Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 118
Biotech-Bereich und
in allen anderen Forschungsgeschichten immer nur einige wenige, relativ große
Betriebe zum Zug kommen, aber dass man einfach darüber hinaus gehen muss und
dass man sich dann direkt - und das sage ich auch ganz bewusst - als Stadt Wien
einmal überlegen sollte, ob man nicht zum Teil jetzt tatsächlich für die
Gewerkschaften einspringt und eine Vorreiterinnenrolle als Arbeitgeber bei der
Gemeinde Wien übernimmt, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Die Grünen haben, um ihrer Forderung nach
der 35 Stunden-Woche Genüge zu tun, schon, glaube ich, vor 10 Jahren
eine Betriebsvereinbarung, die im Übrigen gültig ist, in allen Bereichen der Grünen hineingeschrieben, dass wir die
35 Stunden-Woche haben. Und wir versuchen es, bestmöglich zu leben. Ich
habe nur von den Gewerkschaftern immer wieder gehört - auch in der
Sozialdemokratie – 35 Stunden-Woche jetzt. Und nicht mehr als zum Beispiel
diese Forderung zeigt ja, wie sinnvoll es ist, dass die Gewerkschaft von sich
aus sagen würde, wir wollen unsere Funktionäre und Funktionärinnen nicht in
irgendwelche Schwierigkeiten bringen, dass Sie in den legislativen Gremien was
anderes beschließen sollen, als was sie in der Gewerkschaft immer voll
versprechen, denn die Gewerkschaft hat immer die 35 Stunden-Woche
gefordert, inklusive Kollege Hundstorfer. Aber was hat Kollege Hundstorfer in
der Gemeinde Wien jemals für die 35 Stunden-Woche getan?
Nichts, absolut
nichts. Und wenn wir uns überlegen, die 35 Stunden-Woche in Wien
eingeführt - jetzt höre ich schon wahrscheinlich einige von der ÖVP
aufschreien, das gehe ja nicht, Privilegien et cetera. Aber schauen wir uns
doch die Unternehmerprivilegien - unter Anführungszeichen - an, die arbeiten
können, wann sie glauben, dass es für sie richtig ist, und, wie wir ja gesehen
haben, explodieren die Gewinne.
Eine
35 Stunden-Woche ist kein Privileg, eine 35 Stunden-Woche ist eine
Auseinandersetzung, wenn man glaubt, es ist sinnvoll, das gemeinsame Vermögen
und auch die gemeinsame Arbeit, die zu leisten ist, gerechter aufzuteilen. Und
da geht es einfach darum, dass bei den niedrigeren und niedrigsten Einkommen
selbstverständlich keine Kürzung des Einkommens erfolgt. Ich sage, bei sehr
hohen Einkommen lasse ich gerne mit mir reden, aber da könnten wir Arbeitsplätze
schaffen, schlagartig in Wien an die 7 000 bis
8 000 Arbeitsplätze mehr, nur im Bereich der Gemeinde Wien.
Das wäre einmal ein
Versuch. Würden Sie mitgehen bei einer Forderung nach einer
35 Stunden-Woche? (GR Dkfm Dr Fritz
Aichinger schüttelt den Kopf.) Nein, also eindeutig nein. Also bleiben wir
wieder alleine als Wiener Grüne.
Da merkt man nämlich, dass es in Wirklichkeit Lippenbekenntnisse sind, wenn es
darum geht, dass Sie als ÖVP sagen, Sie wollen die Arbeitslosigkeit bekämpfen.
Und in dem Sinn, meine sehr geehrten Damen und Herren... (Zwischenrufe bei
der ÖVP.) Entschuldigen, können Sie ein bisschen lauter sprechen. (Zwischenruf von GRin Mag Barbara
Feldmann.) Nein, dann haben Sie nicht zugehört, das tut mir Leid. Nehmen
Sie die Ohrstöpsel raus. Ich habe über experimentelle Wirtschaftspolitik
geredet, ich habe über Investitionen über den direkten Bereich der Gemeinde
Wien hinaus gehend gesprochen, ich habe über die Förderung von, und zwar auch
im kleineren Bereich, von Wissenschaft, Forschung et cetera gesprochen und
selbstverständlich geht es auch darum - und da kann ich Kollegen Stark nur
Recht geben -, die Eigenkapitalbasis für Kleinst- und Kleinbetriebe zu
forcieren.
Aber es war, und das möchte ich schon betonen, die
Grüne Wirtschaft. Es war die Grüne Wirtschaft, die in Wien gegründet worden und
die dann auf Bundesebene ziemlich erfolgreich angetreten ist. Es war die Grüne
Wirtschaft, die das Thema Kleinst- und Kleinbetriebe bei der Wirtschaftskammer
und dann auch bei den anderen Parteien erst zu einem Thema gemacht hat. Alle
anderen haben geschlafen und es war unsere Grüne Wirtschaft, der es gelungen
ist, endlich einmal auch in der Wirtschaftskammer die Kleinst- und
Kleinbetriebe zu thematisieren. Und in dem Sinn glaube ich, dass von uns Grünen schon immer wieder Vorschläge
kommen, sowohl wirtschaftsseitig als auch selbstverständlich
arbeitsmarktseitig.
Und damit, meine sehr geehrten Damen und Herren,
hoffe ich, dass ich im nächstjährigen Rechnungsabschluss ein bisschen positiver
über die Gemeinde Wien sprechen kann, dass sich tatsächlich etwas bewegt hat
und dass nicht letztendlich nur die finanziellen Mittel, die es seitens des
Bundes ein bisschen mehr gegeben hat, auch ein bisschen weitergegeben worden
sind, manchmal sinnvoll, manchmal weniger sinnvoll. Sicher sind durchaus einige
ganz tolle Sachen passiert, sicher ist durchaus weniger Sinnvolles passiert.
Das hat man im Laufe des vergangenen Jahres auch immer wieder am
Abstimmungsverhalten gemerkt, denn letztendlich ist es ja so, dass bei der
Rechnungsabschlussdebatte die Highlights des vergangenen Jahres noch einmal
dargestellt werden, denn viel Neues ist es ja nicht. Und in dem Sinn wünsche
ich mir eine Verbesserung für die kommenden Jahre, und ich glaube irgendwie
schon daran. Man darf sich den Glauben an was Besseres nicht nehmen lassen,
oder? Das darf man sich tatsächlich nicht nehmen lassen, sonst wäre es einfach
sinnvoll, man hört auf, Politik zu machen. Aber dafür reizt mich das Ganze noch
viel zu sehr. Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr Dkfm Dr Aichinger. Ich erteile es ihm.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ziemlich leerer Saal wieder, Privatissimum, aber das
sind wir bei der Rechnungsabschlussdebatte ja schon sehr gewöhnt.
Was ist der Rechnungsabschluss,
meine Damen und Herren? Und ich möchte den unter ein Motto stellen, und dieses
Motto lautet "Verwalten statt Gestalten". Was ist rausgekommen bei
dem Rechnungsabschluss? Ein
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