Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 37
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Guten Morgen,
meine Damen und Herren!
Die 59. Sitzung des Wiener Gemeinderats ist
eröffnet.
Entschuldigt sind Herr GR Klucsarits, Herr GR Parzer,
Herr GR Prochaska, Herr GR Ing RUDOLPH, Frau GRin Schöfnagel, Herr GR Dr
Serles.
Nachdem wir immer gratulieren, wenn
Gemeinderatsmitglieder Vater oder Mutter werden, habe ich heute die angenehme
Aufgabe, Herrn StR Ellensohn zur Geburt seines Sohnes zu gratulieren. (Allgemeiner
Beifall.)
Gemäß
§ 8 der Geschäftsordnung des Gemeinderats wurde ein Verlangen des Klubs Bündnis
Zukunft Wien – die Stadtpartei auf Einberufung einer Sitzung des Gemeinderats
zum Thema "Gewalt an Wiener Schulen – Endstation sozialistischer
Stadtpolitik" eingebracht.
Der Herr
Bürgermeister hat in Entsprechung des § 21 Abs 4 der Wiener Stadtverfassung
in Zusammenhang mit dem § 8 der Geschäftsordnung des Gemeinderats zu
dieser Sitzung eingeladen.
Wir kommen
aber zuerst zur Fragestunde. (Lautes Plenum.)
Ich weiß,
dass bei den Parteien eine gewisse Aufregung herrscht, aber jetzt ist einfach
Gemeinderat und ich bitte, sich darauf zu
konzentrieren.
Die
1. Frage (FSP - 04087-2005/0001 - KSP/GM) wurde von Frau GRin Sonja Kato gestellt und ist an
die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet:
Was unternimmt die Stadt Wien, um zu verhindern, dass auf Wiens Feldern
gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden?
Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Die Frage
beschäftigt sich mit Gentechnik. Wir haben von der Wiener Stadtregierung das
klare Ziel, wir wollen keine Gentechnik auf Wiens Feldern. Das war bei meinem
Amtsantritt auch von mir persönlich ein Schwerpunkt, den ich natürlich sofort
begonnen habe und wo ich glaube, dass wir alle gemeinsam eine sehr erfreuliche
Bilanz ziehen können. Es war für mich sehr erfreulich festzustellen, dass es zu
diesem Thema im Gemeinderat ja einen Konsens gibt. Darum war gerade jetzt ein
guter Zeitpunkt, gegen Gentechnik oder gegen die Anwendung von Gentechnik auf
Wiens Feldern vorzugehen, einfach aus folgendem Grund: Bisher gab es kein
gentechnikverändertes Saatgut und deswegen ist es jetzt gut, sich mit allen
Bauern und Bäuerinnen zusammenzuschließen und zu sagen: Wir wollen auf Wiens
Feldern keine Gentechnik.
Was haben wir
jetzt konkret zu diesem Thema gemacht? Der erste Punkt ist Ihnen ja bekannt,
das Gentechnik-Vorsorgegesetz. Es ist jetzt seit 21. September in Kraft,
also eigentlich erst seit kurzem. Es war ja durchaus eine langwierige
Diskussion mit der Europäischen Union, die davon nicht gerade begeistert ist,
wenn einzelne Bundesländer diese Initiative setzen, die aber auch nichts
dagegen unternehmen konnte.
Was machen wir in dem Gesetz? Wir nutzen den
Spielraum, den uns die Europäische Union in diesem Bereich Gentechnik gibt und
haben einfach versucht, hier auch zusätzliche Hürden aufzubauen, so weit das
halt von Seiten der Europäischen Union möglich ist. Es sind zusätzliche
Genehmigungen notwendig und es ist einfach ein zusätzlicher Schutz für Wiens
Landwirtinnen und Landwirte, Gemüsebauern und Gemüsebäuerinnen.
Der zweite Punkt ist - und da habe ich Ihnen heute
das neue Logo "Freiwillig OHNE Gentechnik", das wir gemeinsam mit den
Wiener Bauern und Bäuerinnen entwickelt haben, mitgebracht (Amtsf StRin Mag
Ulli Sima zeigt das Logo.) - eine Allianz der Landwirtschaftskammer, der
LGV Frischgemüse, also der größten Gemüsegenossenschaft, und der Stadt Wien, wo
sich die Bäuerinnen und Bauern in Wien einfach dazu verpflichten, kein
gentechnisch verändertes Saatgut anzubauen. Das ist Teil unserer
Doppelstrategie: Hier das Vorsorgegesetz und da unser "Freiwillig OHNE
Gentechnik", weil wir glauben, dass wir mit diesen beiden Strategien unser
Ziel sehr gut erreichen können.
Wie Ihnen ja bekannt ist, gibt es derzeit am Markt
eben noch kein gentechnisch verändertes Saatgut. Deswegen war es wirklich
wichtig, sich jetzt mit den Bauern und Bäuerinnen zusammenzuschließen und sie
auch darüber zu informieren, dass man dann, wenn es soweit ist, sagen kann:
Okay, dieses Saatgut in Wien bitte nicht einsetzen. Ich glaube, dass wir durch
diese Doppelstrategie wirklich auf einem sehr, sehr guten Weg sind, das Ziel
auch zu erreichen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke
schön.
1. Zusatzfrage, Frau GRin Kato, bitte.
GRin Sonja Kato (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Es gibt natürlich eine
lange Geschichte auch bei dir, was die Gentechnik angeht, und wir beide wissen,
dass frühere Bundesregierungen hier sehr aktiv waren.
Welche Unterstützung erfährt die Stadt Wien jetzt von
Seiten der Bundesregierung?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Ehrlich
gesagt, hätte ich mir vom Herrn Umweltminister Pröll in dieser Frage eigentlich
mehr Unterstützung gewünscht. Er hat zwar in Brüssel dafür gekämpft, das
Importverbot aufrecht zu erhalten, das von der seinerzeitigen
Gesundheitsministerin Christa Kramer noch erlassen worden ist, also eigentlich
schon fast historisch ist. Aber ansonsten gibt es eigentlich von Seiten der Bundesregierung
leider sehr wenig Unterstützung.
Ich sage nur zum Beispiel die
Koexistenzfrage, wo eine einheitliche Regelung in Österreich sehr, sehr
wünschenswert wäre, sonst haben wir nämlich so wie beim Bundestierschutzgesetz
in neun Bundesländern neun verschiedene Regelungen. Das wurde uns schon vor
Monaten versprochen und da kommt überhaupt nichts. Auch bei allen anderen
Fragen der Gentechnik, im Saatenzulassungsbereich und so weiter, habe ich nicht
das Gefühl, dass dort wirklich viele Aktivitäten vorherrschen,
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