Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 108
ehemals bekannt liberales Land erkannt, dass sein Weg
der falsche war, sodass man heute auch in Richtung Restriktion unterwegs ist. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zur
Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich die Frau amtsführende Stadträtin
der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihr.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Sehr
geehrte Damen und Herren!
Kurz hatte ich mich der Illusion hingegeben, dass die
Begründung und die Sorgfalt, die wir in der mündlichen Stellungnahme hören
werden, etwas genauer und seriöser ist, als es die Anfrage ist. Ich
entschuldige mich für diesen Irrtum; ich vergaß, dass es der Kollege Strache
ist, der diese Begründung persönlich abgeben wird.
Zur Sorgfalt dieser Anfrage möchte ich Sie nur darauf
hinweisen, meine Herren, dass Sie Ihre Dringliche Anfrage an die Frau
amtsführende Stadträtin für Gesundheit und Soziales stellen, und einige Zeilen
weiter unten meinen Sie: „Die gefertigten Gemeinderäte stellen daher gemeinsam
mit den Mitunterzeichnern für den Gemeinderat der Stadt Wien die Dringliche
Anfrage an den Herrn Bürgermeister." Es ist also nicht einmal in dieser
Anfrage klar, an wen sie sich richtet, und ich denke, das ist symptomatisch für
die Seriosität und für die Sorgfalt, die dieser Anfrage zugrunde liegt.
Ich bedauere das außerordentlich, denn zu dem Thema
ist meiner Ansicht nach eine seriöse Diskussion notwendig. (GR
Heinz-Christian Strache: Das Sie ausgelagert haben aus dem Fonds Soziales
Wien!) Ja, mit der Zustimmung Ihres Vertreters! (GR Heinz-Christian
Strache: Sie nehmen das Thema nicht richtig ernst!) Aber ich nehme an, das
wird eines der vielen Dinge sein, die Sie jetzt wieder verleugnen, die Sie auf
einmal nicht wissen und worüber Sie sich nicht entsprechend informiert haben.
Denn das ist leider die Grundlage all dessen, was in dieser Anfrage vorkommt,
und ich darf Sie darauf hinweisen, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten
gibt, sich seriös über die Drogenpolitik und die Präventionsarbeit dieser Stadt
zu informieren.
Ich bedauere es, weil wir eigentlich sowohl im PSD
als auch im FSW und im Drogenbeirat - vor allem mit dem Kollegen Ebinger, der
neu dazugekommen ist - bisher eine recht sachliche Diskussionsgrundlage gehabt
haben. Von meiner Seite werde ich mich weiter darum bemühen, weil, wie gesagt,
das Thema ein sehr, sehr wichtiges ist. Aber Sie müssen sich schon die
Bemerkung gefallen lassen, dass viele der Dinge, die Sie hier fragen, schon
wiederholt beantwortet wurden.
Dieser eine Zwischenruf, Herr Strache, war jetzt
symptomatisch, gerade zu diesem Thema, warum wir die Drogenkoordination
organisatorisch aus dem FSW herausgelöst und an den Psychosozialen Dienst
angegliedert haben. Das hat sehr gute Gründe, weil wir nämlich wissen - und das
entspricht der internationalen Diskussion -, dass sehr viele Drogenabhängige
auch psychisch krank sind und es daher absolut Sinn macht, intensiver, besser
und vernetzter zu arbeiten.
Darüber hat es nicht nur eine ausführliche
Information in der PSD-Sitzung gegeben, es hat sogar eine persönliche Einladung
an alle Fraktionen gegeben. Sowohl Kollege Brinskele als Geschäftsführer als
auch Kollege Dressel haben sich angeboten, die Fraktionen persönlich über die
Hintergründe zu informieren. Die GRÜNEN-Fraktion hat dieses Angebot sehr
ausführlich und sehr kritisch konstruktiv wahrgenommen, und es ist schon ein
bisschen merkwürdig, dass Sie dies nicht getan haben. Nebenbei bemerkt: Im
PSD-Vorstand ist die Statutenänderung einstimmig durchgegangen, aber jetzt
nehmen Sie das hier als einen der vielen Anwürfe - und ich sage, unseriösen
Anwürfe - in dieser Anfrage.
Viele der Dinge, die in dieser Anfrage drinstehen,
ergeben sich aus unserem Drogenkonzept. Fast alle Fragen sind mit den
Unterlagen beantwortet, die wir wirklich sehr bereitwillig, sehr offensiv und
interessiert an jeder konstruktiven Diskussion im Drogenbeirat verteilen. Ich
bedauere, dass diese unsere Informationen offensichtlich nicht gelesen werden,
denn sonst könnten diese Behauptungen nicht in dieser Anfrage vorkommen. Wenn
man nicht unterstellt, dass Sie lügen - und das will ich nicht -, dann kann es
nur so sein, dass Sie offensichtlich alle diese Unterlagen nicht lesen, aber
auch keine Zeitungen und keine Berichte des Bundes lesen. Darauf werde ich in
der Beantwortung der einzelnen Fragen noch näher eingehen, denn sehr viele der
Behauptungen, die da drinstehen, stimmen nicht.
Es stimmt zum Beispiel nicht, dass sich die
Suchtgiftproblematik in Wien radikal verschärft hätte. Wenn Sie zum Beispiel
das Suchtmittel-Monitoring, das wir in der letzten Sitzung verteilt haben und
diskutiert haben, sich nur ein wenig angeschaut hätten, dann wüssten Sie, dass
dies nicht der Fall ist. Ich zitiere: „Der Suchtmittelkonsum der Wiener
Bevölkerung hat sich gegenüber den letzten beiden Jahren kaum verändert."
Ich zitiere weiter: „Auch bei den so genannten härteren Drogen ist kein
signifikanter Konsumzuwachs festzustellen."
Das heißt nicht, dass wir uns zurücklehnen und
denken, es sei ohnehin alles in Ordnung - ganz sicher nicht! Jeder einzelne
Drogenabhängige, und erst recht jeder einzelne Drogentote, ist für uns
unglaubliche Motivation, hier noch aktiver zu werden, noch mehr zu tun, unsere
Maßnahmen noch besser abzustimmen. Aber hier einfach Behauptungen in den Raum
zu stellen, die in keinster Weise mit der Realität in Zusammenhang stehen, ist
kontraproduktiv und nützt der Sache überhaupt nichts.
Sehr geehrte Damen und Herren! Jawohl, in Wien wird
Suchtgift auf dem Schwarzmarkt gehandelt - leider! Der Traum von einer
suchtlosen und drogenfreien Gesellschaft ist genauso unrealistisch wie der
Traum von einer suchtlosen und drogenfreien Stadt. (GR Heinz-Christian
Strache: ...der ungehinderte Verkauf am Karlsplatz uns sonst wo in Wien!)
Diese gibt es nicht, und wir müssen alles daransetzen, um hier Gegenmaßnahmen
zu setzen und vor allem gegen die Kriminalität aufzutreten.
Aber auch Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der FPÖ,
werden mich nicht dazu bringen,
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