Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 118
Häupl-Belastungspaket wird die Gesamtbelastung durch die Steuern - und zwar durch diese Steuern - auf insgesamt 159 Millionen EUR hinaufschnellen.
Die Erhöhung der Müllgebühren – bitte, da sind wir im
Umweltbereich! - um 20 Prozent, das ist doch Irrsinn! Insgesamt macht die
Mehrbelastung durch Müll- und Kanalgebühren damit im Jahr 2006 76 EUR
für jeden Wiener Haushalt aus - und das allein, bitte, in Ihrem Umweltressort,
Frau Stadträtin! Sie müssen sich da ein bisschen zur Wehr setzen!
Nun komme ich zu Punkt 2 - und ich glaube, in
einer allgemeinen Debatte ist es wirklich einmal angebracht, die
Demokratisierungsdiskussion in diesem Hause zu führen.
Wie die letzten Tage gezeigt haben, mangelt es dieser
Sozialdemokratie und vielen SPÖlern einfach an Verständnis für Demokratie.
Schauen Sie nur etwa in den Gewerkschaftsbund: Wenn dort wirklich gelebte
Demokratie herrschen würde - und die Sozialdemokraten sind dort schon
maßgeblich an der Macht, sie sind es auch hier im Rathaus -, wenn im
Gewerkschaftsbund gelebte Demokratie vorzufinden wäre, könnte es ja nicht zu
solchen Zuständen kommen. Aber es wurden ja alle demokratischen Instrumentarien
und Gremien ausgeschaltet, und nur so kann es zu solch einem Desaster im
Gewerkschaftsbund kommen.
In diesem Zusammenhang muss ich Ihnen ein Zitat
bringen. Es hat gestern, am 25. Juni 2006, Herr Cap bei Herrn Barazon in
der Sendung "Offen gesagt" Folgendes gesagt: Cap nannte den ÖGB einen
"Saustall"! - Wenn ich das hier sage, dann sagt man, das verletzt die
Würde des Hauses, das darf der Blind nicht sagen. Aber ich frage Sie trotzdem,
meine Herrschaften: Wer hat denn den Saustall gemacht? Wer waren denn die
Schweine dort? Einen Saustall ohne Schweine gibt es nicht! - Das müssen Sie
Herrn Cap einmal fragen! Cap stellt fest, dort haben Ihre Leute einen Saustall
gemacht, und ich frage Sie: Wer war das? - Sie können ja dann antworten, Herr
Klubobmann. Sie können ja dann herauskommen und die Namen dieser vielen
Schweine nennen, die dort aus dem ÖGB einen Saustall gemacht haben. Darauf bin
ich schon gespannt! (Beifall bei der FPÖ. – GR Christian Oxonitsch: Dürfen
Sie in der Generaldebatte nicht reden? Ich werde mit Ihrem Klubobmann reden,
dass er Sie ein Mal in der Generaldebatte reden lässt!)
Wie gesagt, ich habe ja nur
Herrn Cap, Ihren Parteifreund, zitiert.
Wie die letzten Tage gezeigt haben, mangelt es Ihnen
wirklich an Demokratieverständnis. In der Demokratie soll einer durchaus die
Macht haben, aber in der Demokratie ist es nun einmal auch notwendig - sonst
ruinieren Sie damit die Demokratie -, dass eine demokratische Kontrolle
erfolgt. Die Kontrollorgane dürfen nicht nur pro forma dahinvegetieren, sonst
gibt es die sattsam bekannte Demokratieverdrossenheit, die sich überall in der
Stadt breit macht.
Was macht die SPÖ im Wiener Rathaus falsch - und ist
noch dazu maßlos stolz darauf? – Ein Beispiel aus dem Umweltressort: Da gibt es
die WKU, die Wiener Kommunal- und Umweltschutzgesellschaft. Wir haben natürlich
zugestimmt bei der Gründung dieser Gesellschaft, weil wir dachten, na ja, das
wird schon so was sein. - Aber diese wurde gegründet, um die dritte
Müllverbrennungsanlage am Gemeinderat vorbeiplanen - da schütteln Sie den
Kopf?; dann müssen Sie eben ins Umweltressort gehen, dann würden Sie es wissen!
-, vorbeibauen und errichten zu können! (GR Christian Oxonitsch: Nur weil
Sie schlafen? Dann schlafen Sie ein bisschen weniger! Denn: Die Müllverbrennung
"vorbeizuschwindeln"? Vielleicht sollten Sie ein bisschen munterer
sein!)
Diese Gesellschaft, die WKU, hat vom Bürgermeister -
nicht vom Gemeinderat! - den Auftrag bekommen, dort irgendetwas zu tun. Wir im
Gemeinderat haben es nicht gewusst - Sie haben es gewusst, weil Sie mit dem
Bürgermeister immer beim Verzetnitsch im Penthouse baden sind, das weiß ich
schon. Aber wir haben nichts erfahren, und das ist ja das Entscheidende!
Diese Gesellschaft hat den Auftrag
erhalten, die Wiener Müllverbrennungsanlage, und zwar die dritte, zu errichten.
Wir im Gemeinderat haben natürlich nichts mitzureden, und das hat uns ja Herr
Bortenschlager bei der Eröffnung beziehungsweise bei der Grundsteinlegung
dieser dritten Müllverbrennungsanlage gesagt, indem er von einer "privaten
Firma" sprach. Das hat auch die Frau Stadträtin gesagt, indem Sie meinte: Fragen
Sie mich nicht! Das macht die WKU. Das ist eine private Firma, da haben wir gar
keine Möglichkeit, Ihnen Auskunft zu geben! - Da sind Sie ja wie die Haserln,
da sagen Sie nichts. Aber natürlich hat der Herr Bürgermeister einen Auftrag
erteilt, das UVP-Verfahren zu betreiben, die Standortsuche durchzuführen und
dort eine Müllverbrennungsanlage zu betreiben. Er hat nicht gesagt, im
Gemeinderat diskutieren wir über eine Trockenstabilatanlage oder vielleicht
eine mechanisch-biologische Anlage oder sonst etwas Gescheites – nein, der Herr
Bürgermeister in seiner Machtvollkommenheit hat der WKU einfach den Auftrag
erteilt: Ich sage Ihnen, Sie machen das!
Nachdem all das passiert ist, wird diese so genannte
Schwindelfirma – was nicht bedeutet, dass die Firma schwindelt, sondern
dass sie zum Schwindeln gegründet wurde – jetzt von der MA 48 rückgekauft,
und wir im Gemeinderat müssen all das fressen, was die so genannte Privatfirma
uns darbietet beziehungsweise eingebrockt hat.
Wie schaut es mit dem Fragerecht
aus? – Es heißt doch, dass es im Gemeinderat eine Fragestunde gibt. (Zwischenruf
von GR Christian Oxonitsch.) Wenn sie nun aber Fragestunde heißt, dann soll
das Entscheidende doch die Frage sein! Die Sozialdemokraten machen sich
allerdings mit ihrer Mehrheit die Geschäftsordnung, und wir können nur nicken.
In dieser Fragestunde dürfen wir ganz kleine, kurze Fragen stellen, sonst ist
der – damals große – Vorsitzende Hundstorfer immer gleich böse
geworden. Jetzt ist er immer ein bisschen betropezt und hat traurige Augen,
aber damals hat er uns immer niedergemacht, wenn eine Frage ein bisschen
begründet
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