Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 104
provozieren. Ich hoffe, dass dieses Gesetz der Serie
in Wien weitergeht, denn die Provokation können wir uns und die Wienerinnen und
Wiener nicht gefallen lassen. Danke! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Kopietz. Ich erteile es Ihm.
Ich möchte nur vorher Kollegen Madejski danken, auch
im Namen des Gemeinderats, er hat für Kurzweiligkeit gesorgt durch seine
Aktionismen und wir haben alle unsere Lachmuskel ein bisschen trainiert - ist
auch keine Schande –, und jetzt gehen wir wieder zum Ernst der Sache.
Bitte, Herr Professor. (Heiterkeit bei der ÖVP und der FPÖ.)
GR Harry Kopietz (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Selbst wenn ich noch Zweifel gehabt hätte vor dem
Tagesordnungspunkt, ob wir wählen im Herbst, spätestens nach diesen beiden
Rednerrunden bin ich völlig davon überzeugt, wie wichtig es ist, möglichst im
Herbst zu wählen. (GR Dr Matthias
Tschirf: Das glaube ich!) Und, meine Damen und Herren, ich weiß mich da in
guter Gesellschaft. (GR Mag Harald
STEFAN: Die GRÜNEN!) Die Menschen begrüßen diese Festlegung der Wiener
Wahlen für den Herbst. Nur ein Fünftel der Wienerinnen und Wiener sind dagegen,
eine überwältigende Mehrheit will, dass Wien ein langer und teurer und, wie man
gehört hat, ein - ich weiß nicht, wie man es betiteln soll - schwachsinniger,
das kann man nicht sagen, aber doch ein so ähnlicher Wahlkampf, erspart bleibt.
Und der Wunsch der Menschen, meine Damen und Herren, ist selbstverständlich
auch Wunsch der Wiener Sozialdemokratie.
Außerdem, und da möchte ich zurückkommen zu den
wahren Gründen, warum es Sinn macht, eine Festlegung für den Herbst zustande zu
bringen. Es macht absolut Sinn, noch vor der EU-Präsidentschaft für klare
Verhältnisse zu sorgen. Wien will während der EU-Präsidentschaft, zumindest die
Sozialdemokratie in Wien, möchte während der EU-Präsidentschaft keinen
Wahlkampf führen.
Noch weniger, da ja jetzt schon absehbar ist, meine
Damen und Herren, dass Herr Strache, dass Herr Haider, nicht aufhören werden,
einander unter dem beredten Schweigen des Bundeskanzlers Schüssel ein
bemerkenswertes niveauloses Duell um den größten Spesenritter, den
unsympathischesten Rechtsaußen, den hoffnungslosesten Konkursverwalter et
cetera, zu liefern.
Nein, sie werden nicht aufhören, und schon gar nicht
aus Vernunft und Verantwortung. Ich fürchte, diesen beiden Personen sind diese
Begriffe Fremdwörter. Verständnis für die Menschen und die Verantwortung, so
wie wir Sozialdemokraten sie seit jeher wahrgenommen haben, lassen nur einen
Schluss zu: Wien, das gerade in diesen Zeiten - und ich freue mich darauf -
Auslage Europas sein wird, darf auf keinen Fall durch einen Wahlkampf, und
Wahlkampfzeiten sind Zeiten fokussierten Schwachsinns, wie wir wissen, ein
abschreckendes Schauspiel liefern. Wien wird natürlich auch in der
EU-Präsidentschaft die Chance nützen und Europa zeigen, dass es in manchen
Fragen anders ist als Österreich.
Und vor allem, meine Damen und Herren, wir werden
damit unter Garantie auch Sorge dafür tragen, dass die blauen Rumpftruppen des
degenfuchtelnden Herrn H C Strache und die exblauen Restgrüppchen, von
denen sich der eine oder andere auch eine orangenfarbene Haut zugelegt hat,
dorthin verschwinden, wo sie längst hingehören, nämlich in die
Bedeutungslosigkeit, meine Damen und Herren. (GR Dr Wilfried Serles: Das war
die erste ehrliche Begründung!) Das war die erste ehrliche Begründung,
natürlich selbstverständlich auch die andere. Mir ist es durchaus bewusst,
ehrlich, Herr Kollege, ich bin mir meiner Verantwortung bewusst.
Wenn wir im März wählen würden, fürchte ich den
Wahlkampf, dem wir dann entgegensehen, nach den heutigen Wortmeldungen eines an
und für sich seriösen, normal wirkenden Gio Hahn, der aber jetzt außer Rand und
Band ist. Also da kann ich mir schon vorstellen, wie der Wahlkampf werden wird
und das möchte ich Wien, den Wienerinnen und Wienern während der
Präsidentschaft für Europa ganz einfach nicht zumuten.
Wir, meine Damen und Herren, können mit ruhigem
Gewissen vor die WählerInnen treten. Wir haben den Wirtschaftsstandort Wien
wettbewerbsfähig gehalten und Arbeitsplätze mit Zukunft geschaffen, wir haben
Wien als eine soziale Stadt erhalten, die niemanden ausgrenzt, und ich betone,
wirklich niemanden. Und all das wissen und schätzen die Menschen in einem hohen
Ausmaß, und darum genießt die Sozialdemokratie ein hohes Maß an Zustimmung. (Beifall
bei der SPÖ.)
Das können Sie, von der ÖVP und FPÖ, nicht behaupten,
Sie müssen sich zu Recht vor dem Votum der Bevölkerung fürchten, denn was Sie
jahrelang in der Bundesregierung - und da sind auch Sie massiv verantwortlich
dafür - den Menschen angetan haben - da wird Ihnen auch bei der Wiener Wahl die
Rechnung präsentiert werden. (GR Dr
Matthias Tschirf: Immer die Bundesregierung!) Jahrelang haben Sie den
Menschen das Geld aus der Tasche gezogen, jahrelang haben Sie ihnen die
Arbeitsplätze weggenommen und jahrelang haben Sie bei den Schwächsten der
Gesellschaft eingespart. Da werden Sie die Rechnung im Herbst bekommen, meine
Damen und Herren.
Und die Sozialdemokratie: Während Sie die
Arbeitslosigkeit erhöht haben, haben wir die Arbeitsmarktförderung erhöht. Wenn
die Bundesregierung Investitionen gekürzt hat, haben wir sie in Wien erhöht.
Wenn den Menschen Sozialleistungen weggenommen wurden, dann haben wir in Wien
die Sozialhilfen erhöht. Als Sie die Studiengebühren eingeführt haben, haben
wir das Studentenfreibad eingeführt.
Wenn die Bundesregierung auch wieder für die
Schwächsten, nämlich für die Frauen, die Förderungen gekürzt hat oder bei der
Kultur gekürzt hat, dann haben wir in Wien diese Subventionen erhöht.
ÖVP und FPÖ haben in der
Bundesregierung Politik gegen Menschen gemacht, und wir haben Politik für
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