Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 37
trotzdem fragen und davon ausgehen, dass dieses Verfahren
natürlich eingestellt wurde, weil es in Wien nicht anders sein kann.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Es tut mir Leid,
aber selbst wenn ich es Ihnen nicht sagen darf, ich weiß es auch nicht, ich
gebe das auch freimütig zu. Da ich es Ihnen aber sowieso nicht sagen darf,
werde ich mich auch gar nicht erst erkundigen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister.
Die nächste Zusatzfrage ist von Herrn GR Dipl Ing
Margulies gestellt. Bitte.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Nachdem mir die ganze ausländerfeindliche Zielrichtung,
die die FPÖ jetzt schon wieder anschlägt, und dies-mal beim Staatsbürgerschaftsrecht,
und man ja auch sieht, was sie in Wirklichkeit jetzt bei der Veränderung des
Staatsbürgerschaftsrechtes fordert, will ich auf diesen Einzelfall nicht
eingehen, sondern habe konkret an Sie eine Frage betreffend das
Staatsbürgerschaftsrecht, das ja jetzt gerade novelliert wird, ob in Ihrer
Funktion als Bürgermeister der Stadt Wien und möglicherweise, wer weiß, wie
sich das Wahlergebnis auf Nationalratsebene nächstes Jahr tatsächlich ergibt,
werden Sie zumindest als stellvertretender Parteivorsitzender Ihrer Partei in
der Regierung sein, daher eine konkrete Frage, vor allem aus Wiener Sicht: Werden
Sie sich dafür einsetzen, dass die jetzige Novellierung des
Staatsbürgerschaftsrechtes insofern zum Teil zurückgenommen wird, weil ja die
Aus-nahmebestimmungen, nach denen es möglich ist, auf Landesebene Menschen
früher eine Staatsbürgerschaft zu gewähren, erheblich reduziert wurden, werden
Sie sich in dieser Richtung dafür einsetzen, dass Wien diesen Weg weitergehen
kann und dass im Interesse der Stadt Menschen, die sich gerne in Wien niederlassen
wollen, baldmöglichst das Recht haben, die österreichische Staatsbürgerschaft
zu erwerben und nicht nach den bislang kolportierten zehn Jahren. Wollen auch
Sie diese Frist verkürzen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Also das sind
mehrere und durchaus verschiedene Fragen.
Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass der
so genannte Ermessensspielraum für die Länder in dem gegenständlichen Fall für
Wien zur Zeit lediglich 4,2 Prozent beträgt im Gegensatz zu dem, was allenthalben
überall kolportiert wurde über die Großzügigkeit der Einbürgerung in Wien.
4,2 Prozent!
Nichtsdestotrotz, wenn man sich diese
4,2 Prozent auch anschaut, so sind da eine ganze Menge auch von
Staatsbürgerschaftsverleihungen dabei, wo es tatsächlich ausschließlich um
Hilfe geht. Denn ich nehme an, oder setze voraus, dass man weiß, dass
beispielsweise Einbürgerungen von prominenten Sportlern oder anderen Personen
durch Beschluss der Bundesregierung erfolgen.
Also, so gesehen halte ich den Änderungsbedarf, den
es im Staatsbürgerschaftsrecht gibt, für überhaupt nicht notwendig. Ich halte
von dem, was zur Zeit hier von den beiden Regierungsparteien beschlossen wurde,
gar nichts, denn ich denke, wir kommen mit dem, gerade auf der Basis einer
humanistischen, wertorientierten Gesellschaft durchaus auch aus. Ob man meinen
Ratschlag bei einer allfälligen späteren Regierungsbeteiligung der
Sozialdemokratie braucht, das weiß ich nicht, aber dass ich diese meine Meinung
einzubringen pflege, weiß auch jeder.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister. Die letzte Zusatzfrage stellt Herr GR Strache.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Ist es richtig, dass Herr Dipl Ing Konstantin Makarenku
von der Firma Blitz Transportvermittlungs- und FinanzberatungsgesmbH samt
dessen Familienmitgliedern und Geschäftspartnern immer wieder und wiederholt im
Roten Salon des Rathauses von Ihnen als Bürgermeister empfangen wurde und ein
Mitarbeiter des Präsidialbüros auch regen privaten Kontakt zu dieser Person
hat, der damals russischer Staatsbürger war und in der Folge dann trotz
Voruntersuchung wegen Steuerbetrugs die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten
hat?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal,
Herr Gemeinderat, ich wiederhole es noch einmal: Ich muss da-von ausgehen, dass
die MA 61 Staatsbürgerschaftsakten rechtskonform behandelt. Ich weiß es
nicht, ob die Behauptung, die Sie hier aufstellen, dass ihm die Staatsbür-gerschaft
verliehen wurde, ohne dass hier entsprechende Unbedenklichkeitszeugnisse vorgelegen
sind, richtig ist. Sie müssen offensichtlich den Akt sehr gut kennen. Und da
nicht einmal ich ihn kenne und außer dem Herrn Volksanwalt Stadler diesen Akt
niemand angefordert hat, wird es sicherlich auch zu klären sein, wieso Sie ihn
kennen.
Was Ihre zweite Frage betrifft, so lässt sich diese natürlich
zunächst einmal mit einem klaren Nein beantworten. Das ist ein Unsinn, Herr
Makarenko wurde mir vorgestellt, das ist richtig, ist aber auch keine Kunst. Er
wur-de mir vorgestellt als derjenige, der vor meiner Zeit Materialien für
Spitäler, Medikamente und Ähnliches im Rahmen einer Hilfsaktion nach Moskau
transportiert hat, was damals an der Wende 1990 vom damaligen Bürgermeister
und von uns allen auch sehr goutiert wurde. Das war aber auch schon alles. Es
ist mir keinerlei Information vorgelegen, warum ich zu einem ausländischen
Staatsbürger, der noch dazu in einer Hilfsaktions-Geschichte sehr hilfreich
auch für die Stadt gewesen ist, dass diese Materialien hintransportiert werden
konnten, unfreundlich sein solle oder ihn mir nicht vorstellen lassen soll. Das
war auch schon alles.
Aber ich kann Sie ja nur bitten - ich sage das jetzt auch
mit sehr persönlichem Ernst zu Ihnen - ich kann Sie
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