungsmaßnahmen im Pflegebereich
durchführen zu können.
Die Steigerung des
Personalaufwandes gegenüber dem Vorjahr beläuft sich auf 3,7 Prozent, und
das
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