Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 85
Sie sind als Volkspartei die Partei,
die glaubt, die deutsche Sprache hüten zu müssen. Deswegen haben Sie auch die
entsprechende Koalition geschlossen und dann müssen Sie sich auch gefallen
lassen, dass man da eine Spur genauer hinschaut und sagt, passen Sie einmal
auf, wenn Sie schon diese komischen Pamphlete verfassen und über den Äther
schicken müssen - eine solche Aussendung kostet ja einen Haufen Steuergeld -,
dann schauen Sie darauf, dass Sie Ihren eigenen Ansprüchen Genüge tun! Das ist
ganz einfach! (GR Mag Alexander Neuhuber: Tiefer geht es nicht mehr!)
Das ist ganz einfach. (GR Mag Alexander
Neuhuber: Das ist ganz tief!) Ich verstehe Sie nicht. Versteht jemand diese
Zwischenrufe? (GR Mag Alexander Neuhuber: Tiefer geht es absolut nicht
mehr!) Das ist schade. (GR Mag Rüdiger Maresch: Erkläre es Ihnen noch
einmal!) Ich könnte das noch einmal erklären, nicht zur Strafe, nur zur
Übung, aber ich fürchte, dass das nicht auf fruchtbaren Boden fallen wird.
Zurück zur Subvention: Es sind
320 000 EUR für, noch einmal, das größte freie Radioprojekt im
deutschsprachigen Raum. Das ist unterstützenswert. Wir sind froh, dass es diese
Subvention gibt. Man könnte sich länger darüber aufhalten. Reicht das aus?
Müssten wir noch mehr fördern? Wie wenig Geld, vor allem wie wenig
Bundesmittel, gibt es für die freie Medienszene insgesamt? Das wäre ein
längerer Diskurs, den wir hier jährlich mit dem gleichen Ausgang führen. Die
Volkspartei erklärt uns, was nicht Kanzlerlinie ist, darf nicht gefördert
werden. Sie sagt es natürlich in anderen Worten. Wir erklären, dass freie
Medien nicht so stark beeinflusst werden können. Sie behaupten sogar auf Grund
Ihrer eigenen Aussagen, die Aussendung ist Radio Löwelstraße und nur der SPÖ
zugänglich. Und stellen Sie sich vor, die GRÜNEN, nehmen wir an, es würde
stimmen, stimmen dem sogar zu. Das ist Medienvielfalt. (GR Walter Strobl:
Das ist ja nicht neu!) Wir brauchen kein Radio und kein Fernsehen, das nur
die grüne Linie vertritt. Sie brauchen eines, das nur Ihre Linie vertritt. Das
Demokratiedefizit der ÖVP ist für mich, sagen wir, binnen 10 Minuten
hinlänglich einmal mehr bewiesen.
Wir werden dem Antrag zustimmen. Ich
hoffe und bin mir auch ganz sicher, dass er hier eine deutliche Mehrheit finden
wird. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist
Herr Dr Aigner. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Wenn der Herr StR Ellensohn mit mir
unzufrieden ist, dann bin ich umso zufriedener mit mir und weiß als ÖVPler,
dass wir nicht ganz falsch liegen können. Nur damit ich hier keinen falschen
Eindruck erwecke, ich beziehe mich keineswegs auf eine Homepagegestaltung, die
jetzt auf die unsäglichen Ausdrücke von Gudenus und Kampl Bezug nimmt, sondern
ich habe hier einen Ausdruck mit Datum. Der "unsägliche Opfermythos
Österreich", der "Chauvinismus", die "diversen rotweißroten
Identitätskonstruktionen", die auf der Homepage von Radio Orange, des
angeblich freien Radios, stehen, das alles ist vom 13.4. Das ist noch vor den
Äußerungen. Das war bereits in Vorbereitung auf die Ausschussberatungen. Wir
haben es nicht notwendig, uns von Ihnen mit Gudenus und Kampl in einen Topf
werfen zu lassen! Das möchte ich hier ganz klar feststellen! (Beifall bei der ÖVP. - GR Heinz Hufnagl:
Das ist eine Doppelmoral!)
Ich darf
Sie daran erinnern, dass der Herr Bundesrat Gudenus noch von den roten und
grünen Bundesrätinnen abgebusselt worden ist. Das heißt, ein Gudenus, der mit
Rot-Grün stimmt, wird abgebusselt und im nächsten Moment braucht man ihn nicht
mehr. Das ist Doppelmoral, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. - GR Heinz Hufnagl: Aber nicht auf Grund der
Aussagen!) Wir haben den
Gudenus nicht gewählt. Er ist nur im Landtag nominiert worden. Er musste nicht
gewählt werden. (GR Christian Oxonitsch: Sie haben den Herrn Gudenus
nominiert!) Nein. (GR Godwin Schuster: Er wurde gewählt und Sie haben
aufgezeigt! Das war eine öffentliche Abstimmung!) Also die Bussis sind dem
Gudenus lang nach seiner Wahl zum Bundesrat gegeben worden. Ich glaube, das war
letzte Woche. Also schauen Sie sich die Leute, die Sie abbusseln, in Hinkunft
vielleicht ein bisschen besser an.
Zum so
genannten freien Radio Orange muss man natürlich schon sagen, wenn die Freiheit
darin besteht, am Gängelband des Subventionsgebers zu hängen und dann in
vorauseilendem Gehorsam das zu senden, was man sich als rot-grüne Mehrheit in
diesem Haus erwartet, dann ist es mit der Freiheit halt nicht weit her. Genau
das ist das Problem, weswegen wir Probleme mit dieser Subvention haben.
Wenn Sie
sich dann ein bisschen die politischen Äußerungen in der Homepage des so
genannten freien Radios anschauen, dann ist es eben so, dass hier eine
Einseitigkeit zu Tage tritt. Wir geben uns nicht dafür her, dass Sie einen
Parteisender subventionieren und dann auch noch das gebracht wird, was Sie sich
in den normalen Medien gar nicht mehr zu sagen trauen! Solange das die Linie
ist, gibt es von uns dafür auch keine Zustimmung! (Beifall bei der ÖVP.)
Ansonsten
gibt es überhaupt kein Problem. Wenn ein Radio wirklich frei ist, wenn wir
Strukturen schaffen, wo sich journalistische Freiheit tatsächlich bewähren
kann, dann haben Sie in uns auf jeden Fall einen Ansprechpartner. (Beifall bei der ÖVP. - GR Mag Rüdiger
Maresch: So wie Radio Niederösterreich!)
Es ist
schon seltsam, dass man im Subventionsantrag von Radio Orange stolz darauf ist,
ohne Werbung auszukommen, aber Jahr für Jahr um eine Subvention bei der
Gemeinde Wien ansuchen muss. Was ist an Werbung unanständig? Und warum ist es
kein Problem für die Freiheit, Jahr für Jahr einen Antrag stellen zu müssen? Also
da weiß ich wirklich nicht. Ich glaube, jemand, der ein Inserat schaltet, nimmt
weniger Einfluss auf den Inhalt als jemand, der eine Subvention gibt. Da ist,
glaube ich, schon der Wurm im System drinnen.
Es
liegen uns des Weiteren mehrere Beschwerden
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