Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 89
bitte ich jetzt den Kollegen Tschirf, Stellung zu
nehmen und das noch geschwind für die Debatte aufzuschreiben, weil sonst kommen
immer alle heraus und lesen ihre Geschichten vor. Herr Kollege, wenn Ihnen das
gelingt, sollten Sie kurz Stellung dazu nehmen, welche Glaubwürdigkeit jemand
hat, der bei der Bundesregierung Tempo 160 zulässt, eine kurze Bilanz von
der Geschichte macht und sich dann hier hinstellt. Das ist wirklich enden
wollend. Deswegen ein Misstrauen gegen ÖVP und FPÖ umweltpolitisch und
überhaupt generell politisch. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Dr Tschirf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Was wir in den vergangenen Wochen hier in Wien
erleben, ist, wie schlecht es um die Ressortführungsqualitäten einzelner
Stadträtinnen und Stadträte bestellt ist. Weil, worum geht es hier? Es geht
letztlich darum, dass per Verordnung von StR Schicker versucht wird, den
Hausverstand in dieser Stadt einfach abzuschaffen! Das ist die Realität, mit
der wir es zu tun haben! (Beifall bei der ÖVP.)
Mein Vorredner hat darauf hingewiesen, wie das mit
dem Misstrauensvotum ist. Die Österreichische Volkspartei in diesem Haus macht
sich das nicht leicht. Wenn wir uns ansehen, wie wir in den letzten Jahren mit
Misstrauensvoten umgegangen sind, dann haben wir, ganz anders als das
beispielsweise die Oppositionsparteien im Nationalrat tun, genau abgewogen und
nur in wirklich gravierenden Fällen Misstrauensvoten gestellt.
Aber wie ist das mit den GRÜNEN gewesen? Die GRÜNEN
haben hier gezeigt, dass sie keine Oppositionspartei, sondern Steigbügelhalter
sind, wenn ich mir anschaue, wie das bei den Misstrauensvoten war. Einmal sind
die GRÜNEN dagegen gewesen, dann sind sie wieder dagegen gewesen, bei der
Pittermann ist ihnen nichts anderes übrig geblieben, als dass sie dafür waren,
einmal sind sie hinter den Bänken gestanden, weil sie sich nicht entscheiden
konnten, ob sie dafür oder dagegen sind, dann waren sie wieder dagegen. Das ist
die Realität, mit der wir es mit der Oppositionspartei der GRÜNEN hier zu tun
haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Mein Vorredner hat auch darauf hingewiesen, irgendwie
anknüpfend hat es irgendein Schlagwort gegeben, das sich sehr rasch irgendwo
verflüchtigt hat, vom "grünen Mut". Da fällt mir ein, Sie haben,
Kollege Chorherr, jetzt von der City-Maut gesprochen und die Spitzenkandidatin
der GRÜNEN hat im Wahlkampf klipp und klar gesagt, dass sie gegen die City-Maut
ist. Wie ist das jetzt mit dem Mut, der hier angeblich an den Tag gelegt werden
sollte? Oder ist das eine Frage der Opportunität, um die es den GRÜNEN in
erster Linie geht? (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, das, was die SPÖ hier in den
letzten Wochen aufführt, wo sie zeigt, dass dieses Wahlergebnis doch nicht so
toll gewesen ist, als sie es sich vorgestellt hat, ist ein Zickzackkurs, ein
Hin und Her, der sich durch die verschiedensten Themen manifestiert. Und es ist
nicht zufällig, dass ein Kommentator, Rainer Nowak, in der Wiener Presse vor
wenigen Wochen, fast kann man sagen, Tagen, geschrieben hat: „Bei Gusenbauer
sollten die Alarmglocken läuten, denn wenn die Wiener SPÖ nicht funktioniert,
gelingt auch ihm nichts. Mit einer durch interne Reibereien, schlecht
motivierten und entnervten Wiener Parteibasis gestalten sich Wahlkämpfe
zäh." - Das ist das, was Journalisten bei der Wiener SPÖ bereits
feststellen.
Meine Damen und Herren, wir haben den Eindruck, und
das sagen nicht wir als Wiener Volkspartei, sondern die Wiener Bürgerinnen und
Bürger, dass die Wiener SPÖ einfach nicht mehr funktioniert. Das wäre grundsätzlich
kein Problem für die Stadt, weil wenn eine Partei nicht funktioniert, sollte
das nicht so schwierig sein, nur wir sind leider in der Situation, auch durch
ein Wahlrecht, das sich die SPÖ so gezimmert hat, dass diese nicht
funktionierende Wiener SPÖ letztlich die Stadt lahm legt. Das ist das Problem
und deshalb müssen wir hier als Oppositionspartei klar und deutlich aufschreien
und darauf hinweisen. (Beifall bei der ÖVP. - GR Mag Andreas Schieder: So
klar scheint das nicht zu sein!)
Wenn der Kollege Schieder hier einen Zwischenruf
macht, sollte er nur daran denken, wie es etwa bei der Verwaltungsreform
abgelaufen ist, bei der Diskussion über die Ausgliederung der
Entsorgungsbetriebe, die der Finanzstadtrat am 30.12.2005 mit einem
interessanten, nicht besonders mutigen, aber doch vernünftigen Interview in der
"Presse" begonnen hat. Da hat er davon gesprochen, dass man auch über
Ausgliederung des Entsorgungsbereichs und den Einbau in die Stadtwerke reden
könnte, weil, so sagt er und da können wir ihm nur zustimmen, auch die Kosten
deutlich gesenkt werden müssen. Wir wissen, wie wichtig das für die Haushalte
ist, wie wichtig das auch für die Wirtschaft ist, wie wichtig das für den
Arbeitsmarkt in Wien ist. Er hat davon gesprochen, dass man sich dem Druck der
Privatisierung nicht entziehen können wird, wenn man kein kostengünstigeres
Gegenmodell zu Stande bringt. So der Finanzstadtrat. Aber man hat damals
gesehen, wer die wahren Mächtigen in dieser Stadt sind. Gewerkschaftsboss
Rudolf Hundstorfer hat Njet gesagt und damit waren die Diskussionen an diesem
Tag ausgetreten. Auch die Frau Umweltstadträtin hat sich dann dem Njet
pflichtschuldigst angeschlossen. Ebenso der Herr Bürgermeister. Aber ganz so
ist es doch nicht gewesen. Der Bürgermeister hat dann noch einmal versucht,
eine kleine Kurve zu ziehen und hat dann später noch einmal darüber
nachgedacht, ob man nicht doch Ausgliederungen voranbringen sollte.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, so stellen wir uns die Politik einer Stadtregierung, die noch dazu den
Vorteil hat, eine absolute Mehrheit zu haben, nicht vor! Hier gehört klar
vorgegeben, wie in die Zukunft dieser Stadt gearbeitet wird und hier gehört
nicht eine Hin-und-her-, eine Sowohl-als-auch-Politik gemacht! Und genau das
ist das Problem, das wir in dieser Stadtregierung in den letzten Wochen
festzustellen haben! (Beifall
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