Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 136
Rückzug der Anteilsverwaltung aus der Bank Austria
vor."
Das heißt, der Rückzug, das, was auch hier mehrfach
kritisiert worden ist, war damals Gegenstand eines koalitionären Paktes, ist
also – wir bekennen uns dazu – im vollen Einvernehmen seitens der
Sozialdemokratie, möglicherweise mit einem gewissen Knurren in einem Teil der
Sozialdemokratie, aber auch mit voller Zustimmung auf Drängen bei der ÖVP
geschehen.
Zweitens: Zweiter Schritt war dann die Veräußerung
oder Zusammenführung der Bank Austria mit der HVB. Auch hier habe ich in
letzter Zeit vom Finanzminister angefangen so Erklärungen gehört, was das alles
für eine schreckliche Entscheidung damals gewesen ist. Auch da vielleicht ein
kleiner Rückblick, wie das damals gesehen worden ist.
Ich beginne einmal mit den GRÜNEN. Der Klubobmann
Alexander Van der Bellen hat damals zu diesem Deal eine vorsichtig positive
Einschätzung geäußert. Besonders wichtig wäre es für ihn, wenn die
HypoVereinsbank ihre Ostaktivitäten tatsächlich auf die Bank Austria
konzentrieren würde, was ja dann auch tatsächlich geschehen ist. Einen
Ausverkauf österreichischen Eigentums sieht er nicht. Er betrachtet das sogar
als eine positive Sache. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Weil er das damals
so gesehen hat? ) Ich sage nur. Es ist nur zum Hintergrund, wie das damals
gesehen worden ist, weil ja heute so getan worden ist, als wäre das ein
katastrophaler Fehler der Stadtregierung gewesen. (GR DipI Ing Martin
Margulies: Ja, das hat er damals gesagt!)
Der Wirtschaftssprecher Thomas Prinzhorn bezeichnete
den Deal zwar grundsätzlich als begrüßenswert, er hätte aber noch weiter gehen
sollen, und er meinte, schließlich sei die HypoVereinsbank ein guter Partner.
Also Freiheitliche haben damals durch den Wirtschaftssprecher gemeint, ein
guter Partner. Man sollte in Zukunft bei der rückwirkenden Beurteilung
vielleicht das auch einfließen lassen.
Letzter Punkt: Wiener ÖVP. Der Landeschef Bernhard
Görg meinte schon Sonntag, dass eine vernünftige Entscheidung getroffen worden
ist, selbst auf Partnersuche zu gehen und nicht Opfer einer feindlichen
Übernahme zu werden. Und der Vizebürgermeister sah sich mit seinen Bemühungen
um eine völlige Entpolitisierung und Privatisierung der Bank Austria in der
Zielgeraden.
Also es hat damals niemanden gegeben in der Politik,
der sich gegen diesen Schritt in irgendeiner Weise gewendet hätte. Es hat
Widerstand und Protest gegeben der Gewerkschaft, es hat Einwände gegeben auch
bei Teilen der Sozialdemokratie.
Und warum war das so? Weil es damals ja nicht nur
darum gegangen ist, dass man quasi das verkauft hat, sondern es ist darum gegangen,
dass die Bank Austria auch bei dieser Gelegenheit Risikomärkte, Risikomärkte in
Südamerika, Risikomärkte in Nordamerika abgetauscht hat gegen
zukunftsorientierte Märkte in Osteuropa. Und da hat die HVB ziemlich gut
dazugepasst.
Und heute, meine sehr
geehrten Damen und Herren, kann niemand, der sich ernsthaft mit dieser Frage
beschäftigt, sagen, was die Bank Austria heute wert wäre, wäre es damals nicht
möglich gewesen, diesen Einstieg in das Osteuropageschäft eben durch die
Zusammenarbeit mit der HVB zu gewinnen.
Und jetzt in dem Zeitpunkt solche alten Dinge
aufzuwärmen, wo wir wiederum in der Situation stehen, dass mit hoher
Wahrscheinlichkeit – mit hoher Wahrscheinlichkeit, sage ich vorsichtshalber –
die Bank Austria wiederum verstärkt die Funktion einer Zentral- und Osteuropazentrale
bekommen wird, das verstehe ich ja überhaupt nicht, und dass sich der
Klubobmann der ÖVP hinstellt, eine Situation im Jahr 1997 bejammert oder gelegentlich
den Deal mit der HVB wiederum in Diskussion stellt. Man soll es so nehmen wie
es ist. Das sind Entwicklungen, die man damals möglicherweise zum Vorteil oder
zum Nachteil, weil ja immer jetzt von den Nachteilen gesprochen wird, die Rede
ist, so einschätzen muss, wie es heute ist, und die Chancen, dass sich die
Situation für die Bank Austria-CA verbessert, sind doch eindeutig gegeben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Schluss
eine Bemerkung, weil das auch angesprochen worden ist. Die Frage: Wie gehen wir
mit der Opposition um?
Also ich nehme für mich in Kauf, weil ich ja für den
Unterausschuss verantwortlich bin, dass ich da vielleicht zu schnell und zu
wenig nachhaltig mit dieser Frage umgegangen bin. Dafür entschuldige ich mich.
Ich bin gerne bereit, man kann bei solchen Dingen natürlich auch zu
Verbesserungen kommen. Man soll es einem nur rechtzeitig sagen und nicht erst
bei einer Rechnungsabschlussdebatte.
Wir haben uns bemüht, in letzter Zeit auf
verschiedenen Wegen die Unterlagen zu verbessern, zu verstärken und auf Wünsche
der Opposition einzugehen. Also ich glaube, dass man, wenn man miteinander so
umgeht, durchaus in der Lage ist, solche Dinge nicht aufzubauschen zu einer
sozusagen Machtwut der Sozialdemokratie, sondern man sich das durchaus
aushandeln kann.
Dass es aber von außen anders gesehen wird und
möglicherweise durch den Vergleich des Umgangs der Bundesregierung mit der
Opposition, habe ich heute dem "KURIER" entnommen. Dort ist ja
bewertet, wie die einzelnen Bereiche einzustufen sind, und da ist mit einem
durchaus positiven Signal die Demokratiekompetenz der Stadtregierung
ausgewiesen. Da wird etwa ausdrücklich davon gesprochen, dass die Opposition in
Wien Rechte hat, die sich die Opposition im Parlament nur wünschen kann. Und
dabei ist zum Beispiel unter anderem von den Untersuchungsausschüssen die Rede.
Also ich denke, es ist kein Grund zu sagen, hier ist jemand in einem
Machtrausch oder wir fahren über die Opposition drüber, aber es liegt halt in
der Relation, dass eine Opposition, die manchmal das Gefühl hat, sie kann sich
nicht durchsetzen mit ihren Argumenten, den Eindruck gewinnt, hier wird einfach
zu hart mit ihr umgegangen. Aber gemessen – ich war ja lange genug im Parlament
– an den Umgangsformen, wie man im Parlament miteinander umgeht, haben wir sicherlich
hier ein gutes Klima, und das sollte man nicht in letzter Minute schlecht
reden.
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