Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 104
bezirksgrenzenüberschreitende mehrjährige Programme erstellt werden. Partizipative Planungsverfahren sollen die Einbindung der Bezirke und anderer relevanter AkteurInnen bei der Programmerstellung und -umsetzung sicherstellen. Die Umsetzung soll durch ein Monitoring begleitet und die Steuerung und Qualitätssicherung durch ein Zielgebietsmanagement gewährleistet sein.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der
Stadt-entwicklungsplan 2005 ist ein Dokument, das die Visionen und
Zielsetzungen, wie sie im Strategieplan 2004 - den Wiener Visionen -, im
Masterplan Verkehr 2003, im Klimaschutzprogramm und anderen
programmatischen Festlegungen der Stadt formuliert wurden. Der Stadtentwicklungsplan
greift diese Formulierungen auf und formuliert daraus eine zukunftsorientierte
räumliche Gesamtentwicklung Wiens für die nächsten 15 Jahre.
Wir sind damit für die kommenden Jahre bestens gerüstet.
Vieles wird umgesetzt werden, manches wird, wie bei vielen Planungen, nicht
gelingen, da Planung immer auch von neuen Entwicklungen, Trends und von Faktoren,
die nicht in unserem Einflussbereich liegen, abhängig ist und einen dynamischen
Prozess darstellt.
Wurde in den 40er Jahren im Rahmen des Wiederaufbaus
von Prof Brunner die Grobstruktur der Stadt festgelegt, war das Planungskonzept
von Prof Roland Rainer 1961 das erste seiner Art für Wien. Die damals noch
propagierten Stadtautobahnen, beispielsweise ent-lang des Donaukanals, des
Wientals und am Gürtel wurden zum Glück nie in die Realität umgesetzt. Auch die
Stadtentwicklungspläne 84 und 94 wurden nicht im vollen Inhalt
realisiert. Allen Stadtentwicklungskonzepten bis hin zum STEP 05 ist jedoch
gleich, dass sie immer ein Bild der zukünftigen Stadt aus dem gegenwärtigen
Blickwinkel darstellen und stets auf den jeweils gültigen, aktuellen
Erkenntnissen und Prognosen basieren. So prägte 1984 das Konzept der sanften
Stadterneuerung den Stadtentwicklungsplan, 1994 hatte man eine Zuwanderung
von über 100 000 neuen Einwohnern zu bewältigen. Auch wenn manche
Vorschläge des STEP 05 nicht Realität werden, weil neue Erkenntnisse und
Entwicklungen die Planungen überholen, mit dem neuen STEP 05 sind wir auf dem
richtigen Weg.
Die zu Beginn erwähnte Studie zur Lebensqualität in
Wien war für die Wiener Stadtregierung nicht nur eine Bestätigung ihrer
bisherigen Leistungen, wir sehen es auch als Arbeitsauftrag für unsere künftige
Tätigkeit. Mit dem neuen Stadtentwicklungsplan haben wir dafür ein
richtungsweisendes und innovatives Instrumentarium, mit dem es uns gelingen wird,
Wiens Rolle im internationalen Kontext zu festigen und auszubauen, und dabei
die Lebensqualität noch weiter zu steigern.
In diesem Sinne bitte ich Sie, dem neuen Stadtentwicklungsplan
Ihre Zustimmung zu geben. Herzlichen Dank. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Ich danke dem Herrn amtsführenden Stadtrat für
seinen Bericht.
Für die nun folgende Besprechung wurde eine Redezeit
für den Erstredner jeder Partei von 30 Minuten und für die Folgeredner von
20 Minuten vereinbart.
Ich erteile nun Herrn GR Mag Chorherr das Wort.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub
im Rathaus): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Stadtrat!
Die vielleicht wesentlichste Aussage zur Relevanz von
Stadtentwicklungsplänen in Wien haben Sie hier gegen Ende gesagt als Sie
gemeint haben, nun ja, wir hatten ja schon Stadtentwicklungspläne 1984
und 1994, wo Wesentliches davon nicht umgesetzt wurde, weil es andere
Entwicklungen gegeben hat. Ich würde sagen, das betrifft sicherlich auch diesen
Stadtentwicklungsplan, und ich sage das auch gar nicht als Vorwurf.
Es gibt reale Entwicklungen, es gibt Umbrüche, deren
Wesen darin liegt, dass man sie nicht prognostizieren kann, und die Aufgabe eines
Stadtentwicklungsplans wäre es ein bisschen, auch diese Kräfte, denen eine
Stadtentwicklung ausgesetzt ist, zu benennen. Bei aller Wertschätzung eines
guten, interessanten Dokumentes, das in einigen Bereichen auch wirklich sehr zu
loben ist, werde ich mich überraschenderweise auch auf die Kritikpunkte
konzentrieren. Es ist Ihnen durchaus gelungen, die positiven Dinge hervorzuheben.
Das liegt in der Arbeitsteilung, die hier so aussieht:
Ich fange mit dem Wesentlichsten an, und das ist das
Bild der SPÖ auf diese Stadt, das sich zusammenfassen lässt mit: Es rennt alles
so super in Wien, es gibt ohnehin keine Probleme, also fangen wir auch gar
nicht an, Probleme in ihrer Vehemenz zu benennen. Wenn wir uns die
internationale Stadtentwicklungsdiskussion anschauen, dann herrscht ja da schon
seit längerer Zeit eine gewisse, ich nenne sie einmal, Zerknirschung, Zurückhaltung,
auch Selbstkritik, die sich darin zusammenfassen lässt: Welche Möglichkeiten
haben denn Stichwort “Globalisierung“, Stichwort “Auftreten internationaler
Finanzinvestoren“, Stichwort “Zurückdrängen des Staates in seiner Gesamtheit“?
Welche Rolle kann denn da Stadtplanung eigentlich wirklich noch haben?
Ich möchte nur an dem Punkt zuspitzen, den auch der Herr
Stadtrat richtigerweise erwähnt hat, dem Buhmann Einkaufszentren. Das sind
jetzt nicht Wünsche der Stadt Wien, dass wir jetzt ausrufen, hallo, wir
wünschen uns so viele Einkaufszentren. Das sind einfach Tendenzen international
agierender Investoren, die - ich habe das hier schon einmal detaillierter
ausgeführt - sagen, die Renditen bei Einkaufszentren sind sehr groß und darum
wird jedes Projekt im Zweifelsfall einmal mit einem entsprechenden
Einkaufszentrum versehen. Das ist nur eines der Themen.
Das
zweite Thema, wenn wir uns jetzt ein bisschen durch die Stadt Wien bewegen und
uns verschiedene Bereiche anschauen, die wir an Wien so schätzen, ich glaube,
alle schätzen das, Leute aus allen Fraktionen, gerade im Bereich der kompakten
Stadt, dieses Gegenbild, hier europäische Stadt Wien, dort "die vollkommen
zerfließende Stadt", wie wir sie in vielen US-amerikanischen
Flächenmetropolen sehen, dass wir irgendwie um das kämpfen, was Nahversorgung,
was Kompaktheit betrifft. Das ist nicht geplant, das ist historisch entstanden,
und wenn ich mir in dem Verhältnis den 22. Bezirk
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