Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 136
Bei dieser Aktion rechnet das Land Steiermark sogar mit einem finanziellen Vorteil für das Land selbst, und zwar mit einer Rendite von 10 Prozent, die beim Wiederverkauf der STUG-Betriebe realisiert werden.
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Solche
Überlegungen wären auch für Wien interessant. Sie sollten Überlegungen in diese
Richtung anstellen; die Unterstützung der freiheitlichen Fraktion bekämen Sie
dafür. (Beifall bei der FPÖ.)
Wien, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, sollte für
seine Unternehmen positive wirtschaftliche Maßnahmen setzen, denn künftig wird
die finanzielle Situation dieser Betriebe noch schwieriger werden, und zwar im
Zusammenhang mit Basel II. Ich habe dies schon mehrmals erwähnt. Zum
Beispiel könnte durch Basel II eine jahrelang geübte Praxis der mündlich
vereinbarten Kontenüberziehungen ohne Vorwarnung von heute auf morgen gekündigt
werden. Das Ergebnis somit, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister,
Zahlungsunfähigkeit und damit Insolvenz, obwohl sich beim Kreditnehmendenunternehmen
nichts verändert hat. Im Gegenteil. Wie ich in der Praxis erleben musste, hat
die Bank eine Kreditgewährung trotz wesentlich verbessertem Betriebsergebnis
zurückgezogen und grundbücherliche Sicherstellungen in Angriff genommen.
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Auf Grund der
ohnedies schon schlechten Situation im Bereich des Eigenkapitals dieser
Betriebe und weiterer kommender Ereignisse, eben Basel II und verschärftem
Ranking, wäre die Stärkung des Eigenkapitals der KUM von immenser Wichtigkeit.
Ich darf meine Forderung nach einem Eigenkapitalstärkungspaket für Wien, zum
Beispiel in Form entsprechender Dotierungen der Wiener Wirtschaftsförderung,
wiederholen.
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Bitte
verabsäumen Sie nicht, dem größten Arbeitgeber Wiens, den Klein- und
Mittelbetrieben, die überlebensnotwendigen Unterstützungen im Interesse aller
Wiener zu geben.
Ich darf
meinen Bericht mit Ihrem Zitat aus dem "WirtschaftsBlatt" beenden:
„Diese Betriebe sind für die Stadt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und
attraktiver Arbeitgeber." Vergessen Sie bitte nicht Ihre eigenen Worte! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir
haben noch eine Wortmeldung: Herr Mag Ebinger.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Vizebürgermeister! Meine Damen und Herren!
In den
letzten Tagen geht durch die Zeitung die Meldung, dass sich die UniCredit mit
der HVB und der Bank Austria sozusagen fusioniert und sie schluckt. Es handelt
sich hierbei um ein Unternehmen mit Sitz in Mailand, mit
126 000 Mitarbeitern, mit 7 000 Geschäftsstellen in 19
Staaten, 28 Millionen Kunden und einer Bilanzsumme, die das Dreifache des
österreichischen Bruttoinlandsproduktes ausmacht, um eine Bank, die unsere Bank
Austria-HVB übernimmt.
Der Herr
Bürgermeister hat sich in den letzten Tagen redlich bemüht, das alles schön zu
reden und sozusagen die positiven Seiten einer derartigen Fusion
herauszustreichen.
Wenn wir
uns erinnern: Seinerzeit hat die AVZ und damit auch sozusagen der Wiener
Steuerzahler 23 Prozent der Bank Austria gehalten. Durch die Fusionierung mit
der HVB ist das natürlich schon prozentuell hinuntergegangen, und die Gewinne,
die die Bank Austria in unseren östlichen Nachbarstaaten gemacht hat, konnten
die massiven Verluste, die die HVB eingeführt hat, nicht wettmachen, was eine
weitere Vernichtung von Geld, von Steuergeld bedeutet hat.
Diese
geplante Fusionierung, meine Damen und Herren, mit der UniCredit bedeutet aber
auch einen Arbeitsplatzabbau. Der Chef der UniCredit hat schon von 7 Prozent
Personalabbau gesprochen. An den Standorten Deutschland, Österreich, Polen regt
sich bereits Widerstand.
Vergessen
wir nicht: Allein durch die Fusionierung HVB, CA, Bank Austria sind schon über
4 000 Jobs in Österreich gestrichen worden.
Österreich
ist derzeit die Zentrale des Ostgeschäftes. Der Herr Bürgermeister hat gesagt,
er ist der Schutzherr der Verträge, er wird schauen, dass Österreich diese
Zentrale des Ostgeschäftes bleibt und dass nicht diese Zentrale vielleicht in
die Zentrale der UniCredit nach Mailand wechseln könnte.
In dem Zusammenhang wollen wir gerne den Herrn
Bürgermeister mit einem Beschlussantrag aufmuntern. Die unterfertigten
Gemeinderäte fordern daher mit den Mitunterzeichnern nach § 27/4 der
Geschäftsordnung, der Bürgermeister möge sich dafür einsetzen, dass Wien im
Rahmen des UniCredit-Konzerns die Zentrale für das Ostgeschäft bleibt und
dadurch die Arbeitsplätze am Standort Wien gesichert werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrags gefordert. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: So,
bitte.
Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich bin durchaus lange genug in der Politik, um zu
wissen, dass eine Gemeinderatsdebatte einige Tage vor der Auflösung des
Gemeinderates nicht geradezu der Inbegriff, das klassische Beispiel für ein
nationalökonomisches Seminar ist und dass daher Bemühungen hier zu einer
Klärung gewisser Fragen wahrscheinlich müßig sind.
Natürlich hat der Wahlkampf nicht erst jetzt und
nicht nur außerhalb dieses Gebäudes begonnen, sondern in vielen Beiträgen war
das schon spürbar. Sie werden sagen, es war auch bei mir spürbar. Mag sein,
niemand kann sich da ausnehmen. Also man soll diese Atmosphäre respektieren,
und ich tue das.
Was ich meine, ist, dass man doch
nicht das tun sollte, was gerade an dem Beispiel zu sehen ist, wie das jetzt in
der Bundesrepublik Deutschland gelaufen ist, dass man sich nicht im politischen
Eifer wechselseitig sozusagen ans Bein pinkelt, daneben schießt, wenn das geht,
weil dieses Beispiel sprachlich vielleicht manchen schon zu gewagt ist (Heiterkeit.),
und dabei den
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