Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 118
Steuermitteleinsatz.
Man könnte jetzt noch weiter gehen - aber die Zeit
schreitet vor – und über das, was versprochen worden ist, und über die
Wirtschaftskompetenz reden. Das wäre nämlich ein ganz interessantes Thema,
insbesondere, was die ÖVP betrifft, weil von ihrer Seite ja so zum Ausdruck
gekommen ist, die SPÖ könne nicht wirtschaften, obwohl dieser
Rechnungsabschluss ja etwas ganz anderes faktisch aufzeigt. Aber da gibt es
schon einiges, was man in der Causa der ÖVP aufzählen kann:
1974: Konkurs der Krauland-Bank, ÖVP. - 1982 bis 1984
(GR Dkfm Dr Fritz Aichinger:
"Konsum"!) der WBO-Skandal, Wohnbaugenossenschaft Ost. Bitte
nicht böse sein, aber da waren viele ÖVP-Politiker vor Gericht! – 1986:
Bundesländer-Versicherung; ich will darüber nicht viel reden. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Nein, die
Bundesländer-Versicherung gehört nicht der ÖVP. Wissen wir. Das ist so. – 1989:
Im Milchwirtschaftsfonds – da sind auch keine ÖVP-Politiker drinnen - ist es
immerhin um 1 Milliarde ATS gegangen. - Macht ja nichts, ist kein
Problem. - Rund 250 000 Menschen kommen in Salzburg durch den
WEB-Wohnbauskandal zu Schaden. (GR Dkfm
Dr Fritz Aichinger: Was ist mit der AMAG?) Na ja, da sind auch viele
drinnen gewesen, auch der Lhptm Haslauer, meine sehr verehrten Damen und
Herren! – Vom KTM-Konkurs will ich nicht reden. Das war eh nur der Taus. So
etwas kann passieren. - Die Assmann-Pleite, bitte, im Jahr 1993:
1 000 Mitarbeiter auf der Straße! Emmerich Assmann, der steirische
ÖVP-Landesrat, war wahrscheinlich auch kein ÖVPler. – Und im Zusammenhang mit
der Pyhrn Autobahn, was es da alles gibt! Nur nachdenken! (GR
Mag Wolfgang Jung: "Konsum"! Was war mit dem
"Konsum"?) Ich rede gar nicht von einem Parmalat-Skandal
betreffend die Milchwirtschaft in Italien, in den auch ein österreichisches
Unternehmen verstrickt war.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich komme
jetzt... (GR Kurth-Bodo Blind: Er vergisst den "Konsum"!) - Nein,
das vergesse ich nicht. Das schmerzt sowieso bei mir.
Daher, meine sehr verehrten Damen und Herren, werden
wir Sozialdemokraten dem Rechnungsabschluss zustimmen, weil die Wienerinnen und
Wiener darauf vertrauen dürfen (GR Robert
Parzer: Auch die Länderbank war...!), dass für sie weiterhin ein hohes Maß
an sozialer und öffentlicher Dienstleistung bereitstehen wird! (Beifall bei
der SPÖ. – Ironische Heiterkeit des GR Kurth-Bodo Blind. – Ruf bei der FPÖ:
...verteidigen! – GR Franz Ekkamp, zu seinem Sitzplatz zurückkehrend: Ich
brauche nichts zu verteidigen! – Ruf bei der FPÖ: Ist "eh alles in
Ordnung"!)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Mir liegt nunmehr nur noch die Wortmeldung des Herr Vizebürgermeisters vor. -
Herr Dr Rieder, bitte schön!
VBgm Dr Sepp Rieder: Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrte Damen und Herren!
Ein zarter Hauch eines Wahlkampflüftchens - mehr war
es, glaube ich, nicht - ist durch den Saal gegangen. Und es ist vielleicht noch
weniger überraschend, dass manche der Beiträge oppositioneller Redner
messerscharf an der Realität vorbeigegangen sind. (StR Dr Johannes Hahn: Jessas na! Was war das genau?) Ersparen Sie
mir, dass ich jetzt in Details eingehe, ich möchte nur den Beitrag eines
Redners herausgreifen, der zwar zu Beginn darüber gewettert hat, dass so wenige
im Saal sind, um miteinander sprechen zu können, der aber jetzt selbst nicht im
Saal ist. Ich meine damit Dr Schock - damit sich nicht andere, die auch
nicht hier im Saal sind, betroffen fühlen.
Er hat nämlich das Wort - wie hat er gesagt? -: „Der
Wahlkampf ist die Stunde höchster Unwahrheit" offenbar in eigener Sache
sehr ernst genommen. Er hat hier – Sie erinnern sich daran - maßlos und
eigentlich in einer irritierenden Weise, um das freundlich zu umschreiben,
behauptet, unser Bürgermeister hätte in der Gemeinderatssitzung am
3. Oktober in Beantwortung einer mündlichen Anfrage eine Wählertäuschung, wie
er es genannt hat, begangen, indem er bestritten hätte, obwohl er das alles
damals schon gewusst hätte - ein Wissen, das ihm von Schock unterstellt worden
ist -, was danach an Gebührenerhöhungen kommt.
Ich habe mir jetzt das Protokoll geben lassen und
habe eigentlich den Eindruck, dass das, was Dr Schock da gemacht hat, ein
klassisches Beispiel einer Protokollfälschung war, denn in Wirklichkeit findet
sich in den Ausführungen des Bürgermeisters keine wie immer geartete Behauptung
in der Richtung, wie es hier gesagt worden ist. Zunächst ist es in der Frage
und Antwort um die Wiener Linien gegangen, und da hat der Bürgermeister
dezidiert ausgeschlossen, dass es zu einer Erhöhung des Fahrpreises kommt - und
bis zum heutigen Tag gibt es ja seit 3. Oktober 2005 keine Erhöhung. Und
er hat auch da ausdrücklich gesagt, es gibt keine Garantie.
Punkt 2 hat sich dann noch einmal darum gedreht.
Es wurde wiederum dezidiert ausgeschlossen und gesagt, es gibt keine Erhöhung
der Tarife.
Dann ist die Frage von Mag Ebinger betreffend
die Strom- und Gaspreise gekommen. Darauf hat der Bürgermeister gesagt: „Ich
frage mich jetzt langsam, ja, warum man nicht überhaupt gleich eine Garantie
dafür verlangt, dass auf mindestens ein Jahr, maximal vier Jahre, alle
Gebühren, alle Einnahmen der Stadt Wien, alles eingefroren wird und nichts mehr
stattfindet? Das einzige, was ich Ihnen versprechen kann, ist, dass ich diese
Stadt nicht in einen finanziellen Ruin führen werde."
Dann geht es weiter, und jetzt kommt das, was Sie aus
dem Protokoll herausgefischt haben: „Mir ist auch hier kein Bemühen oder keine
Überlegung bekannt, zu Energiepreiserhöhungen zu kommen." (StR DDr
Eduard Schock: Fünf Monate vor der Tariferhöhung, Herr Vizebürgermeister!)
Hören Sie zu, lesen Sie das, lieber Herr
Dr Schock! (StR DDr Eduard Schock: Er hat es angeblich nicht gewusst!
Das ist ein Armutszeichen!) Spielen Sie nicht tibetanische Gebetsmühle,
sondern hören Sie einmal zu! Auch das gehört zur Politik, dass man gelegentlich
zuhört und nicht nur da vorne hinredet.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular