Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 116
Ich sage Ihnen dazu (GR Kurth-Bodo Blind: Die
können nichts lernen, weil sie nichts Deutsch können! – GR Heinz Hufnagl: Weil
Sie nichts Deutsch können?!), wir haben – "wir" heißt, mit ÖVP,
FPÖ und GRÜNEN – mit dem WAFF eine Vereinbarung getroffen, genau aus dem Wissen
heraus, welche Probleme wir haben bei Jugendlichen, weil sie keinen
Lehrstellenplatz finden. Im AMS für Jugendliche sind
11 000 Jugendliche gemeldet, die einen Job suchen (GR Kurth-Bodo
Blind: Alles Analphabeten!),
und Sie sagen: Alles Analphabeten! Wenn das die Antwort von Ihnen ist, dann
gute Nacht, Freiheitliche Partei. Schlaft weiter!
Wir haben uns bemüht, wir machen Programme, um diesen
Jugendlichen wirklich zu helfen. (GR Mag
Helmut Kowarik: Da muss man einmal selber was lernen!) Wir machen gemeinsam
mit dem Bund die JASG-Maßnahmen. Zu Recht, sage ich.
VBgm Rieder hat gestern ein Angebot an die
Bundesregierung gemacht betreffend tausend Lehrplätze für die Jugend. Nicht aus
Jux und Tollerei, sondern weil der Bedarf und das Bedürfnis da ist, hier etwas
zu tun.
Wir haben auch ausgemacht – PISA Plus zum Beispiel –,
dass wir all jenen, die keinen Hauptschulabschluss haben (GR Kurth-Bodo
Blind: Da bestätigt sich ja schon, was ich sage!), all jenen, die keine
Lehre haben, all jenen, die eine andere Tätigkeit ausüben wollen, die einen
anderen Job erlernen wollen, zur Seite stehen, dass wir sie nicht im Regen
stehen lassen, sondern sie unterstützen bei ihrem Engagement, existenzielle
Möglichkeiten vorzufinden.
Das ist der Unterschied zwischen uns und Ihnen, und
deswegen werden wir nie im Leben zusammenkommen. (GR Kurth-Bodo Blind: Na eh
nicht!) Und daher sage ich
Ihnen: Ich bin sehr, sehr froh, in dieser Stadt Gemeinderat zu sein, denn die
Stadt hat ein soziales Gewissen, im Gegensatz zu dem, was ich gerade zuvor
gehört habe.
Frau Schöfnagel hat gemeint, der Integrationsfonds
wurde aufgelöst, weil er nicht erfolgreich war. Frau Schöfnagel, ich sage
Ihnen, er wurde aufgelöst, weil wir dieses Thema nicht nur verbal vom Rand in
die Mitte dieser Stadt genommen haben, weil wir weggegangen sind von einer
Philosophie. Das war der Grund, nicht die Erfolglosigkeit. Wären Sie nur einmal
im Kuratorium des Integrationsfonds gewesen – Angebote gab es zuhauf in den
letzten 12 Jahren –, hätten Sie das alles auch miterlebt. (GRin Barbara Schöfnagel: Wer sagt Ihnen, dass ich nicht dort war?)
Ich kann Ihnen sagen, die MA 17, die gegründet wurde, die neu geschaffen
wurde für die Diversität in dieser Stadt, das heißt, für die Vielfalt in dieser
Stadt, ist gegründet worden, ist geschaffen worden anstelle des
Integrationsfonds, um hier eine erfolgreiche Arbeit weiterzuführen. Nicht
umgekehrt! Wir haben auch danach getrachtet und sind froh, dass es gelungen
ist, dass viele Mitarbeiter aus dem Integrationsfonds – wir sehen das ja auch
an der Besetzung der MA 17 – weiterhin ihr Wissen in die MA 17
einbringen. Das ist halt die Realität.
Wir haben hier viele, viele wichtige Aufgaben vor
uns, und ich kann Ihnen versichern, wenn Sie aus Rumänien dann manches Mal nach
Wien kommen, werden Sie erfahren, wie positiv sich das entwickeln wird. Ich kann
mich jetzt im Detail leider nicht damit auseinander setzen, weil die Zeit sonst
zu knapp wird.
Ich meine, dass wir mit der Sprachoffensive, die wir
vor Jahren in dieser Stadt begonnen haben, nämlich mit dem freiwilligen
Erlernen der deutschen Sprache, weg von diesem so genannten
Integrationsvertrag, wo man Menschen zwingt, die deutsche Sprache zu erlernen,
wirklich viel, viel erfolgreicher waren und sind. Sie wissen genau wie ich, wie
viele Menschen österreichweit das Angebot des Integrationsvertrages angenommen
haben. 2 500, seit es ihn gibt. Nun, ein Riesenerfolg. Sie wissen aber
auch, dass wir allein in Wien bisher Jahr für Jahr 3 000 Personen auf
freiwilliger Basis in Deutschkurse gebracht haben. Die haben dort auch
tatsächlich Deutsch gelernt. Nur, wir sind auch draufgekommen – man soll ja
nicht etwas schöner reden, als es ist –, dass 100 Stunden
Deutschausbildung für viele ein echtes Problem ist. Sie können es nicht in
dieser Zeit lernen.
Aus diesem Grund hat die Frau Stadträtin
richtigerweise einen Antrag auf Verdoppelung der gesamten Summe für die
Sprachoffensive in der Landesregierung eingebracht. Das heißt, es wird ab jetzt
das Angebot geben, 6 000 Personen in diese Kursmaßnahmen zu bringen.
Die sind alle ausgeschrieben, die sind alle vergeben. Da wissen wir genau, bei
welchen Einrichtungen diese Kurse stattfinden.
Selbstbehalt: Sehr geehrte Frau Schöfnagel, einen
Selbstbehalt gibt es auch bei der Sprachoffensive. Den gibt es. Wissend um die
soziale Situation der Betroffenen ist uns vor allem wichtig, dass sie Deutsch
lernen, uns ist aber auch wichtig, dass sie einen kleinen Beitrag leisten, nach
dem Motto, das Sie erwähnt haben: Was nichts kostet, ist vielleicht nichts
wert. Sie leisten auch diesen kleinen Beitrag. Wir haben aber auch gesehen –
das an die Bundesregierung gerichtet –, dieser Deutschkurs laut
Integrationsvertrag bringt manche der betroffenen Personen in eine
problematische Situation, weil sie nicht die nötigen finanziellen Mittel haben.
Aus diesem Grund hat die Stadt Wien, haben wir uns dazu entschlossen, hier
entsprechende Unterstützung zu geben, weil wir nicht wollen, dass diese
Menschen ein Riesenproblem noch zusätzlich haben zu all den Problemen, die sie
sowieso haben.
Aus diesem Grunde meine ich, wir
sollten ein bisschen zurückkehren zu dem, was wirklich Sache ist. Ich glaube,
eines bringt uns sicher nicht weiter. Ich habe vor einiger Zeit eine sehr bunte
Unterlage bekommen mit sehr interessanten Dingen. Ich habe mir da die vorletzte
Seite angeschaut. Da steht drauf: "wir wiener" – das ist von der FPÖ
– "Asylbetrug ist schwarz". Und dann wird hier geschrieben, und ich
bitte Sie von der FPÖ wirklich, sich zu überlegen, was Sie da anstellen. Sie
berufen sich auf eine Quelle und schreiben: „In Wien haben rund
10 000 Schwarzafrikaner die Drogenszene fest im Griff." Wissen
Sie, wie viele Menschen aus Schwarzafrika es in Wien gibt? Hat jemand das
irgendwann einmal nachgefragt? Hat Ihre Partei, habt ihr als Funktionäre euch
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