Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 136
von sozialer Ausgrenzung bedrohte Menschen untersucht. Dies firmiert unter dem Stichwort "Poverty Proofing".
Zu guter Letzt bringe ich noch einen Antrag ein, in
dem es darum geht, dass die in letzter Zeit verstärkt auftretenden rassistischen
Schmierereien an öffentlichen Einrichtungen umgehend entfernt werden sollen.
Wir haben diesen Antrag schon einmal eingebracht, da wurde gesagt: Das ist ein
Eingriff in Privateigentum, das geht nicht. Wir beschränken uns diesmal darauf,
dass sich der amtsführende Stadtrat für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke dafür einsetzen möge, dass in Zukunft rassistische Schmierereien an
Einrichtungen der WIENER LINIEN binnen zwei Werktagen ab Meldung wieder
entfernt werden.
Ansonsten bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit
und wünsche einen schönen weiteren Verlauf! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski:
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dkfm Dr Aichinger. Ich erteile es ihm.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Auch diese Debatte des Rechnungsabschlusses ändert
nicht sehr viel, wie auch die vorigen, die ich bis jetzt miterleben durfte. Es
gibt da eigentlich Debatten, die sich sehr viel mit dem Bund beschäftigen. Aber
ein kleiner Unterschied war heute schon festzustellen. Es hat sich auch
gezeigt, dass es bereits gewisse Allianzen gibt, bei dem Debattenbeitrag des
Herrn GR Strobl. Er ist mehr auf die Opposition losgegangen, hat aber eine
Oppositionspartei, die GRÜNEN, dabei völlig ungeschoren gelassen. Und jetzt
macht auch Herr Kollege Margulies eine Verbeugung, indem er zum ersten Mal
sagt: Er ist für Garagen! Ich habe es in vier Jahren nicht ein Mal erlebt, dass
die GRÜNEN für eine Garage mitgestimmt haben. (GR Dipl Ing Martin Margulies:
Letzte Sitzung! - Weitere Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Eine Garagenzustimmung? (GR Dipl Ing Martin
Margulies: Ja!) Das muss mir leider entgangen sein, das sage ich auch offen
und ehrlich. Aber da muss man dazusagen, auch das ist eine Neuigkeit und zeigt
eben, dass Sie sich unter Umständen ganz einfach schon für eine rot-grüne
Koalition vorbereiten. (Beifall bei der
ÖVP. - Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Meine Damen und Herren! Auch das wurde schon öfters
gesagt: Natürlich ist ein Rechnungsabschluss die Bilanz einer Regierung, die
Bilanz einer Regierung als Unternehmen, und diese Zahlen stehen hier. Aber
eines wird immer dürftiger und immer geringer ausfallen: die Erläuterungen
dazu, die Kommentare dazu beziehungsweise die damit verbundene Transparenz. Wir
haben bei der letzten Voranschlagsdebatte im Herbst angeregt, das alles etwas
transparenter zu machen beziehungsweise mehr Erläuterungen zu geben. Das wurde
natürlich - Frau StRin Rothauer hat es heute schon angeführt - in einer langen
Anfragebeantwortung ganz einfach negiert: So ist es, so nehmen Sie die Zahlen
zur Kenntnis.
Transparente, leichte Lesbarkeit ist nicht unbedingt
das Wollen der Rathaus-Mehrheitsfraktion. In dem Fall wird mit 48 Prozent
der Stimmen und 52 Prozent der Mandate hier mit 100 Prozent der Macht
gesagt: So ist es, und daran kann sich ganz einfach nichts ändern. (GR Heinz
Hufnagl: Im Bund genügen 42 Prozent! Schüssel hat 42 Prozent, mit
einem kleinen Beiwagerl!) Nein, das ist ja nicht ganz so. (GR Heinz
Hufnagl: So ist es!) Das ist so nicht ganz wahr, Herr Kollege.
Meine
Damen und Herren! Diese Einstellung erleben wir aber auch während der laufenden
Arbeit im ganzen Jahr. Viele Vorschläge der Opposition, viele Anträge werden
sofort im Gemeinderat abgelehnt, oder wenn sie doch eine Zuweisung mit der
Mehrheit der Mehrheitsfraktion bekommen, dann in den Ausschüssen auch wieder
mit größter Vehemenz abgelehnt, obwohl diesen Anträgen meistens lange Analysen
vorausgegangen sind und sogar dem Antragsteller Recht gegeben wird. Aber
trotzdem werden diese Anträge dann ganz einfach niedergestimmt.
Ich darf Ihnen jetzt ganz kurz einige Beispiele
bringen, an denen man sieht, wie hier während des Jahres vorgegangen wird. Der
Herr Vizebürgermeister hat es heute angeschnitten, meine Damen und Herren, dass
die Lehrstellensituation in Wien wirklich nicht rosig ist. Da sind wir uns
sicher einig, dass das ein Problem ist, und wir wollen hier alles unternehmen,
dass die Jugend Lehrstellen bekommt, damit die Erstausbildung gegeben ist. Wir
sind auch darin einer Meinung, meine Damen und Herren - auch das hat noch
keiner in Frage gestellt -, dass die duale Ausbildung eine sehr, sehr gute ist.
Der Herr Vizebürgermeister hat heute selbst gesagt, dass, je mehr man den
Unternehmen bei dieser Angelegenheit hilft, umso mehr vor allem die Klein- und
Mittelbetriebe diese Lehrausbildung durchführen werden. Sie werden die
Lehrstellensituation verbessern, und das ist unser Ziel. (Beifall bei der
ÖVP.)
Es gab im Herbst, am 22. November 2004,
einen Antrag der ÖVP, worin wir gesagt haben: Die Kommunalsteuer auf die
Lehrlingsentschädigung soll teilweise den Unternehmen refundiert werden, um
hier Anreize zu schaffen, ähnlich wie die Bundesregierung, die viele Dinge in
der Richtung gemacht hat, wie Lohnnebenkostensenkung bei Lehrlingen, wie
Lehrlingsfreibetrag oder Lehrlingsprämie. Das wurde natürlich abgelehnt, und es
wurde mit einer langen Begründung dargestellt, dass das nicht funktioniert.
Unter anderem lautete die Begründung darauf, dass es Schwierigkeiten bei der
Lohnverrechnung und bei der gemeinsamen Prüfung aller Lohnabgaben gibt, sodass
man da keine Ausnahme machen kann. Da muss es sogar die Bedenklichkeit mit
EU-Richtlinien geben. Mit einem Wort, das ist nicht Sinn und Zweck, sondern das
muss man ablehnen.
Meine
Damen und Herren! Auch das sei jetzt dazu gesagt: Obwohl gerade für die
Kommunalsteuer im Jahre 2004 der Voranschlag auf 513 Millionen EUR
lautete, wurden 523 Millionen EUR eingenommen. Das heißt, es wurden
um 10,9 Millionen EUR mehr eingenommen.
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