Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 37
Ich hoffe für diese kleine Maßnahme, die da gefordert wird, die ja nur ein Pilotmodell - das ist nichts, was wirklich teuer ist – vorsieht, auf Ihre Zustimmung.
Der vierte Antrag betrifft die Schulpsychologie. Das
ist natürlich ein Antrag, wo der Gemeinderat nur appellieren kann an die
Bundesebene, an die Bundesministerin, denn das Geld kommt ja von dort. Und da
ist es eindeutig so, dass wir feststellen müssen, dass 25 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter für 200 000 SchülerInnen zu wenig sind und dass es nicht
angeht, dass in den letzten Jahren keine Erhöhung der MitarbeiterInnenzahl
stattgefunden hat.
Mein Beschlussantrag in diesem Zusammenhang lautet:
„Der Wiener Gemeinderat fordert, dass die Ressourcen
derart aufgestockt werden, dass alle benötigten Diagnosen und Interventionen
geleistet werden können und Zeit für präventive Arbeit zur Verfügung steht. Die
Zahl der MitarbeiterInnen soll noch in diesem Schuljahr um zumindest sieben
MitarbeiterInnen angehoben werden; in den Folgejahren sollten die personellen
Ressourcen dem steigenden Bedarf entsprechend angepasst werden." - Das
Ganze ist ein Appell an die Unterrichtsministerin, denn von dort muss das Geld
kommen.
Meine Damen und Herren! Der letzte Antrag der GRÜNEN,
der fünfte Antrag, betrifft das soziale Lernen. Ich halte für die GRÜNEN fest,
dass wir soziales Lernen für genauso wichtig halten wie das kognitive Lernen
und dass wir der Meinung sind, dass das Projekt "Soziales Lernen",
das bereits seit 20 Jahren erfolgreich an verschiedenen Wiener AHS läuft,
auch an allen Schulen laufen soll. Und auch diesmal appellieren wir als
Gemeinderat an Unterrichtsministerin Gehrer, die Stundenkürzungen im Bereich
des Projekts "Soziales Lernen" zurückzunehmen, und auch bei diesem
Antrag fordern wir die sofortige Abstimmung dieses Antrags.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das sind,
abseits von jeder Polemik und ohne jegliches Hickhack, einfach die Vorschläge
der GRÜNEN, von denen wir erwarten, dass sie ernst genommen werden, von denen
wir der Meinung sind, dass sie in Bezug auf Gewaltprävention viel bringen, und
wo wir uns wünschen, dass Sie zustimmen können.
Ein Letztes zu dem Antrag, den wir gemeinsam
einbringen: Ich finde es gut, wenn sich mehrere Parteien des Hauses auf etwas
verständigen können. Wenn dieser Antrag übersetzt wird auf ganz Konkretes und
auch dotiert wird mit Geld, steht auch dort vieles drinnen, was etwas bringen
kann. Ich habe ja in meinem Antwort-Mail auch zu verstehen gegeben, dass es mir
ein bisschen zu unkonkret ist, aber natürlich: Wenn man es ernst nimmt, kann
man daraus etwas machen.
Was ich für die GRÜNEN ankündigen kann, ist, dass wir
uns in einem halben Jahr sehr genau ansehen werden: Und was ist jetzt
tatsächlich geschehen, welche Maßnahmen wurden gesetzt? Denn das ist der
springende Punkt: Ohne Geld, meine sehr verehrten Damen und Herren, geht gar
nichts! Alles, was wir hier verlangen, was die Schulen brauchen, worauf die
Kinder und Jugendlichen und ihre Eltern auch ein Anrecht haben, wird Geld
kosten! Das heißt, es wird im Budget aufscheinen müssen und es wird sich
deutlich niederschlagen müssen in einer Korrektur des nächsten Budgets.
Wir werden auch den Anträgen des BZÖ zustimmen - in aller
Allgemeinheit, in der sie gehalten sind, aber wir werden dem zustimmen.
Es wird einen einzigen Antrag geben, dem die GRÜNEN
keine Zustimmung geben, das wird der Antrag der ÖVP sein - nicht so sehr, weil
Falsches drinnen steht, sondern weil ich und andere der Meinung sind, da steckt
schon eine unwahrscheinliche Frechheit dahinter: Zuerst als Partei zu
betreiben, dass bei den Schulen auf Teufel komm raus gekürzt wird, den
Lehrer-Schüler-Schlüssel zu verändern - ich weiß, die SPÖ hat das dann mit unterschrieben,
aber Sie von der ÖVP sind die treibende Kraft bei den Schulkürzungen und bei
den Kürzungen im Lehrerinnen- und Lehrerbereich -, und dann in einen Antrag
hineinzuschreiben, dass man will, dass es eine kleinere Klassenschülerzahl
gibt, also da gehört schon eine Portion Frechheit dazu! Die sollte sogar in der
Politik nicht erlaubt sein. (GR Walter Strobl: Die können nicht rechnen!)
Ja, ja, "die können nicht rechnen". Nein,
also das übertrifft wirklich das, was man unterstützen kann, wenn eine Partei
auf der einen Seite kaltblütig alles, was gut und schön ist, wegkürzt, auf den
Schultern und auf dem Rücken der Kinder spart, dass es nur so klescht - und auf
der anderen Seite dann derartige Anträge vorlegt. Also das ist einfach wirklich
eine Frechheit!
Meine Damen und Herren! Ich hoffe, dass dieser
Sondergemeinderat einen Effekt erzielt und tatsächlich den Sinn hat, dass es
uns gemeinsam gelingt, Gewaltprävention in die Schulen zu tragen, und dass das
nächste Budget auch darauf abgestellt ist. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Walter Strobl. Ich erteile es ihm.
GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Zuerst möchte ich meiner Freude darüber Ausdruck
verleihen, dass bisher alle Vorredner darauf Bezug genommen haben, was wir in
einer ersten Aussendung sofort gesagt haben: Dass wir das Thema für den
Sondergemeinderat für politisch und gesellschaftlich geschmacklos halten –
nicht, weil man über das Thema nicht reden soll, sondern weil es offenbar hier
- und das zeigen ja die letzten Wortmeldungen sehr deutlich - um die Frage der
Zuordnung politischer Verantwortung für einen Einzelfall geht. Und das lehnen wir
ab. So dramatisch und traurig dieser Vorfall ist: So einfach kann man es sich
nicht machen, auch wenn Wahlzeiten sind, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Darüber
hinaus handelt es sich - ich habe es schon gesagt - um einen Einzelfall, und es
geht nicht darum, dass in den Schulen generell die Gewalt an der Tagesordnung
ist. Gewalt ist - und das ist auch das, womit wir uns gerne auseinander setzen
wollen - ein
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