Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 89
ebenfalls wieder die - unter Anführungszeichen -
alten Tempolimits gelten sollen. - Vielen Dank, meine Damen und Herren. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr Mag Maresch. Ich erteile es ihm.
GR Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Jetzt haben wir wirklich lang und breit, explizit
gehört, was die Bevölkerung in Wien von wem auch immer will. Interessante
Ausführungen haben wir auch über die Verkehrssituation in der Donaustadt
gehört. Ich habe bis jetzt nicht gewusst, dass der Telefonweg eine Stauzone
ist. Wer den Telefonweg kennt, weiß, dort fahren wahrscheinlich, ich weiß
nicht, jeden geraden oder ungeraden Tag mehrere Autos. Ich glaube nicht, dass
dort die Tempo 50-Beschränkung gegenüber vorher die großen Stauzonen
verursacht.
Aber ich möchte auf das genauer eingehen. Und zwar
liegt da sozusagen auch das Problem, wenn man sich das anschaut, ist das eine
Maßnahme von einem Maßnahmenpaket gewesen. Zu dem Maßnahmenpaket kann man
sagen, es reicht aus oder es reicht nicht aus. Wir glauben, dass zu wenige
Maßnahmen in diesem Maßnahmenpaket drinnen waren. Die Tempo 50-Zone über
ganz Wien zu setzen, war unserer Meinung nach richtig, aber man muss sich das
vor Ort anschauen. Wenn ich so etwas mache und weiß, wie die Politiklandschaft
in Österreich funktioniert, dann macht es schon Sinn, sich die Sache vorher
anzuschauen, zu diskutieren und die MA 46 zu beauftragen, sich die einzelnen
Plätze anzuschauen.
Es gibt, das war auch in den Medien, einen Platz in
Strebersdorf, wo die Tempo 50-Tafel eine Tempo 30-Zone außer Kraft
setzt. Das, würde ich einmal sagen, hätte man sich auch im Vorfeld anschauen
können. Es wäre schon richtig gewesen, wenn man sich die Dinge einfach
überlegt, vorher diskutiert und danach Maßnahmen macht. Weil jetzt ist die
Situation so, wo auf der einen Seite die beiden Oppositionsparteien oder die
beiden regierenden Parteien im Bund, oder wer auch immer jetzt in der Bundesregierung
sitzt, sich einerseits darum streiten, wer die bessere Autofahrerpartei ist und
andererseits haben wir ÖAMTC und ARBÖ. Ich bin überrascht, dass ÖAMTC und ARBÖ
plötzlich die Wiener Umwelt- und zum Teil natürlich auch die Wiener
Verkehrspolitik machen.
Also was ist passiert? Man hat aus jeder Menge an
Straßen, wo wenig Verkehr ist, Tempo 50-Zonen gemacht. Ich kann mir
durchaus vorstellen, dass es da auch einige Straßen gibt, die das nicht
unbedingt bedurft hätten. Da wird man sicher nichts messen können. Aber die
einzigen Straßen, wo es Sinn gemacht hätte, waren unter anderem auch die
Straßen, wo es zurückgenommen wurde, weil Triester Straße, Westeinfahrt und
Prager Straße Straßen sind, wo zwar die Opposition jetzt, und zwar die zu Recht
dort drüben sitzt, meint, das kann man nicht messen. Da muss ich Ihnen leider
widersprechen. Die Stadt Oslo hat vor kurzem auf einer Enquete, die das Land
Niederösterreich, das Land Wien und das Land Burgenland gemeinsam veranstaltet
haben, und zwar ging es um Reduktionsmaßnahmen gegenüber Feinstaub, ihren Air
Quality Action Plan vorgestellt, also so etwas wie einen Feinstaubluftgüteplan
für Oslo. Dort wurde unter anderem auch vorher einiges ausprobiert und
angedacht. Eine der Maßnahmen war, an einer Einfahrtsstraße nach Oslo, mit
einem durchschnittlichen täglichen Verkehr von 60 000 Fahrzeugen,
vergleichbar der Triester Straße, das Geschwindigkeitslimit von 80 auf
60 Stundenkilometer zu reduzieren, also um genau 20 Stundenkilometer.
Das ist genau das, wovon die ÖVP und die FPÖ reden und eigentlich nicht wissen,
wovon sie reden.
Interessant
war, dass dieses Testprojekt 2004 und 2005 gelaufen ist und dass herausgekommen
ist - und das kann jeder nachlesen, weil ich glaube nicht, dass
Niederösterreich von einer rot-grünen Koalition regiert wird, sondern von einer
klassischen ÖVP, die in Wirklichkeit dort ziemlich alleine regiert, würde ich
einmal sagen - und da ist herausgekommen, dass der PM10-Wert an dieser Straße,
und zwar verkehrsnahe gemessen, dort, wo Leute gehen, dort, wo Leute fahren,
dort, wo Leute unbedingt anrainend wohnen, um 35 Prozent zurückgegangen
ist. Also gemessen von einer Stadtregierung, das ist eine rot-grüne
Stadtregierung, und damals von einer konservativen Landesregierung in Norwegen.
Ein gemeinsam gemachter Plan, eine Reduktion an der Einfallsstraße an
35 Prozent bei PM10 und bei Stickoxid zwischen 10 und 15 Prozent.
Das kann man sich im Internet anschauen, das hätte
man sich überlegen können, warum nicht. Das hätte sich ja auch die Stadt
anschauen und dann vielleicht im Vorfeld diskutieren können.
Interessant war, dass von der Wiener Politik - und
zwar schaue ich da jetzt in den Raum - glaube ich, wenige bis gar niemand dort
war. Die jeweiligen Umweltstadträte Blank, Dunst und Sima waren zumindest bei
der Präsentation dieser Werte nicht da, es wird schon Gründe gegeben haben,
warum das so ist.
Interessant,
wie gesagt, noch einmal, eine Maßnahme, die nicht die wichtigste im
Maßnahmenpaket ist, aber sein sollte, und jetzt natürlich zu großmächtiger
Aufregung führt und uns letztendlich einen Bärendienst beschert hat, denn jetzt
machen die Autofahrerklubs Umweltpolitik, und das kann ich mir so nicht
wirklich vorstellen.
Ein weiterer Aspekt - und den hat
uns heute Kollege Tschirf nicht vorenthalten - ist immer das Thema der
City-Maut. Und da waren es vor der Wahl auch wieder die beiden Autofahrerklubs,
die da Politik gemacht haben, und alle Parteien mussten schwören - es hat auch
eine Umfrage gegeben -, die jeweiligen Umwelt- oder Verkehrssprecher mussten
schwören, die City-Maut in keinem Fall einzuführen. Und da sagen wir – (GR
Dr Matthias Tschirf: Die Autofahrer!) nun, ich komme gleich darauf, ich
komme gleich darauf, Kollege Tschirf. In unserem Wahlprogramm steht drinnen,
dass die City-Maut eine Möglichkeit wäre, das zu reduzieren. Das
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular