Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 118
(Beginn um 9.02 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Einen wunderschönen guten Morgen!
Ich darf die Sitzung des Gemeinderates für eröffnet erklären
und meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass wir vier erfolgreiche Tage
absolvieren werden.
Für diese Sitzung entschuldigt sind Herr GR Dr
Aigner, Frau GRin Matiasek und Frau GRin Mag Ringler wegen Krankheit sowie
Herr Dr Madejski für den heutigen Vormittag.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass eine
schriftliche Anfrage des Klubs der Wiener Freiheitlichen eingelangt ist.
Vor Sitzungsbeginn sind auch zwei Anträge des Grünen
Klubs eingelangt.
Die Fraktionen wurden entsprechend informiert. Die
Zuweisungen erfolgen wie beantragt.
Herr Bezirksvorsteher Norbert Scheed hat mit
22. Juni 2006 auf sein Mandat im Gemeinderat der Stadt Wien
verzichtet. Der Herr Bürgermeister hat gemäß § 92 Abs 2 der Wiener
Gemeindewahlordnung auf das dadurch frei gewordene Mandat das in Betracht
kommende Ersatzmitglied im Wahlvorschlag der Sozialdemokratischen Partei
Österreichs, Herrn Ernst Nevrivy, in den Gemeinderat berufen.
Gemäß § 19 der Wiener Stadtverfassung ist das
Gemeinderatsmitglied anzugeloben. Ich ersuche die Frau Schriftführerin, die
Gelöbnisformel zu verlesen, und das neue Gemeinderatsmitglied, auf meinen
Aufruf hin das Gelöbnis mit den Worten "Ich gelobe" zu leisten. - Ich
bitte um Verlesung.
Schriftführerin GRin Hedwig Petrides:
"Ich gelobe der Republik Österreich und der Stadt Wien unverbrüchliche
Treue, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie gewissenhafte Erfüllung
meiner Pflichten."
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Ernst Nevrivy.
GR Ernst Nevrivy (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Ich gelobe.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
Angelobung ist vollzogen. - Ich heiße dich im Wiener Gemeinderat herzlich willkommen!
(Allgemeiner Beifall.)
Ich möchte an dieser Stelle Herrn Bezirksvorsteher
Scheed alles, alles Gute für seine neue Funktion wünschen. Er war im Wiener
Gemeinderat vor allem engagiert im Gemeinderatsausschuss Finanzen, Wirtschaft
und Wiener Stadtwerke sowie im Gemeinderatsausschuss Umwelt. Ich hoffe für
seine neue Funktion, es möge alles in Erfüllung gehen.
Wir gelangen zur Postnummer 1 der Tagesordnung.
Sie betrifft den Rechnungsabschluss der Bundeshauptstadt Wien für das
Jahr 2005.
Für die Beratung und Erledigung des
Rechnungsabschlusses schlage ich folgende Vorgangsweise vor: Nach einem
einleitenden Referat von Herrn VBgm Dr Sepp Rieder erfolgt die allgemeine
Beratung des Rechnungsabschlusses und im Anschluss daran die Debatte über die
Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft und Wiener Stadtwerke. Voraussichtlich am
Dienstag dieser Woche wird nach dem Schlusswort des Berichterstatters über die
Anträge zum Rechnungsabschluss und zum Inventar abgestimmt werden.
Wenn keine Einwendung erfolgt, werde ich so vorgehen.
- Es wird keine Einwendung erhoben, Sie sind alle damit einverstanden.
Nun bitte ich den Herrn Vizebürgermeister, mit seinen
Ausführungen zu beginnen.
Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: Herr
Bürgermeister! Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wien gehört zu den ganz wenigen Millionenstädten in
Europa, die ihren Einwohnern und Bürgern ein Optimum an kommunalen Leistungen
unter sozial zumutbaren Bedingungen bieten, ohne sich deshalb exorbitant zu
verschulden. Wir haben in den letzten Jahren nicht nur diese Verschuldung
vermieden, sondern unseren Schuldenstand innerhalb weniger Jahre um ein Viertel
verringert und stehen nun bei einer Pro-Kopf-Verschuldung von nicht einmal
1 000 EUR.
Jetzt kann man sagen: Das ist eine
Selbstverständlichkeit in Europa, eine Selbstverständlichkeit in Österreich,
das machen alle Städte, also was ist daran Besonderes? - Im "Kurier"
vom 3. Juni 2006 wurde unter dem Titel "Über den Städten kreist der
Pleitegeier" eine Darstellung veröffentlicht, die zeigt, dass die Realität
jedenfalls auch in Österreich eine andere ist. Nach diesem Artikel ist die
Pro-Kopf-Verschuldung in Wiener Neustadt, Krems und St Pölten vier Mal so
hoch, in Graz und Linz doppelt so hoch wie in Wien, dort besteht also eine ganz
andere Ausgangslage.
Wenn man es mit der Situation vieler Kommunen
beispielsweise in Deutschland vergleicht, dann stellt man fest, dass dort die
Situation so weit gediehen ist, dass viele Städte ihr Familiensilber verkaufen
müssen oder in einer unkontrollierten Privatisierung Zuflucht suchen müssen.
Dresden hat vor wenigen Wochen die kommunalen Wohnungen an private Investoren
veräußert - mit den dramatischen Sorgen, die dort bei den Mietern entstanden
sind, es könnte damit die Wohnung zum Spekulationsobjekt werden. Ebenfalls vor
wenigen Wochen hat eine andere deutsche Stadt, Pforzheim, sich genötigt
gesehen, 51 Prozent des Besitzes an kommunalen Verkehrsbetrieben an den
großen französischen Konzern Veolia zu verkaufen.
Wenn man diese Situation sieht, dann weiß man es
schon zu schätzen, dass Wien einen anderen Weg gegangen ist und sich in einer
anderen Situation befindet. Ich kann Ihnen versichern, für uns sind beide
Vorgangsweisen, weder die Veräußerung der kommunalen Wohnungen noch die
Privatisierung der Verkehrsbetriebe, in irgendeiner Weise ein Beispiel. Für uns
ist das sicher kein Thema! (Beifall bei der SPÖ.)
Um bei dem Punkt zu bleiben: Es
ist vielleicht einigen von Ihnen noch in Erinnerung, dass Finanzminister Karl
Heinz Grasser im April mit einer großen Rüge in die Zeitungen gegangen ist.
Sein Vorwurf ging dahin, die Länder, Städte und Gemeinden würden ihren
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