Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 108
immer, den Vater nicht, und ich verstehe schon, dass Sie die Diskussion in die Richtung bringen wollen, weil da die Diskussionsmöglichkeiten mit Sicherheit noch breiter sind!
Nichtsdestotrotz möchte
ich Ihnen selbstverständlich zu den einzelnen Punkten Ihrer Anfrage Folgendes
mitteilen:
Zu Punkt 1: Sie
führen richtig an, dass für Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen ein
Deutschkurs angeboten wird, und zwar im Ausmaß von 120 Stunden. Das ist
nicht, wie Sie gelegentlich lapidar angemerkt haben, irgendein so genannter Minideutschkurs!
Ganz im Gegenteil: Für ein fünfjähriges Kind sind 120 Stunden eine ganze
Menge Unterricht!
Bei der vorgezogenen
Schuleinschreibung zu Beginn des Jahres wurde – wie Ihnen bekannt sein
dürfte – bei rund 2 500 Kindern ein Sprachdefizit festgestellt. Ich
darf nur feststellen, dass wir insgesamt gesehen 220 000 Kinder in Wien
haben. Die frühe Sprachförderung für diese Kinder erfolgt auf unterschiedliche
Weise: Einerseits werden Kinder, die bereits bei der Schuleinschreibung einen
Kindergarten besuchten, von Pädagoginnen und Pädagogen individuell gefördert,
und andererseits wird jenen Kindern, die keinen Kindergarten besuchten, die
deutsche Sprache in speziellen, für kleine Kinder geeigneten Kursen vermittelt.
Besonders wichtig für den
erfolgreichen Spracherwerb sind ein möglichst früher Eintritt in den
Kindergarten, der kontinuierliche Besuch des Kindergartens, die Beherrschung
der Muttersprache, die frühe Förderung bei Entwicklungsrückständen, die
Stärkung des Selbstwertes und die Festigung der kulturellen Identität. –
Deshalb sind zusätzlich folgende Maßnahmen in Umsetzung:
In Vereinen
beziehungsweise Vereinszeitungen für Migrantinnen und Migranten wird die
Notwendigkeit des frühen Kindergartenbesuches erläutert und propagiert. Im
Babypaket wird ihnen eine diesbezügliche Informationsbroschüre beigelegt. Zur
Unterstützung der Pädagoginnen und Pädagogen der Wiener Kindergärten werden
zahlreiche interne Fortbildungen und Unterstützung von muttersprachlichen
Betreuerinnen und Betreuern angeboten. Von einer Expertinnen- und
Expertengruppe wird eine Sprachkompetenzbox entwickelt, die für alle Kinder mit
Sprachdefiziten hilfreich sein wird.
In den Wiener Kindergärten
werden unterschiedliche Sprachförderprogramme angewendet, die
wissenschaftlich evaluiert werden und ein Best-Practice-Modell zum Ziel haben.
Weiters wird ein Bildungsportfolio vom Anna-Freud-Forschungskindergarten
entwickelt, der die Fortschritte der Kinder auch im sprachlichen Bereich
transparent machen wird.
Zu Frage 2: Dazu möchte ich
festhalten, dass die 111 zusätzlichen Lehrerdienstposten, die in
Verhandlungen mit dem Bundesministerium durchgesetzt werden konnten,
ausschließlich im Bereich der Volksschule eingesetzt werden, und zwar
zusätzlich zu jenen Stunden, die Begleit-, Stütz-, Beratungs- und
muttersprachliche Lehrerinnen und Lehrer bereits im heurigen Schuljahr in einer
Volksschulklasse unterrichten. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger erhalten
einen speziellen Kurs für das Erlernen der deutschen Sprache, und zwar im
Ausmaß von 11 Wochenstunden. In den restlichen 16 Unterrichtsstunden
werden die Kinder in ihre künftige Klasse integriert, damit sie so rasch wie
möglich auch neue Freunde im Bereich ihrer künftigen Klassenkollegen finden
können und sich an den Unterricht in deutscher Sprache gewöhnen.
Im Bereich der schulpflichtigen Kinder sind
Fördermaßnahmen auf die Anforderungen, die an Quereinsteigerinnen und
Quereinsteigern im Rahmen des Regelunterrichts gestellt werden, auszurichten.
Es wird hier schulbegleitende Lernhilfe gefördert, die es den Kindern
ermöglichen soll, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und so den Schulstoff
leichter bewältigen zu können. In diesem Zusammenhang werden die
Schulberatungsstellen für Migrantinnen und Migranten und REBAS als
Kompetenzzentrum für Lernhilfe von der Magistratsabteilung 17 gefördert.
Allein über die Schulberatungsstelle für Migrantinnen und Migranten wurde im
Jahre 2005 Gruppennachhilfe für zirka 675 Schülerinnen und Schüler
verschiedener Schultypen und -stufen angeboten.
Ein weiteres wichtiges Angebot dieser Einrichtungen
sind die Sommerdeutschkurse, die sich ausschließlich an Quereinsteigerinnen und
Quereinsteiger richten. In Planung ist ein Förderprogramm für zwei Ferienmonate
mit Schwerpunkt Sport.
Nicht vergessen werden selbstverständlich auch jene
Jugendlichen, die erst nach der Schulpflicht neu nach Österreich kommen. Unter
dem Titel "Start Wien" wird ein Bündel an Maßnahmen gefördert. Vor
allem der Verein “Interface Jugendbildungswerkstatt“ leistet hervorragende
Arbeit im Bereich Konzeptentwicklung und -umsetzung. Bereits im Vorjahr konnten
zirka 480 Jugendliche einen Deutschanfänger- und/oder
Fortgeschrittenenkurs absolvieren. Für heuer ist ein weiterer Ausbau der
Kursplätze auf zirka 790 geplant.
Das erste Jahr hat gezeigt, dass das Kursmodell kurz,
intensiv und praxisbezogen mit sozialarbeiterischer Begleitung eine hohe
Erfolgsquote zeitigt. Das Aufeinandertreffen von Jugendlichen unterschiedlicher
Herkunftsländer lässt die Jugendlichen die Diversität ihrer neuen Heimatstadt
sofort erkennen und ermöglicht es den Lehrerinnen und Lehrern, diese Vielfalt
als positiven Wert zu vermitteln.
In Kooperation mit dem Verband der Wiener
Volksbildung und seinen Volkshochschulen wurde diese Kursschiene weiter
ausgebaut. Im Jahr 2006 kann über diese zwei Träger in ganz Wien flexibel
und zielgruppenorientiert ein Kursprogramm für zirka
1 000 Jugendliche angeboten werden. Derzeit wird am Aufbau und an der
Weiterentwicklung eines Förderungsprogramms für Kinder und Jugendliche gearbeitet.
Zu Frage 3: Der
Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund an höheren Schulen ist ständig im
Steigen begriffen. Derzeit haben bereits etwa 25 Prozent aller
Gymnasiasten in der Unterstufe von Allgemein Bildenden Höheren Schulen einen
Migrationshintergrund.
Somit zu Frage 4:
Von den 3 112 Schülern, die in
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