Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 52
übrigens schon ewig so, nur da
waren Sie mit dem Prater noch nicht beschäftigt!)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Herr GR Hoch hat sich gemeldet. Ich bitte ihn zum Rednerpult. - Bitte, Herr
Gemeinderat.
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Zur Kollegin Novak: Es ist ein starkes
Stück, was Sie da abliefern! Als Antwort auf die Kritik der Opposition einfach
eine Einladung für die Eröffnung am 28.6. auszusprechen, ist wirklich ein
starkes Stück! Das muss ich Ihnen schon sagen! (GRin Barbara Novak: Weil Sie
lauter falsche Behauptungen aufstellen! Sie sollen einfach nur einmal
hinschauen!) Sie vergessen eindeutig die Anrainer! Sie vergessen eindeutig
die Praterunternehmer! Und Sie verheimlichen auch, was bis jetzt mit den
1,5 Millionen EUR für Herrn Mongon passiert ist!
Wir sind uns alle, glaube ich,
einig, dass der Wiener Prater mit seinem Umfeld zu den interessantesten
Stadtentwicklungsgebieten gehört, vielleicht das interessanteste
Stadtentwicklungsgebiet überhaupt. Vor allem die zentrale Lage, die Stadtlage
dieses Areals unterscheidet es von den Freizeitoasen anderer vergleichbarer
Städte. Das macht ihn umso wertvoller für unsere Wiener Bürger, aber auch für
den Fremdenverkehr.
Es war gut, Initiativen ins Leben zu
rufen, den Prater zu modernisieren und attraktiver zu gestalten. Die kulturelle
Dimension wurde eindeutig erkannt. Dafür kann man schon einmal ein Lob
aussprechen. Aber wie so oft bei den Projekten der Gemeinde Wien werden, bevor
man selber Überlegungen anstellt, teure Beraterdienste herangezogen. Der
Kollege Kenesei hat das bereits anschaulich thematisiert.
Was aus unserer Sicht angestrebt
werden muss, ist eine Entwicklung des Praters hin zu einem modernen Freizeit-
und Erholungsgebiet, das dort nur gemeinsam, und das unterstreichen wir, mit
den Praterunternehmen und den Anrainern umsetzbar ist. Das versteht sich von
selbst.
Emmanuel Mongon hat 2004 in einem
Interview für den "Falter" auf die Frage, wie er seine Konzepte
umsetzen möchte, geantwortet: „Ich möchte Partner sein." Gemeint hat er
Partner mit den Unternehmern, Partner mit der Stadt Wien. Beim derzeitigen
Vorgehen kann man nicht von einer Partnerschaft sprechen, denn zumindest ein
Partner, in diesem Fall die Unternehmer und die Anrainer werden weder in die
Planungen involviert noch informiert, von den Bezirksräten des 2. Bezirks,
die Kollegin hat das bereits gesagt, ganz zu schweigen. Irgendwie erinnert mich
die ganze Pratergeschichte an die BAWAG-Affäre, alles zu verheimlichen und
letztendlich die Allgemeinheit vor vollendete Tatsachen zu stellen. Ich glaube,
der Kollege Tumpel wird das auch in den nächsten Tagen noch spüren. (Beifall
bei der ÖVP. - GRin Barbara Novak: Ihre Ausführungen sind unglaublich!)
Warum eine Neustrukturierung des Praters
nur mit den dort ansässigen Unternehmen möglich ist, zeigen die Fakten. Über
4,2 Millionen Besucher geben pro Saison rund 100 Millionen EUR
bei den ca 250 Betrieben mit den 1 000 Mitarbeitern - ganz
wichtig - aus. Die Zahlen belegen, dass es sich hier um einen interessanten und
vor allem lukrativen Wirtschaftsstandort handelt, der gepflegt und unterstützt
gehört. Reine Ankündigungspolitik ist hier eindeutig zu wenig. Als 2004
Emmanuel Mongon der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war davon die Rede, dass,
das wurde heute schon öfters gesagt, der Prater bis 2008, also bis zur
Europameisterschaft, im neuen Glanz erscheinen wird. Die Europameisterschaft
kommt näher, aber getan hat sich nichts außer einer Verunsicherung der
Praterbetreiber und Anrainer.
Wir von der Wiener ÖVP
unterstützen den Wunsch der Wienerinnen und Wiener nach einer Neustrukturierung
und Modernisierung des ganzen Areals unter Beibehaltung des traditionellen
Charakters. Modern und traditionell muss in diesem Zusammenhang kein Widerspruch
sein. Wir wollen eine Freizeit- und Erholungsoase, die den Ansprüchen der
Besucher gerecht wird. Einerseits soll niemand in seiner Urbanität behindert
werden, andererseits muss auch die klassische Freizeitgestaltung gewährleistet
werden. Immer mehr Freizeit und der Trend zur Lebensgesellschaft bilden die
sozioökonomische Basis für eine erfolgreiche Positionierung des Praters. Die
Praterunternehmer und die Anrainer sind an einer Verbesserung der
Gestaltungssituation sehr interessiert. Man muss sie nur einbinden.
Es hat also keinen Sinn, wenn man
sich hier herausstellt und sagt, dass eh alles okay ist. Die
Geheimniskrämereien um die Flächenwidmung und den Masterplan der Stadt Wien
werden von den Beteiligten als Projektstillstand gewertet. Die Medienberichterstattung
von heute gibt ihnen Recht. Bis Sommer 2008 passiert nichts, außer dass
wir uns über eine Kombiaktion zwischen Prater und Tiergarten Schönbrunn freuen
dürfen, und das um 1,5 Millionen EUR Entwicklungskosten. (GRin Barbara Novak: Sie haben mir nicht
einmal zugehört!)
Das gesamte Praterareal, das ist
auch unser Vorschlag, muss in einem größeren Zusammenhang gesehen werden. Das
bedeutet für die Planung, dass eine Einbeziehung des Prater-Stadions bis hin
zur Wehlistraße notwendig wird.
Unser Fazit: Bei der Entwicklung
der Stadtzone Prater ist in den letzten Jahren so gut wie nichts geschehen. Das
ist ein trauriges Versäumnis, besonders im Hinblick, wie bereits gesagt, auf
die Europameisterschaft, die als Trägerrakete fungieren hätte können. Diese Chance
ist so gut wie vergeben.
Ich fordere Sie daher dringend
auf: Nutzen Sie die verbleibenden zwei Jahre bis zur Europameisterschaft, um
jetzt die Weichen zu stellen! Vielleicht gelingt es dann, zumindest bei den
nächsten in Wien stattfindenden Sportgroßveranstaltungen, den Prater im neuen
Glanz zu präsentieren, wenn es schon nicht bei der Europameisterschaft sein
wird. Ich fürchte aber, dass sich das Karussell der Versprechungen und
Hoffnungen weiterdrehen wird, ohne dass etwas passiert. - Danke.
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