Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 136
damit bin ich auch schon am Ende meiner Ausführungen.
Ich hoffe, dass sich auch in diesen Dingen, die ich
hier dargestellt habe, eines Tages etwas bewegen wird. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski:
Zu einer tatsächlichen Berichtigung zur tatsächlichen Berichtigung von Herrn GR
Dr Tschirf hat sich Herr GR Hufnagl zum Wort gemeldet. Die Redezeit
beträgt drei Minuten. – Bitte.
GR Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Meine Damen und Herren des Wiener Gemeinderats!
Herr Kollege Dr Tschirf, der Klubobmann der ÖVP,
hat in seiner letzten Wortmeldung an diesem Rednerpult gemeint, 1996 hätte
die Bank Austria die Creditanstalt "gefressen", und im Übrigen wäre
eine Bank entstanden, die zu groß für Österreich und zu klein für Europa wäre.
Diese beiden Aussagen sind zurückzuweisen und zu
berichtigen, und ich begründe dies wie folgt:
1996 gab es auf Bundesebene bekanntlich eine
Koalition zwischen der Sozialdemokratie und der Österreichischen Volkspartei.
Und gemäß der Grundgesinnung der Österreichischen Volkspartei, dass sich die
Republik Österreich von Anteilen an Unternehmungen raschest zu verabschieden
hätte, kam es zu einem Verkauf des Bundespakets der Aktien, die die Republik
Österreich an der Creditanstalt gehalten hat.
Für dieses beachtliche Aktienpaket gab es im Prinzip
zwei nennenswerte Bietergruppen. Das war in erster Linie eine Gruppe um die
Erste Bank und um die Generali-Versicherung - man kann sie schlechthin als
ÖVP-Finanzdienstleistergruppe bezeichnen -, und - das ist richtig - auch ein
Angebot der Bank Austria; das allerdings erst danach. Und es hat sich
herausgestellt, dass das Angebot der Bank Austria dem tatsächlichen Marktwert
der Creditanstalt wesentlich stärker entsprochen hat und adäquat war (GR Dr Matthias Tschirf: Man sieht es
ja!), und deswegen hat in einem ganz normalen wirtschaftlichen Vorgang –
sprich, ein Kreditinstitut erwirbt ein anderes - die Bank Austria den Zuschlag
erhalten.
Es war also weder ein Vorgang des Schluckens, des
Fressens (Ruf bei der ÖVP: ...gesagt hat, das kann man der ÖVP nicht...! Das
ist die Wahrheit!) und auch kein Vorgang, der dem Haus geschadet hätte. Die
ÖVP ist in Wirklichkeit der Gefangene und das Opfer ihrer eigenen Privatisierungsphilosophie
geworden (Zwischenruf von GR Georg Fuchs), und es gab einen riesen
Budgetkrach und ein Riesenproblem in der großen Koalition und auch ein Erdbeben
in der Österreichischen Volkspartei. - Kollege Fuchs, auch wenn das unangenehm
ist: Der Wahrheit und der Vollständigkeit wegen muss das gesagt werden. (GR
Robert Parzer: Das stimmt nicht ganz, Heinz! – Weitere Zwischenrufe bei der
ÖVP.)
Noch einmal, meine Damen und Herren: Es war ein
normales Bieten eines Verkaufsofferts, das die Bank Austria hier eindeutig für
sich entscheiden konnte, und danach ist ein sehr, sehr erfolgreiches
Kreditinstitut entstanden. (Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der
ÖVP.) Man schaue sich nur den Kurs der Bank Austria-Aktie an: Bei der
Ausgabe 29 EUR und nunmehr immerhin 90 EUR! - Und das hält eben die
ÖVP nicht aus.
Kollege Tschirf, ich weiß schon: Die Betriebsgruppe
des ÖAAB in der Creditanstalt hat die Beiträge dann verhindert, weil die ÖVP in
diesem Deal so linkisch unterwegs war. - Das ist aber ein Problem der
Österreichischen Volkspartei und nicht der Stadt Wien. (Beifall bei der SPÖ.
– GR Dr Matthias Tschirf: Das ist ja unglaublich! – StR Dr Johannes Hahn:
...Bank vernichten ist eine "Erfolgsstory"!)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Kabas. –
Bitte.
GR Mag Hilmar Kabas (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Er ist ja ganz interessant, dieser Streit zwischen Rot
und Schwarz über etwas, worüber man eigentlich als Österreicher, vor allem aber
auch als Wiener sehr traurig sein müsste. (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist
ja das Problem! – GR Heinz-Christian Strache, in Richtung GR Dr Matthias
Tschirf: Ihr habt ja mitgespielt! Jetzt spielt ihr den...!)
Ich will dazu jetzt gar nicht allzu viel sagen, weil
diese Frage betreffend Bank Austria ja nicht unmittelbar zum Rechnungsabschluss
gehört, ich zitiere nur einen Satz aus dem vorletzten "profil". Darin
heißt es: „Wahr ist schließlich aber auch, dass der Deal für die Gemeinde Wien
ein wirtschaftspolitisches Desaster war." - Das wird dann auch noch
dementsprechend begründet, Herr Kollege Hufnagl, und das weiß man ja in der
Zwischenzeit. Dass das Ganze kein Ruhmesblatt war, Herr Hufnagl, werden ja auch
Sie nicht bestreiten können. Und dass durch diese Vorgangsweise auch viele,
viele Arbeitsplätze gerade in Ihrem Konzern verloren gegangen sind, ist auch
eine Tatsache; und dass diese Entwicklung leider noch nicht beendet ist,
ebenfalls. (GR Heinz Hufnagl: Alle Banken verlieren Arbeitsplätze!) Wir
werden aber einen Antrag einbringen, in dem wir den Bürgermeister auffordern
werden, dafür Sorge zu tragen, dass die Arbeitnehmer in diesem Bereich, im
Bereich der Bank Austria, nicht weiter darunter zu leiden haben werden, und ich
hoffe, Sie werden sich diesem Antrag dann in der Folge auch anschließen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Wenn man dem Herrn
Vizebürgermeister und Finanzstadtrat heute zugehört hat, dann musste man
feststellen, dass seine Ausführungen an sich auch eine Wiederauflage der
Äußerungen waren, die er immer wieder bei Rechnungsabschlussdebatten und
Budgetdebatten gemacht hat und bis zum heutigen Tag macht, sodass man
eigentlich den Eindruck hat, er glaubt selbst an das, was er da sagt. (GR Dr
Matthias Tschirf: Da ist er zu intelligent dazu! – Heiterkeit bei GR
Heinz-Christian Strache.) - Warte, ich komme schon noch dazu! Manchmal kann
man noch so intelligent sein, was zu beurteilen mir nicht zusteht, denn ich bin
ja nicht Herr Margulies, der da qualifiziert oder abqualifiziert, aber ich
kenne den Herrn Vizebürgermeister wirklich schon sehr lange und
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