Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 89
Rechten. Da die Richtlinie seit gestern umgesetzt
sein muss, beantragen wir die sofortige Abstimmung. - Danke für Ihre
Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich
erteile das Wort nun Frau GRin Mag Feldmann.
GRin
Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich
habe, was unser Abstimmungsverhalten betrifft, schon im Ausschuss erklärt, dass
wir bezüglich der valorisierten Dreijahresverträge traditionell negativ
gestimmt haben und dieses Mal eine Differenzierung vorgenommen haben. Ich werde
erklären, warum wir das getan haben. Im Bereich des Gewaltschutzes empfinden
wir das als sinnvoll, weil eine bessere Planbarkeit von Sicherheit für die betreffenden
Institutionen erreicht werden kann.
Mir
ist klar, dass alle anderen Institutionen und Vereine auch gerne
Dreijahresverträge hätten. Aber wir finden nicht, dass das in jedem Bereich
notwendig ist, weil der Aufwand einer jährlichen Budgeterstellung und
Einreichung für einen Verein in unseren Augen ein zumutbarer ist und eine
Überschaubarkeit gibt.
Ich
möchte aber die Gelegenheit nutzen und wieder einmal darauf hinweisen, dass
frauenspezifische Budgets in allen Magistraten und Ausschüssen und
Dienststellen eingerichtet gehören, weil ja ein Großteil des Gesamtbudgets der
MA 57 für die Frauenhäuser zweckgebunden ist und dann ein relativ geringer
Teil für die restlichen Bereiche übrig bleibt. Längst schon gehört die Subventionierung
verschiedener Vereine themenmäßig den zuständigen Magistraten und Ausschüssen
zugeordnet und von einer generellen Koordinationsstelle, wie wir sie
vorgeschlagen haben, von außen koordiniert.
Dazu
gehört in Wien auch ein Gender-gerechtes Budget, um die Gender-Perspektive in
allen Stadien der Budgeterstellung einzubringen. Die Implementierung von Gender
Budgeting im Budgetanschlag 2006 ist ein erster Schritt, den wir sehr
begrüßen. Aber eigentlich finden wir, dass das nur ein sehr kleiner, zaghafter
Schritt ist, ein so genanntes Schritterl.
Im
Rahmen des Beschlusses vom Europarat 98 haben sich die Mitgliedstaaten
verpflichtet, Gender Budgeting in alle politischen Entscheidungen und
Handlungsabläufe zu integrieren. Wir haben in einem Beschluss- und
Resolutionsantrag im Dezember 2005 flächendeckende Schulungsmaßnahmen für alle
Einrichtungen gefordert, einen Bericht, in dem die wichtigsten
Chancen-Ungleichheiten dargestellt werden, die Erstellung eines Katalogs zur
Förderung der Gleichstellung und zum Abbau der Chancen-Ungleichheiten sowie die
Erstellung von Arbeitsprogrammen in den einzelnen Magistraten.
Der
Ansatz, das Prinzip der Geschlechtergerechtigkeit in alle Politikfelder zu
integrieren, ist spätestens seit der Weltfrauenkonferenz in Peking bekannt. Wir
wissen alle, dass die Umsetzung nur erfolgreich sein kann, wenn es einen
Top-Down-Ansatz gibt. Es wäre schön, wenn Wien auch mit der Bundesverwaltung
gleichziehen könnte; dort ist durch zahlreiche Informationsveranstaltungen,
Schulungen und Workshops Gender Mainstreaming in alle Ministerien eingebracht
worden. Es gibt über 60 erfolgreiche Pilotprojekte, die großteils umgesetzt und
konkretisiert sind. Ich bitte Sie noch einmal, dass wir in Wien vielleicht
etwas schneller mit diesem Prozess vorankommen, sodass wir mit
der Bundesverwaltung gleichziehen können und Gender Mainstreaming als
selbstverständliches Instrument für die Planung und Erstellung öffentlicher
Haushalte implementieren können.
Ich flitze jetzt zur Postnummer 10 betreffend
Information von Drittstaatenangehörigen und bringe gemeinsam mit meiner
Kollegin Mag Sirvan Ekici einen Beschluss- und Resolutionsantrag ein. Ein
wesentliches Charakteristikum der Stadt Wien ist, wie wir alle wissen, ihre
kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt. Aus der Sicht der Stadtregierung
ergeben sich aus dieser Vielfalt und den europarechtlichen Rahmenbedingungen
hinsichtlich der Behandlung von Drittstaatenangehörigen administrative
Verpflichtungen, in diesem Fall im Bereich der Informationspolitik. Es ist die
Aufgabe der zuständigen Stellen in der Verwaltung, die aufenthaltsberechtigten
und seit fünf Jahren legal niedergelassenen MitbewohnerInnen, die aus einem
Drittstaat stammen, ebenso ausreichend wie ihre inländischen MitbewohnerInnen
über die verschiedenen Rechte in den Bereichen Soziales, Bildung und Wohnen zu
informieren.
Ich bringe hiermit den Beschlussantrag ein:
„Der Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien wird
aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass für alle aufenthaltsberechtigten und
seit fünf Jahren legal niedergelassenen MitbewohnerInnen, die aus einem
Drittstaat stammen, in sämtlichen öffentlichen Einrichtungen und Stellen der
Stadt Wien entsprechendes mehrsprachiges Informationsmaterial hinsichtlich der
Rechte aus den Bereichen Soziales, Bildung und Wohnen aufliegt.
Darüber hinaus möge der Bürgermeister der
Bundeshauptstadt Wien dafür Sorge tragen, dass die MitarbeiterInnen der Stellen
der Stadt Wien hinsichtlich der Rechtsstellung der langfristig
aufenthaltsberechtigten Drittstaatsangehörigen und deren Rechten geschult und
regelmäßig informiert werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt." - Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Ludwig. - Bitte.
GRin Martina LUDWIG (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ganz kurz zu Ihnen, Kollegin Feldmann: Ich habe mich jetzt
nicht ganz ausgekannt, weil Sie bei den Budgetdebatten immer sagen, dass die
MA 57 zum Teil für einzelne Geschichten zu wenig Budget hat. Jetzt haben
Sie gesagt, das gehört überhaupt alles aufgeteilt und nicht zentriert, man soll
es zuordnen. Ganz habe ich mich also nicht ausgekannt.
Trotzdem wollte ich Ihnen noch sagen, dass Gender Budgeting
und Gender Mainstreaming in der Stadt Wien
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular