Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 136
10 Prozent. (GR Godwin
Schuster: Wer ist zuständig? Gestern hat der Präsident Leitl gesagt, er selbst
ist zuständig, nicht die Politik!)
Herr Schuster, Ihnen als altem Gewerkschafter, muss
das ja auch im Herzen weh tun, wenn Wien Schlusslicht ist, wenn Wien 10 Prozent
Arbeitslosigkeit hat und das auf Bundesebene um ein Drittel niedriger ist.
Jeder Arbeitslose ist zu viel, aber 10 Prozent ist viel zu viel! (Beifall
bei der ÖVP.)
Diese Arbeitslosigkeit ist ja nicht zufällig. Die
hängt zusammen mit der Wachstumspolitik. Schauen wir uns hier die verschiedenen
Bundesländer an: Da liegt Wien mit 0,6 Prozent knapp über dem Burgenland;
beispielsweise andere Bundesländer: Die Steiermark beim Sechsfachen, Vorarlberg
beim Fünffachen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das wären die
Fragen gewesen, wo ich heute in der Früh Antworten vom Herrn Vizebürgermeister
gesucht hätte! Das ist es, womit wir uns in den nächsten zwei Tagen
beschäftigen sollten! (Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt natürlich etwas, wo die Wiener SPÖ dafür
sorgt, dass Wien ganz vorne ist. Das sind die Ausgaben für, und ich verwende
bewusst ein Wort des Herrn Vizebürgermeisters von heute morgen, für Propaganda,
für Brot und Spiele. Dafür werden rund 100 Millionen EUR in dieser
Stadt ausgegeben. Das ist die Realität. Ich glaube aber, dass viel mehr für Investitionen
ausgegeben werden sollte, dass viel mehr für Wirtschaftsförderung ausgegeben
werden sollte. Ich glaube, dass gerade auch für die Nahversorgung viel mehr
ausgegeben werden sollte. (Beifall bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster: Das
ist ein Wahnsinn!)
Die Realität: Wirtschaftswachstum magere 0,6 Prozent,
Arbeitslosenquote satte 9,8 Prozent.
Wie sieht es mit den Investitionen dieser Stadt aus?
Wenn wir 2004 auch eine Stabilisierung im Bereich der Investitionen feststellen
können, gehen sie 2005 wiederum zurück.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn heute
schon auf Herrn Wirtschaftskammerpräsidenten Leitl hingewiesen wurde, hier
könnte Wien auch einen Anteil leisten, einen Anteil zu Investitionen. (GR Johann Driemer: Das kann aber auch der Bund
machen!) Jeder, der sich mit der Struktur Österreichs beschäftigt, mit den
Gemeinden, Städten und Ländern, weiß, wo die entsprechenden Investitionen
geleistet werden. Gerade in den Städten, gerade in Wien wäre das notwendig. (GR Godwin Schuster: Haben Sie gehört, was
die Bürgermeister der Städte sagen?) Wo tun Sie das? Was geschieht für die
Wiener Wirtschaft? (GR Johann Driemer:
Wir investieren mehr!) Was geschieht für den Arbeitsmarkt in Wien? (Beifall bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster:
Fragen Sie die Frau Rothauer! Die sitzt in den Gremien!)
Herr Kollege Schuster, gerade weil ich den Rat von
Frau StRin Rothauer so schätze, rede ich so. Wir leiden darunter, dass nicht
mehr geschieht für Wien und für die Wiener Wirtschaft. (GR Godwin Schuster: Das glaube ich nicht!) Das ist die Realität
und der sollten Sie sich stellen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, noch etwas, wo
Investitionen möglich, notwendig wären: Pflegemilliarde. Vor rund zwei Jahren
im Zuge des zweiten Lainz-Skandals ist sie angekündigt worden. Nur in einer
Anfragebeantwortung, die wir bekommen haben vom Herrn Bürgermeister, ist
eigentlich auch drinnen gestanden, dass nichts anderes geschehen ist, als dass
man einfach eh schon vorgehabte Investitionen anders betitelt. Das ist alles.
Wo ist die Pflegemilliarde? Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist eine
Frage, die wir auch in diesen zwei Tagen von Ihnen beantwortet bekommen
sollten, Herr Vizebürgermeister.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, kommen wir auf
die Wirtschaftsförderung zu sprechen. Die Wirtschaftsförderung im engeren Sinn
wurde 2004 zwar mit 113,7 Millionen EUR mit etwas mehr veranschlagt
als im Vorjahr, aber in der Realität war es dann so, dass die
Wirtschaftsförderung um 10,8 Millionen EUR weniger betragen hat als 2003.
Nur das, was real geschieht ist, das, von dem die Wirtschaft etwas hat und von
dem die Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt etwas haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie sieht es in
einem Bereich, der ganz wesentlich für wirtschaftliche Impulse für eine Stadt
ist, aus, das heißt im Bau- und Baunebengewerbe? Das sind die Bereiche, in
denen Arbeitslosigkeit entsteht. Auch hier sollte einiges geschehen. Wie ist
denn das? Seit 1996 ist hier die Situation, dass die Auftragsbestände um satte
15,6 Prozent zurückgegangen sind, im Österreichschnitt lediglich um
4,8 Prozent. Da kann man nicht sagen, der Bund und das und das. Das ist
Eigenverantwortung und dieser Eigenverantwortung haben Sie sich zu stellen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, Wien muss feststellen, dass 2004 ein Jahr der Rezession war, weil
alles das, was von der SPÖ an zusätzlichen Finanzmitteln versprochen wurde,
letztlich nichts anderes als Schall und Rauch war. Das Ergebnis: Wien schaffte
2004 nur 0,6 Prozent Wirtschaftswachstum und bildete mit dem Burgenland
das Schlusslicht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, da sollten Sie
sich an der Bundesregierung ein Beispiel nehmen! (GR Godwin Schuster: Nein, wirklich nicht!) Schauen wir uns an, was
2004 alles geschehen ist. Schauen wir uns etwa die Steuerreform an. (GR
Godwin Schuster: Erzählen Sie etwas anderes!) Beispielsweise die Senkung
der Körperschaftssteuer, das heißt, der Einkommenssteuer für Unternehmen. (GR
Heinz Hufnagl: Für Großunternehmen! Für die internationalen Konzerne!) Sie
wissen doch gerade auch als Betriebsrat, dass wir dann Arbeitsplätze schaffen
können, wenn es der Wirtschaft gut geht und wann entsprechende Anreize da sind,
dass sie sich hier ansiedelt. Der Bund hat durch diese Maßnahmen viel für den
Wirtschaftsstandort Wien getan. Das wissen wir. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Herr Vizebürgermeister hat am
Anfang von dem "Stern"-Artikel gesprochen und hat hier drauf
hingewiesen, dass das auch für Wien gut ist. Es ist eben für Wien gut, wenn
Wien Konzernzentrale ist. Daher ist es wichtig,
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