Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 116
Noch.
Ein unglaublicher Hype im heurigen Jahr wird
möglicherweise auch der abgelöste Feinstaub. Und eine hilflose Stadtregierung,
muss man dazusagen. Da werden 45 Maßnahmen präsentiert, und trotz der
45 Maßnahmen... (Beifall von GR Kurth-Bodo Blind.) Danke schön.
Einen Fan wenigstens habe ich. (GR Heinz Hufnagl: Das war eine falsche
Aussage! Da gab es nichts zu applaudieren!) Ich weiß schon. Aber Sie,
Kollege Hufnagl, dazu komme ich dann noch, Sie waren derjenige, der uns gesagt
hat, wir werden am letzten Septembertag das Maßnahmenpaket bekommen. Das ist
schon überfällig seit einem dreiviertel Jahr. Und am letzten Septembertag
werden wir das kriegen. 23 Tage genau vor der Wahl. Also das werden wir
uns anschauen, ob 23 Tage vor der Wahl das Maßnahmenpaket herauskommt. Bei
dem Maßnahmenpaket werden die 45 Maßnahmen drinnen stehen, die eh nix
bewirkt haben bis jetzt, außer dass wir 35 Überschreitungen gehabt haben.
Man könnte natürlich auch umgekehrt argumentieren und sagen: Wenn die
45 Maßnahmen nicht gewesen wären, dann wäre es noch viel schlimmer
gewesen. Der Bund ist jetzt schlimm genug dran. Wir wollen Maßnahmen, die uns
in Wirklichkeit von 35 Überschreitungen befreien.
Und, was auch wichtig ist beim Ozon. Wir haben wieder
einmal gehört: Ozon und der Feinstaub kommen aus dem Ausland. Weil da gibt es
so viel Schlimmes. Und auf die Frage, dann könnten man ja im Ausland
investieren, hat die Frau Stadträtin bei einer anderen Sitzung hier herinnen
gesagt: Ja, das soll der Bund machen.
Wir glauben, dass die Stadt Wien durchaus in der Lage
ist, in Filteranlagen auch bei ausländischen Kraftwerken zu investieren. Ist
aber nicht passiert.
Eine Kleinigkeit gibt es allerdings dann noch, und
zwar beim Statusbericht zu NOX. Aber da hat es die Ausrede nicht
gegeben, das kommt ja aus dem Ausland. Das NOX kommt in Wirklichkeit
vom Straßenverkehr, und zwar direkt am Hietzinger Kai nachgewiesen,
nachgemessen. Bei den Vorschlägen, die die MA 22 und das Umweltbundesamt
gemacht haben, wie zum Beispiel City-Maut, da war plötzlich die erste Reaktion:
Das muss man sich überlegen. Das könnte man machen, in 10 Jahren, wenn ein
neues Team kommt. Und auf einmal sagt der Bürgermeister in der
Dienstag-Pressekonferenz: Nix, nix, nix. Die City-Maut spielt es nicht. Und
schon ist allgemeines Zurückrudern wieder angesagt, weil der Autofahrer,
meistens ein Autofahrer und keine Autofahrerin, sind ja vor der Wahl immer
heilig, und ÖAMTC und AR-BÖ sind ja die wichtigsten Verbündeten jeder
Stadtregierung, wenn man nach ihren Pfeifen tanzt. Wichtiger Punkt. So.
Nachdem die Zeit rasch voranschreitet, muss ich mich
langsam um das Blei im Trinkwasser kümmern. Beim Blei im Trinkwasser haben wir
wieder eine Aktion im Gange, und interessant ist ja in Wirklichkeit, wir wollen
ja Information für die Bürger und Gratismessung. Das gibt es schon in anderen
Städten, und da haben wir auch einen Antrag, den möchte ich zunächst einmal
kurz vorlesen, und dann möchte ich ein bissel genauer auf das eingehen.
Beschlussantrag: „Die Stadt Wien führt eine
umfassende Informationskampagne zu Blei im Trinkwasser durch. Diese
Informationskampagne beinhaltet insbesondere auch die Möglichkeit zur
Durchführung von kostenlosen Bleitrinkwasseruntersuchungen für Schwangere und
für Haushalte, in denen Säuglinge und Kleinkinder wohnen. Weiters werden kostengünstige
Bleitrinkwasseruntersuchungen für alle Haushalte angeboten.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung dieses Antrags.“
Bei diesem Antrag ist es so: Diese Bleimessung kostet
für uns 5 EUR. Tun wir ein bisschen subventionieren, kein Geheimnis, aber
nur ein bisschen. Das andere ist allerdings das Interessante, dass die Stadt
Wien für dieselbe Bleimessung 25,44 EUR verrechnet.
Ich frage: Was ist da so teuer? Das hat uns keiner
beantworten können. Ganz im Gegenteil. Wir hatten das schon einmal gefordert,
und die Reaktion von Frau StRin Kossina war damals eine Erhöhung um 2 EUR.
Na super! Ist eh toll!
Und dann hat uns damals Frau
Kossina ja einiges versprochen, und das möchte ich durchaus zitieren. Am
1. September 2003 hat es eine Beantwortung gegeben einer Anfrage von mir,
und zwar hat es da geheißen: „Die Stadt Wien setzt derzeit eine Initiative mit
Umweltorganisationen und der Wiener Umweltanwältin zur kostenlosen Möglichkeit
von Wasseranalysen für Schwangere. Damit ist eine wesentliche Hilfestellung für
die besonders betroffene Gruppe der Säuglinge und Haushalte mit
Kleinkindern" – das ist genau derselbe Text – „geschaffen. Dieses Projekt
wird derzeit erarbeitet. Die Umsetzung ist ab Jahreswechsel 2003/2004
vorgesehen."
Na, da habt ihr euch ein bissel im Kalender geirrt,
liebe Sozialdemokraten. Mittlerweile haben wir 2005, aber von dem ist noch
nicht die Rede.
Am 27.2.2004, also doch ein halbes Jahr später, sagt
dieselbe Stadträtin: „Keineswegs politisch abgedreht wurde der von der Wiener
Umweltanwaltschaft geplante Folder zum Thema Blei im Trinkwasser, nahm
Umweltstadträtin Dipl Ing Isabella Kossina zu dem heutigen Zeitungsbericht
Stellung. Der Folder, der auch Messgutscheine für Schwangere enthält, wird
sicher erscheinen."
Jetzt frage ich mich ganz ernsthaft: Träumereien oder
Versprechungen? Hat es nicht gegeben. Hat es nicht gespielt. Offensichtlich war
es nicht so.
Nächster Punkt: UVP. Da haben wir auch schon einigermaßen
herumgestritten. Faktum ist, es gibt drei entscheidende UVP, wo drei Private
oder einmal so ein bissel die Stadt auch wichtige Interessen vertreten haben,
und dreimal ist es zufälligerweise so ausgegangen, dass es keine UVP gibt. Die
Firma Lasselsberger lässt sich bedanken, und zwar geht es um eine große
Zementfabrikanlage in Albern. 20 Tonnen Feinstaub pro Jahr extra, gratis
sozusagen für die Wiener und Wienerinnen, vor allem für die Simmeringer. Dann
noch die Park and Ride-Anlage in Hütteldorf und jetzt das Ekazent, Parkanlage
beim Stadion. Und immer dann, wenn viel Geld im Spiel ist, geht es sich gerade
aus, dass man einfach zu keiner
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