Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 37
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, damit
ist die 1. Frage abgeschlossen.
Wir kommen zur 2. Frage (FSP - 04090-2005/0001 - KGR/GM), die von Herrn GR Mag Chorherr an den Herrn Bürgermeister gestellt
wurde:
Können Sie garantieren, dass die Tarife der Wiener Linien in den
nächsten vier Jahren nicht erhöht werden?
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Nachdem in der Causa ja
schon der Wahlkampfstab über mich gebrochen wurde und nachdem ich bis zur
Stunde keine Garantie dafür gehört habe, dass es keine Energiepreiserhöhungen
gibt, dass es keine Lohnerhöhungen gibt, dass es keine
Reparaturkostenerhöhungen gibt, kann ich Ihnen eigentlich nur sagen: Es ist mit
Sicherheit aktuell keine Fahrpreiserhöhung bei den WIENER LINIEN angedacht -
ich gebe das als Information weiter, denn jeder kennt ja den Vertrag, der
zwischen der Stadt Wien und den WIENER LINIEN existiert – und nicht geplant,
aber ich kann selbstverständlich, schon der Ehrlichkeit verpflichtet, keine
Garantie abgeben, dass es in den nächsten vier Jahren zu keiner
Fahrpreiserhöhung kommen wird. Ich halte das auch für absurd.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Bitte, Herr Mag Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus):
Das ist eine interessante,
aufschlussreiche Antwort, vor allem in Bezug auf folgende Entwicklung, wo Sie auch
heftig mitgerufen haben, Herr Bürgermeister. Ein paar Wochen ist es her, da hat
in Österreich breite Empörung geherrscht: Die Benzinpreise sind zu hoch, die
Benzinpreise gehören hinunter. Alle Landeshauptleute, rote, schwarze, sonstig
färbige haben gefordert: Senkungen der Mineralölsteuer, Erhöhung des
Kilometergeldes. Mit Erfolg. Der Steuerzahler zahlt jetzt mit dem Druck, den
auch Sie ausgeübt haben - die Autofahrer dürfen nicht weiter belastet werden -,
Entlastungen an der Benzinpreisfront. Tatsache ist, dass in den letzten
20 Jahren der Fahrscheinpreis der WIENER LINIEN um 20 Prozent stärker
gestiegen ist als der angeblich so hohe Benzinpreis! Und anstatt dass Sie jetzt
hergehen und sagen: „Wir fördern das Umsteigen, wir machen eine Garantie“, sagen
Sie durch die Blume das, was die Spatzen von den Dächern pfeifen: Nach den
Wahlen kommt es zu einer Erhöhung der Öffi-Tarife. (Amtsf StRin Mag Renate
Brauner: Das hat niemand gesagt!)
Herr Bürgermeister,
wieso... (Aufregung bei der SPÖ. – Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Das ist eine
Unterstellung! So eine Unterstellung ist nicht einmal im Wahlkampf erlaubt!)
Das ist nicht einmal im Wahlkampf erlaubt? Also, Frau Stadträtin, die grüne
Opposition erlaubt sich, derartige Fragen auch im Wahlkampf zu stellen (Amtsf
StRin Mag Renate Brauner: Das ist keine Frage, das ist eine Interpretation!)
und wird auch in Zukunft solche Fragen im Gemeinderat stellen! (Amtsf StRin Mag
Renate Brauner: Das ist eine falsche Interpretation! Das ist eine falsche
Frage!) Also ob es eine falsche Frage ist - darf ich selber entscheiden, was
eine richtige und was eine falsche Frage ist? Trotz absoluter SPÖ-Mehrheit erlaubt
sich die Opposition, Fragen ihrer Meinung zu stellen. Darum präzisiere ich...
(Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Das ist eine falsche Interpretation!)
Darf ich wieder sprechen?
Darf ich sprechen? Danke schön, Frau Stadträtin! Ich erlaube mir fortzufahren.
Herr Bürgermeister, wieso
garantieren Sie nicht zumindest für vier Jahre, dass die Öffi-Tarife nicht
erhöht werden? Schaffen Sie einen Anreiz aufs Umsteigen und messen Sie nicht
mit zweierlei Maß! Beim Autofahren müssen Senkungen her, selbstverständlich,
bei den Tariferhöhungen geht es ins Astronomische!
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Also Tatsache ist - außer es ist mir etwas entgangen -, dass die
Pendlerpauschale und das Kilometergeld erhöht wurden, das heißt, dass es beim
Gebrauch des Kraftfahrzeugs für jene wie etwa die 220 000 Pendler,
die täglich aus den Bundesländern nach Wien kommen, um hier zu arbeiten und die
draußen leben und um einigermaßen diesen Arbeitnehmern dabei zu helfen, zu
einer entsprechenden Parität auch der Kosten kommt. Ich weiß das aus der
eigenen Familie. Es ist unbeschadet all der Prozentvergleiche bei den einzelnen
Kostenerhöhungen Tatsache, dass Autofahren nach wie vor wesentlich teurer ist,
als wenn man die öffentlichen Verkehrsmittel etwa aus dem Umland hierher
benützt. Daher halte ich es für wichtig, dass man den Arbeitnehmern hilft, die
gezwungen sind, hier das Kraftfahrzeug zu verwenden, weil das Angebot
bedauerlicherweise noch immer nicht hinreichend gut genug ist.
Dass es zu Steuersenkungen
gekommen wäre, ist mir bisher entgangen, denn meine Forderung auf Senkung der Mineralölsteuer
war ja sehr bewusst so gesetzt. Ich habe sehr bewusst keine Forderung auf
Senkung der Mehrwertsteuer gestellt. Warum? Nicht nur, weil das eine eine
gemeinschaftliche Bundesabgabe ist, das heißt, die Länder zahlen mit, während
das andere eine ausschließliche Bundesabgabe ist, so kommt da auch noch dazu,
dass die Mineralölsteuer seinerzeit, als sie eingeführt wurde, als ein Beitrag
der Kraftfahrer zum Straßenbau gesehen wurde, also zweckgebunden gewesen ist,
diese Zweckbindung sukzessive aufgegeben wurde und es sich hier nun am Ende des
Tages ausschließlich um eine Einnahme des Finanzministers handelt.
Und das ist eine
Diskussion, die ich auch den GRÜNEN nicht ersparen will, ob sie sie nun annimmt
oder nicht. Ich denke schon, dass es wichtig ist festzuhalten, dass weit über
50 Prozent oder einiges über 50 Prozent des Endpreises, den der Kunde
an der Tankstelle bezahlt, im weitesten Sinn in die Himmelpfortgasse fließen,
also zum Sitz des Finanzministeriums, und weniger als 50 Prozent dann in
den eigentlichen produktiven Bereich.
Ich kann
daher da nur sagen, ich messe überhaupt nicht mit zweierlei Maß. Ich bin nur
zutiefst auch persönlich davon überzeugt, dass die Frage des Umsteigens vom
Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr eine Frage des Preises ist und
hier sage ich noch einmal: Er ist heute schon billiger als das Auto. Zum
Zweiten ist es
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