Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 85
Begleitung und Kontrolle dieser Projekte stattfindet, damit man eventuelle Fehlentwicklungen, die ja immer wieder vorkommen und die wir in der letzten Zeit immer wieder erlebt haben, rasch erkennt und dann einschreiten kann.
Wir vom BZW sind insgesamt gesehen dafür, dass die
Vielfalt, die wir uns wünschen, auch weiterhin gepflegt wird. Wir stehen hinter
diesen Subventionsanträgen, auch wenn wir diese langjährige Vergabe nicht
unkritisch betrachten. Denn wir sind für die Freiheit der Kunst, wir stehen für
die Vielfalt der kulturellen Aktivitäten, wir wünschen uns, dass die geistigen
und schöpferischen Kräfte unseres Landes die Möglichkeit finden, ihre
Kreativität auch umzusetzen, und wir akzeptieren daher auch, dass Kultur
unterstützt wird, sofern sie nicht die Menschenwürde verletzt, aufbauend ist
und nicht zerstörerisch wirkt, und nicht politisch einseitig eingesetzt wird.
Wir stimmen diesen Subventionsanträgen zu. (Beifall
beim BZW.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Unterreiner. Das
ist dann für mich die letzte Wortmeldung, die ich dazu habe.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir über die
Theaterreform sprechen. Wir erleben das große Sterben der Klein- und
Mittelbühnen. Diesmal habe ich mir die Mühe gemacht, auch die Namen
aufzuzählen, weil wir hier nur Ziffern haben. Hinter diesen Ziffern stehen
Institutionen, die seit vielen Jahren die Theaterlandschaft in Wien ausgemacht
haben, und hinter diesen Institutionen stehen Menschen, die auch seit vielen,
vielen Jahren in Wien tätig waren.
Ich zähle jetzt einmal die Theater auf, die nicht
mehr wie bisher 3-Jahresverträge erhalten haben. Das war ja wirklich eines der
großen Dinge, die der Vorgänger von StR Mailath-Pokorny, nämlich StR Marboe
eingeführt hat, dass man sich dazu durchgerungen hat, den Theatern
3-Jahresverträge zu gewähren. Diese Jahresverträge gibt es jetzt nicht mehr.
Das heißt, bei 13 Theatern, die ich jetzt aufzähle, werden nur noch Gelder
bis Ende des Jahres vergeben, und wie es dann weitergehen soll, weiß man nicht.
Das ist in unseren Augen ein großer Rückschritt.
Es sind dies: Ateliertheater, International Theatre,
Gruppe 80, Komödie am Kai, Lederers Theater, Pygmalion Theater, Theater Center
Forum, Freie Bühne Wieden, Experiment am Liechtenwerd, Echoraum, Theater
Spielraum, Gloria Theater, Theater Brett. Diese Theater wissen nicht, wie es
mit Ende des Jahres weitergehen soll.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich rufe in
Erinnerung, dass ja die Theaterreform damals ins Auge gefasst wurde, um die
Freie-Gruppen-Szene effizienter zu gestalten. Herausgekommen ist letztendlich
ein Fiasko, weil dabei die Vielfalt der Theaterlandschaft zerstört wird. Das
ist natürlich ein Grund, dass man sich dagegen wenden muss und dass man auf
diese Gefahren hinweisen muss.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es haben sich
sogar Notgemeinschaften gebildet, die sich zusammengetan haben, um darauf
hinzuweisen, wie es in Zukunft weitergehen soll. Diese Gemeinschaft hat noch
einmal den Herrn Stadtrat und auch die Kultursprecher der Oppositionsparteien
eingeladen. Ich bin die Einzige gewesen, die hingegangen ist und sich das
angehört hat. Alle anderen haben es gar nicht der Mühe wert gefunden, sich
anzuhören, welche Probleme diese Theater haben und was auf sie zukommen wird.
Auch das finde ich nicht in Ordnung.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich frage Sie
jetzt: Wenn nun alle diese kleinen und mittleren Bühnen zum Sterben verurteilt
sind - so wird es natürlich kommen -, wo wird die kulturelle Vielfalt der
Theaterlandschaft bleiben? Wo bleibt der Reichtum der verschiedenen Theater?
Diejenigen, die 4-Jahresverträge bekommen haben, kommen zum Teil gar nicht aus
Österreich, gar nicht aus Wien. Sie kommen aus New York, sie kommen aus Berlin,
sie sind bis jetzt unbekannt gewesen. Die haben 4-Jahresverträge bekommen; die
Wiener Theater, die seit Jahrzehnten Wien beleben, haben keine Verträge
bekommen.
Außerdem wurde ziemlich klar, dass bei der
Juryempfehlung ganz eindeutige Vorlieben kundgetan wurden. Und zwar wurde immer
wieder betont, dass die Internationalität hervorgehoben werden muss, dass auch
fremdsprachiges Theater gefördert werden muss und dass auch die multikulturelle
Seite hervorgehoben werden muss.
Während also auf der einen Seite Freunde wie Adi
Hirschal bedient werden, während auch zum Beispiel die Wiener Festwochen um
1 Millionen EUR mehr bekommen werden, und während zum Beispiel das
Ronacher mit 14 Millionen EUR aufgestockt werden soll, während also
auf der einen Seite sehr großzügig mit Geld umgegangen wird, werden auf der
anderen Seite Gelder gestrichen und wird damit unserer Meinung nach die
Theaterlandschaft zerschlagen. Das heißt, Wiener Traditionen werden nicht
weitergeführt. Das heißt, Erinnern, Identität, Tradition wird hinweggefegt.
Namenloses, Geschichtsloses, Gesichtsloses wird Einzug halten, Multikulti ist
gefragt, und es wird die Eigenständigkeit, die Wiener Eigenständigkeit, die
hier in Jahrzehnten gewachsen ist, auf dem Altar der Internationalität
geopfert.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ab September leuchtet
auch der Sowjetstern vom Volkstheater. Wir finden, das ist ein Rückschritt in
der Kulturpolitik, es ist ein Rückschritt zu Zentralismus. Wir lehnen diese Art
der Förderung ab! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und Herren!
Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular