Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 125 von 136
sagen: Es ist nicht in Ordnung! Und wenn das
Finanzielle in Ordnung ist, dann liegt das daran, dass die 460 Millionen EUR
vom Bund kommen, meine Damen und Herren. Diese 460 Millionen EUR sind
nicht eine Errungenschaft der SPÖ Wien, sondern des Bundes und Wiens. In dem
Sinne... (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist Geld der Steuerzahler!)
Sowieso; das Geld der Steuerzahler, das hart erarbeitet worden ist!
In dem Sinne werden wir, weil es nicht erfüllt worden
ist, dem Rechnungsabschluss nicht die Zustimmung geben. (Beifall bei der
ÖVP. - GR Dipl Ing Martin Margulies: Zugabe!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing WOLFRAM. Ich erteile es ihm. (GR
Dipl Ing Martin Margulies: Es wird schwer, das jetzt zu übertreffen!)
GR Ing Gunther WOLFRAM (Bündnis
Zukunft Wien - die Stadtpartei): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrter Herr Stadtrat! Ich finde es äußerst unfair, dass man neben einer
Rechnungsabschlussdebatte eine Weinverkostung im Arkadenhof macht. (Heiterkeit
und Beifall bei den GRÜNEN.)
Wiener Wohnen rühmt sich auf ihrer Webseite im
Internet, die größte Hausherrin und -verwalterin von Europa zu sein. Wiener
Wohnen verwaltet laut ihren Angaben rund 900 000 Wohnungen, damit
wäre fast jede vierte Wohnung ein Gemeindebau. Da steckt viel Verwaltung und
Management dahinter, denn es sollen ja nicht nur Neubauten entstehen, sondern
die alte Bausubstanz an Gebäuden saniert und auf den heutigen Stand der Technik
und Bauphysik gebracht werden.
Das ist eine große Aufgabe, wobei schon das eine oder
andere daneben gehen kann, wie zum Beispiel versteckter Baumangel oder zu hohe
Abrechnung. Ein Bürger aus Ottakring hat mir mitgeteilt, dass bei ihm auf der
Stiege in einem Jahr zehn Kübel, sieben Besen, eine Menge von Tüchern, Unmengen
von Waschmittel et cetera vom Hausbesorger abgerechnet werden. Da gehört für
Wiener Wohnen eine Kontrolle eingerichtet. Die gab es auch schon einmal bis zum
Jahr 2000, seitdem ist Wiener Wohnen keine Magistratsabteilung mehr, sondern
eine Unternehmung der Stadt Wien. Damit verwaltet das Unternehmen sich selbst,
es ist stolz, keine Steuermittel der Stadt zu beanspruchen - wozu auch? -, gibt
aber auch nichts in den allgemeinen Steuersäckel.
Meine Damen und Herren! So steht es auf der
Internet-Webseite, und das ist schlecht, gerade aus dem enormen Potential
dieser Immobilien: Einnahmen von Grundstücksverkäufen, Kleingärten, Handymasten
und Förderung vom Bund. Jawohl, auch Förderung vom Bund! Es erhält das Land
Wien aufgrund des Finanzausgleiches und des damit im Zusammenhang stehenden
Zweckzuschussgesetzes Wohnbauförderungsmittel in der Höhe von jährlich über
464 Millionen EUR für Investitionen und über
4 Millionen EUR für Wohnbeihilfen und andere Maßnahmen. Diese Mittel und
die Wohnbauträger unterliegen derzeit nicht der vollständigen Kontrolle durch
den Rechnungshof.
Darum stellen wir einen Beschlussantrag:
„Der amtsführende Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und
Stadterneuerung wird aufgefordert, eine Novelle zum Wiener Wohnbauförderungs-
und Wohnhaussanierungsgesetz 1989 vorzubereiten, die eine obligatorische
Gebarungskontrolle der Förderungsmittel aus diesem Gesetze für alle
Rechtspersönlichkeiten, die diese Mittel verwenden, durch den Rechnungshof
vorsieht.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrages verlangt." (Beifall beim BZW.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einen Missstand
möchte ich bei Wiener Wohnen bei der Wohnungsrückgabe aufzeigen. Derzeit ist es
so, dass bei Wohnungsrückgabe der Urzustand wiederhergestellt werden muss, was
bedeutet, dass bei Bezug der Wohnung übernommenes, hauseigenes Inventar
vorhanden und funktionstüchtig sein muss. Diese Methode verhindert jedoch jede
Art von Kreativität des Wohnungsmieters für individuelle Wohnungsgestaltungen,
da er immer damit rechnen muss, bei Wohnungsrückgabe sogar die alte Abwäsche,
den alten Türanstrich, die alten Türbeschläge, die alten Heizkörper, Entfernen
von Tapeten et cetera beistellen zu müssen. Wenn nicht, würden für sie dann Zusatzkosten
entstehen.
Ich bin der Meinung, dass in der jahrelang
eingezahlten Miete, die sich aus den Baukosten, Instandhaltungskosten,
Betriebskosten, Instandsetzungskosten et cetera zusammensetzt, auch die
Renovierungskosten nach Wohnungsrückgabe enthalten sind. Denn wenn eine Wohnung
zurückgegeben wird, Herr Stadtrat, muss Wiener Wohnen ohnehin die Wohnung auf
den letzten Stand der Technik bringen, damit der Nachnutzer in eine moderne und
dem heutigen Standard entsprechende Wohnung einziehen kann. Nur bei sehr
verwahrlosten Wohnungen sollte man eine Art Obolus in einer angemessenen Höhe
verlangen.
Herr Stadtrat! Vielleicht können Sie meine Anregung
in Ihr System einfließen lassen. Auch sollte man die Abgeltung von
Investitionen des Vorbesitzers nicht unbedingt mit 4 000 EUR deckeln,
sondern nach Schätzung von einem Gutachter die Höhe der Investitionen
beurteilen.
Wegen der vorgenannten Kritikpunkte lehnen wir vom
BZÖ den Rechnungsabschluss 2004 ab. (Beifall beim BZW.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr StR Herzog. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ich darf hier zu später Stunde das Wort ergreifen, obwohl
die Heiterkeit teilweise schon ein bisschen überbordend ist. Vielleicht ist
noch ein bisschen Zeit, ich werde versuchen, mich kurz zu halten.
Eingangs möchte ich zum Kollegen Ellensohn sagen, im
Fall baufälliger Häuser und von Schwierigkeiten in der Richtung bräuchten wir,
glaube ich, keine Enteignung. Es genügen nämlich völlig Ersatzvornahmen, Herr
StR Faymann braucht sie nur durchzuführen. Ich glaube, das reicht völlig, die
gesetzlichen Maßnahmen sind vorhanden.
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