Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 37
Kommunikation, und diese
Kommunikationsprobleme enden bei Konflikten in den meisten Fällen in
Gewalttätigkeit. Dabei ist zu beobachten, dass Gewaltdelikte in den letzten
Jahren an Qualität zugenommen haben. Die Auseinandersetzungen sind heftiger und
die Folgen für die Opfer gravierender geworden. Beim kleinen Kevin endeten sie
sogar tödlich.
Doch die allmächtige SPÖ sieht tatenlos zu. Wo blieb
denn das Krisenmanagement der letzten Jahre? Erst nachdem das BZÖ eine
Sondersitzung beantragt hatte, gab es einen Runden Tisch, den dann Brandsteidl
beantragt hatte.
Aber wir wollen nicht nur reden, wir wollen handeln.
Deswegen bringen wir auch einen Beschluss- und Resolutionsantrag ein, in dem
wir fordern, dass neben den bestehenden Schulärztinnen und Schulärzten auch
verpflichtend ein Sozialarbeiter und ein Schulpsychologe vor Ort an den Schulen
regelmäßig anwesend sein müssen, um dort gewaltpräventiv tätig zu sein. (Beifall
beim BZW. - Die Rednerin überreicht den Antrag der Vorsitzführung.)
Es freut mich auch, dass die Freiheitlichen einen
Antrag eingebracht haben. Mich wundert es nur ein bisschen, dass er
wortidentisch mit dem Antrag ist, den die BZÖ-Nationalratsabgeordnete Mares
Rossmann zusammen mit Herrn Amon von der ÖVP im Nationalrat eingebracht hat -
wortidentisch! Gut, ich muss sagen, es ist löblich, wenn man Heimat im Herzen
hat; aber es wäre schön, wenn man auch ein bisschen mehr Eigenes im Hirn hätte.
Es ist jedoch nicht nur die Schul- und
Integrationspolitik der SPÖ, die völlig versagt hat, es ist auch die fehlende
Familienpolitik, steigende Arbeitslosigkeit in Wien, sozialer Abstieg. Das
schafft niedrige Frustrationstoleranz und erhöht die Gewaltbereitschaft auch in
den Familien. Scheidungsfolgen und inkonsistentes Erziehungsverhalten führen
die Kinder und Jugendlichen in eine Perspektivlosigkeit.
Stärkung der Familien ist angesagt, erstens durch ein
Familien-Coaching, um Eltern in ihrer Erziehungsarbeit stärker zu unterstützen,
zweitens durch ein Familienförderungsgesetz, welches Elternbildungsprojekte
festschreibt und die Finanzierung auch dauerhaft sicherstellt. Viertens muss
endlich ein Sprach- und Integrationskonzept her, welches unter anderem die
verpflichtenden Sprachkurse für Kinder und Mütter und gezielte Fördermaßnahmen
bei den Drei- bis Sechsjährigen vorsieht. Deutsch muss eben schon im
Kindergarten erlernt werden. Jedes Kind nichtdeutscher Muttersprache muss, bevor
es einen Fuß in die Schule setzt, Deutsch können; ich sehe das als allererste
Maßnahme zur Kommunikationsförderung und auch zur Gewaltprävention. Fünftens müssen
Integrationsdefizite abgebaut werden, die in Wohnquartieren entstehen, weil
sich sonst Immigranten als sprachlich-ethnische Kolonien von ihrem sozialen
Umfeld abkoppeln.
Wien hat versagt, leider! "Wählen wir
Lebensqualität", plakatiert die SPÖ - eine Lebensqualität, die teuer
bezahlt werden muss. Lebensqualität also nur für jene, die nicht arbeitslos
oder obdachlos sind? Lebensqualität nur für jene, die nicht in Lainz in einem
Achtbettzimmer liegen müssen? (GRin Mag Sonja Ramskogler: Gibt es nicht mehr! - GRin Anica
Matzka-Dojder: Das war in der Fragestunde!) Lebensqualität nur für Häupls
SPÖ, damit das rote System länger schöner leben kann? (GRin Mag Sonja
Ramskogler: Sie haben nicht zugehört! - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
"Wählen wir Zukunft", sagt auch die SPÖ.
Aber welche Zukunft hat ein toter Schüler? Kevin hatte leider keine Chance auf
eine gute Zukunft in Wien, und das tut mir ganz schrecklich Leid. (Beifall
beim BZW.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die nächste und voraussichtlich letzte
Wortmeldung: Herr GR Barnet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Günther Barnet (Bündnis Zukunft Wien - die Stadtpartei): Herr Vorsitzender! Meine Damen
und Herren!
Mit der letzten Wortmeldung beziehe ich mich
natürlich auch auf mich selbst, spaßeshalber - nein! Meine Damen und Herren! An
dieser Debatte - was sagst du, Anica? (GRin
Anica Matzka-Dojder: Habt ihr gestern zu lange gefeiert in der Steiermark?)
Na ja, wenn ich feiere, ist das lustig.
Nein, das Interessante an dieser Debatte - und
deswegen freue ich mich doch irgendwie, dass sie stattfindet -, ist, dass wir
uns davor sagen lassen mussten, dass es nur darum geht, billige
Wahlkampfpolemik zu betreiben. Da frage ich mich: Wo? Wir machen kein Inserat
dazu - wir könnten es uns leisten; für die, die glauben, wir könnten das nicht
-, wir machen kein Plakat dazu, wir geben keine öffentlichen
Beileidsbekundungen ab, wir machen keine Auftritte mit der Familie oder sonst
irgendetwas, sondern wir glauben einfach wirklich, dass es notwendig ist.
Kollegin Jerusalem hat es - und ich bin ihr da
wirklich dankbar - zu Anfang gesagt: Das Thema ist - Wahlkampf hin oder her, ob
es uns freut oder nicht - ja nicht so, dass man einfach zur Tagesordnung
übergehen und sagen kann, da hat es einen bedauerlichen Einzelfall gegeben, so
wie das Kollege Strobl sagt. Aber es ist kein bedauerlicher Einzelfall. Auch
aus den heutigen Redebeiträgen haben wir gehört, dass es kein Einzelfall
ist. Dies ist kein Einzelfall, und ich werde es später darstellen.
Sie haben auch gesagt, es ist geschmacklos. Ich sage
Ihnen, es ist nicht geschmacklos. (GR Walter Strobl: Doch!) Es ist nicht
geschmacklos, wenn man als Abgeordneter der Meinung ist, ein bisschen
Verantwortung zu haben. Mir ist das völlig wurscht, ob diese Debatte dazu
beiträgt, irgendein Wahlergebnis zu verändern oder nicht. Was mir nicht egal
ist… (GR Walter Strobl: …politische Schuldzuweisung, was Sie machen!)
Ich habe ja keine politische
Schuldzuweisung betrieben! Lassen Sie mich ausreden, bevor Sie irgendwelche
Zwischenrufe machen. Ich habe noch keine einzige Schuldzuweisung gemacht, und
ich werde auch keine machen. Also bleiben Sie ruhig, Kollege Strobl. (GR
Walter Strobl: …Erstredner!) Was mich freuen würde, ist - ich meine, Sie
sind im nächsten Gemeinderat nicht
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