Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 118
jetzt erst im Wirtschaftsförderungsfondsbeirat besprochen, vor fünf Jahren haben wir das gemacht, und es ist noch immer nichts geschehen.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Das ist das, was Sie zu verantworten haben! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Worum es aber
geht, ist, dass für die Zukunft dieser Stadt, für die wirtschaftliche Dynamik
etwas getan wird, mehr getan wird, als von dieser Stadtregierung ausgeht. Eine
Möglichkeit wäre etwa am Flugfeld in Aspern, aber da streiten sich wieder zwei
Stadträte, und dadurch kommt man nicht weiter.
Es gäbe genug für diese Stadt zu tun, meine sehr
geehrten Damen und Herren! Fangen Sie als Wiener SPÖ endlich damit an, nehmen
Sie sich ein Vorbild an Wolfgang Schüssel und seinem Reformkurs der letzten
Jahre. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ – GR Godwin Schuster: Das ist
herrlich!)
Diesem Rechnungsabschluss können wir nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Oxonitsch.
GR Christian Oxonitsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrter Herr Vizebürgermeister!
Ich fange gleich mit dem letzten Punkt an. Wir werden
uns sicher kein Vorbild an Wolfgang Schüssel nehmen. Mit Garantie. (Beifall
bei der SPÖ. – Rufe des Bedauerns bei der ÖVP.)
Denn wenn man sich ansieht,
was das Ergebnis dieses so genannten Reformkurses ist, so war es ein ganz
deutlicher Kurs des Kaputtsparens, ein Kurs, der wirtschaftsschädigend war, ein
Kurs, der im Endeffekt auch finanzpolitisch schädigend war in diesem Land. Und
diesen Kurs, meine Damen und Herren, werden wir sicherlich nicht fortsetzen! (Beifall bei der SPÖ.)
Schauen wir ihn uns doch
konkret an. Wir stehen vor einer Rekordarbeitslosigkeit in Österreich, zu
verantworten ganz klar durch mangelnde Investitionen für aktive
Arbeitsmarktpolitik – ein Bereich, dem diese Wiener Stadtregierung eine
besondere Bedeutung zumisst. Wir haben eine Situation in Gesamtösterreich, dass
sich die Jugendarbeitslosigkeit verdoppelt hat in den letzten Jahren, wir
stehen vor der Situation, dass die Lehrstellenlücke in Gesamtösterreich weiter
aufgeht, wir stehen vor einem schwachen Beschäftigungswachstum, wir sind hier
um 60 Prozent unter dem Durchschnitt der EU 15, wenn man sich die
Berechnung ansieht. Wir stehen vor einem Rückfall des Wirtschaftswachstums, den
diese Bundesregierung mit ihrer desaströsen Wirtschaftspolitik zu verursachen
hat, und wir stehen im Endeffekt auch vor einem Rückgang des privaten Konsums.
Die Steuerreform hat – gerade an dieser Position lässt es sich deutlich ablesen
– ihr Ziel verfehlt, nämlich den privaten Konsum anzukurbeln, ganz im
Gegenteil, der private Konsum nimmt ab und das zeigt einmal mehr, dass hier
nicht eine Politik für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für die
Österreicherinnen und Österreicher gemacht wurde, sondern für einige wenige
Großkonzerne, und das ist nicht die Form von Politik, die wir uns als Wiener
Sozialdemokraten vorstellen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir sind, das zeigt
eindrucksvoll der Wiener Rechnungsabschluss, auf einem anderen Kurs, als es die
Bundesregierung im Bereich der öffentlichen Investitionen ist. Wir in Wien
haben in diesem Rechnungsabschluss einmal mehr gestiegene öffentliche
Investitionen, gerade als Instrument auch für Beschäftigung in dieser Stadt
vorgelegt, und man kann es sehr eindrucksvoll nachlesen. Österreich ist seit
2002 das absolute Schlusslicht in der Europäischen Union, wenn man sich die
öffentlichen Investitionen ansieht. Und das sieht man einfach sehr deutlich. Es
wird tatsächlich einer aktiven Arbeitsmarktpolitik keine Bedeutung geschenkt.
Und daher ist der Kurs Wolfgang Schüssel kein Vorbild für die Wiener
Sozialdemokratie, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der SPÖ.)
Wir werden im Endeffekt auch
nicht den Kurs fortsetzen beziehungsweise übernehmen, den Wolfgang Schüssel hier
in diesem Land begonnen hat, indem das Familiensilber verscherbelt wird, indem
die Löhne sinken und indem die Inflation noch angeheizt wird. Das sind nur ein
paar Eckpunkte und ein paar Anmerkungen zum Kollegen Tschirf. Wir werden in
vielen Detailbereichen noch in den kommenden beiden Tagen die Gelegenheit
haben, hier Unterschiede im Politikverständnis der Wiener Sozialdemokratie zum
Politikverständnis der Bundesregierung herausarbeiten. Das sind nur ein paar
Anmerkungen dazu.
Und ein ganz zentraler Punkt,
mit dem diese Bundesregierung angetreten ist, von dem wir nie sonderlich viel
gehalten haben, wenn dieses Ziel zu erreichen ist, ich sage jetzt einmal, zum
Nachteil der österreichischen Wirtschaft, zum Nachteil der österreichischen
Arbeitnehmer, war gerade, dass der Schuldenstand abgebaut wird. Das war ja so
die große Nebelbombe, die hier geworfen wurde, wo man gesagt hat, man muss halt
viel ertragen, steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Reallöhne,
Pensionskürzungen, damit der Schuldenstand abgebaut wird. Sehen wir uns die
konkreten Zahlen an. Tatsache ist, die Regierung Schüssel hat alles
verschleudert, was nur ging, und zusätzlich die Österreicherinnen und
Österreicher mit 58 Maßnahmen belastet. Und im Endeffekt, was war das
Ergebnis? Der Schuldenstand dieser Regierung ist gestiegen!
Wir in Wien gehen bewusst einen anderen Weg, wir
gehen ganz bewusst einen anderen Weg in der Wirtschaftspolitik, in der
Finanzpolitik, und das belegt dieser Rechnungsabschluss.
Was sind diese zentralen Punkte?
Die Investitionen, ich habe es schon angeführt und es wurde auch seitens des
Herrn Finanzstadtrates schon ausgeführt, die Investitionen befinden sich auf
einem Rekordniveau. Die Arbeitsmarktoffensive wurde fortgesetzt, es wurden
zusätzliche Mittel für die Wirtschaftsförderung, aber auch für den Bereich der
aktiven Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung gestellt. Der Rechnungsabschluss ist
positiv - das
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