Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 116
Rechtsanspruch auf diese Zulage ergibt und das
Wohlverhalten vorausgesetzt wird.
Aber dieses Zuckerbrot-und-Peitsche-System hat
Methode, wir finden es wieder bei der Wiener Pensionsreform. Was ist das
Zuckerbrot dabei? Das Zuckerbrot ist, dass es bis zum Jahr 2009 den
Pensionsantritt mit 60 gibt. Herrlich, sehr erfreulich für die betroffenen
Bediensteten - weniger erfreulich für die übrige Bevölkerung! Oder dass es des
Regelantrittsalter 65 Jahre erst im Jahr 2020 gibt, oder dass es den
Durchrechnungszeitraum von 40 Jahren erst im Jahr 2042 gibt.
Was sind nun die Bonifikationsinstrumente der
herrschenden Klasse, die Herrschaftsinstrumente? Dass es doch möglich
ist, bereits mit 60 Jahren in Pension zu gehen! Nämlich auch nach dem Jahr
2020, wenn alle mit 65 Jahren gehen sollten, ist es trotzdem möglich, über
Antrag ab 60 zu gehen, wenn dem dienstliche Interessen nicht entgegenstehen.
Aber Rechtsanspruch gibt es selbstverständlich keinen, das wird dann von Fall
zu Fall entschieden, je nachdem: Wohlverhalten oder nicht.
Aber der Coup ist wohl, dass man bereits ab 55 in
Pension gehen kann, von Amts wegen geschickt, ohne jeglichen Abschlag. Bei dem
Beispiel davor gibt es wenigstens einen vierprozentigen Abschlag pro Jahr. Aber
wenn es eine entsprechende Organisationsänderung gibt und eine Umschulung nicht
zuzumuten ist - unbestimmte Gesetzesbegriffe, man wird das schon subsumieren
können in dem einen Fall, im anderen Fall vielleicht nicht -, dann kann man mit
55 Jahren bei voller Pension seinen Ruhestand antreten.
Diese Privilegien sind ungeheuerlich! Sie kosten uns
60 Millionen EUR jedes Jahr. Das ist aber typisch für das System, das
die Sozialdemokratie in dieser Stadt aufgebaut hat.
Typisch ist es auch, dass sich die herrschende Klasse
mit dem Presse- und Informationsdienst ein Instrument geschaffen hat, auf das
man sehr gerne und sehr angenehm zurückgreifen kann und das in einer
unglaublichen Art und Weise aufgebläht ist. Man braucht diesen Presse- und
Informationsdienst der Stadt Wien nur zu vergleichen mit dem
Bundespressedienst, der vergleichbare Aufgaben hat. Der PID hat im Jahr 2004
zehnmal soviel Geld zur Verfügung gestellt erhalten, nämlich
33 Millionen EUR, während es beim Bundespressedienst nur
3 Millionen EUR waren, und hat doppelt so viele Mitarbeiter, nämlich
100, während der Bundespressedienst nur auf 50 Mitarbeiter kommt. Damit kostet
jeden Wiener und jede Wienerin der PID 21 EUR pro Jahr, wogegen der
Bundespressedienst jeden Österreicher oder jede Österreicherin nur 40 Cent
kostet. Der Vergleich macht uns sicher, auch bei der Anzahl der Pressesprecher:
Während die amtsführenden Stadträte in Wien 2,2 im Schnitt haben, kommt ein
Bundesminister mit 1,2 Pressesprechern aus.
Sehr verehrte Damen und Herren! Die SPÖ behandelt
sich selbst und ihre Klientel ausgezeichnet, die anderen entsprechend schlecht.
Diese Klientelpolitik ist ein Auslaufmodell. Mit dieser Politik schaden Sie
Wien, mit dieser Politik verliert Wien. Wir als ÖVP haben ein
Alternativangebot, und wir werden es bis zur Wahl deutlich machen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste ist Frau GRin Schöfnagel zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Barbara Schöfnagel (Bündnis Zukunft
Wien - die Stadtpartei): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Seit 14 Jahren beobachte ich nun in diesem Haus
die politische Arbeit, vor allem im Bereich der Zuwanderung, Integration und
Problematik von Flüchtlingen, und ich bin immer wieder verwundert, wie diese
Stadtregierung hier mit der Problematik umgeht.
Aber bevor ich zu meinen weiteren Ausführungen komme,
möchte ich gerne zwei Anträge der GRÜNEN kurz kommentieren und eine Bitte
aussprechen. Es geht zunächst um den einen Antrag, in dem es gegen rassistische
Schmierereien geht. Wir stimmen dem Antrag natürlich zu, weil wir gegen alle
Schmierereien sind. Es wäre eigentlich nicht notwendig, rassistische extra
hervorzuheben, aber da wir natürlich gegen alle Schmierereien sind, die unsere
Stadt verunstalten, werden wir dem zustimmen. Schade ist es, dass es nicht
prinzipiell auch um Schmierereien geht.
Der zweite Antrag, den ich hier zu TOP 1
vorliegen habe, betrifft die Alphabetisierungskampagne. Wir sind für die
Alphabetisierungskampagne, möchten auch gerne dem Beschlussantrag zustimmen,
bitten aber um getrennte Abstimmung zu Punkt 1 und 2. Für die
Alphabetisierung stimmen wir natürlich, aber wir sind nicht dafür, dass diese
Angebote kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Wir sind der Meinung, jeder
noch so kleine Beitrag würde den Wert der Schulungen heben. Denn alles, was gar
nichts kostet, ist nicht viel wert, und deswegen stimmen wir dann zu
Punkt 2 nicht zu.
Wenn ich jetzt auf mein Schwerpunktthema, die Integration,
eingehen möchte, ist es eigentlich fast müßig, noch einmal das Gleiche zu
sagen, was mein Vorredner Dr Ulm gesagt hat. Ich kann in allen Punkten, die er
im Rahmen der Integration angeführt hat, voll zustimmen, er hat es deutlich
ausgeführt. Trotzdem möchte ich von unserer Seite aus noch ein paar
Schwerpunkte setzen.
Wir wissen alle - und es wurde ja heute schon gesagt
-, dass viel zu lange nichts zur Integration, oder nichts Gutes zur Integration
getan wurde. Man hat die alleinige Unterstützung der verschiedenen Kulturen und
Vereine mit Subventionen über den Integrationsfonds versucht, und die
ausufernden Probleme hat man damit nicht in den Griff bekommen. Millionen
Schilling und Euro sind in diese Projekte geflossen, und man ist drauf
gekommen: Es funktioniert nicht.
Als man merkte, dass man mit
diesen Subventionsmaßnahmen der ganzen Problematik nicht Herr wird, hat man
versucht, diese schwerwiegenden Missstände in den Griff zu bekommen. Die Multikulti-Feste
wurden propagiert, Sprachbegleitung bei Behörden und im Krankenhaus, Aufklärung
der Wiener Bevölkerung, dass sie doch Verständnis für die Zuwanderer haben
sollte, freiwillige Sprachkurse oder auch vorzeitige Einbürgerung, und
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