Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 85
interessante neue Zukunft in Wien
und wünsche mir, dass die Anträge, die wir heute eingebracht haben, dann im
Ausschuss die entsprechende Zustimmung finden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet hat sich Herr GR Barnet. - Bitte.
GR Günther Barnet (Bündnis Zukunft
Wien – die Stadtpartei): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine
Damen und Herren!
Ich höre, dass sich der Kollege Reindl streichen hat
lassen. Ich hätte mich gefreut, ihn zu hören. Er ist da. Er ist wirklich
sportbegeistert, das muss man ihm zugestehen. Für alle, die es nicht wissen, er
war vorigen Sommer oder vor zwei am Großglockner, er ist also auch körperlich
gut drauf.
Meine Damen und Herren, es ist ungewöhnlich, ein
Thema aufrufen zu lassen, dem eigentlich alle vier oder fünf Fraktionen
zustimmen. Es überrascht uns, dass das heute aufgerufen wird, aber es hat seine
Ordnung. Es geht darum zu sagen, dass die Geschäftsstücke in ihrer Gesamtheit
in Ordnung sind, dass man grundsätzlich dafür ist, dass die Sportförderung in
Wien stattfindet, aber im Detail man hier oder dort anderer Meinung ist.
So ist es zum Beispiel so, dass wir im Grundsatz der
Sportförderung in Wien, der Kollege vor mir hat es ausgeführt, zustimmen
können, aber die Frage der Mittelverwendung in concreto in Diskussion steht.
Hier sind wir auch im Gegensatz zu dem ÖVP-Antrag, dessen Zuweisung wir
zustimmen werden, anderer Ansicht. Ich glaube nicht, dass es die großen
Verbände sind, die besonders gut die Mittel an die Vereine verteilen. Sie tun
es zwar, weil es Fachverbände sind. Da könnte ich dem Vorredner, wenn er
zuhören würde, zustimmen. Weniger begeistert bin ich in der Frage, ob die
allgemeinen Sportverbände dazu beitragen, die kleinen Vereine zu fördern. Zu
oft wird in den allgemeinen Verbänden Politik, nicht unbedingt Parteipolitik,
aber Vereinspolitik, betrieben. Wer mit dem Obmann des Verbands gut ist, der
bekommt mehr Mittel. Welcher Verein es sich gerade schlechter mit dem Obmann
des Verbands steht, der bekommt weniger Mittel.
Sie schauen verwundert, Kollegin LUDWIG. Ich bin
selbst lange Zeit in Sportvereinsverbänden aktiv gewesen. Das ist so. Ich weiß
es zum Beispiel aus meinem eigenen Verband, wo ich sehr aktiv bin.
Damit bin ich gleich beim früheren Sportamtsdirektor.
Da wurde ein Ruderverein im Wiener Ruderverband gefördert, der seit Jahrzehnten
keinen einzigen Start in einer einzigen Bootsklasse, in einer Gewichtsklasse
bei Meisterschaften zusammengebracht hat, weder bei Wiener Meisterschaften noch
bei Bundesmeisterschaften. Der Verein hat damals, ich kann mich gut daran
erinnern, 3 Millionen ATS für den Ausbau seines Hauses bekommen. Das
war ein geselliger Altherren- und Altdamenverein, der ein bisschen Stromrudern
auf der Donau gemacht hat, aber im Breiten- oder Spitzensport war er nicht so
richtig tätig, keine Teilnahme über ein Jahrzehnt. (GR Mag Thomas Reindl: Das ist jetzt alles bereinigt!) - Er weiß
es. Keine Teilnahme über ein ganzes Jahrzehnt bei einer Meisterschaft, egal ob
Wiener oder Bundesmeisterschaft. Da muss man sich natürlich schon die Frage
stellen, warum es das gibt. Jetzt habe ich den Reindl aufgemuntert, doch etwas
draufzusagen, zumindest ist es eine tatsächliche Berichtigung. Warum gibt es da
3 Millionen ATS Förderungen?
Wenn wir uns heute in der Früh im Radio Wien
vergegenwärtigt haben, dass wohl wirklich eine der größten Blamagen für den
Wiener Sport zu verzeichnen war, zum Glück nur beim Testspiel, dann ist das
wohl eindeutig. Die Eishockeyweltmeisterschaft kommt nach Wien und was passiert
beim Probespiel in der Stadthalle, die natürlich etwas veraltet ist, deren
technische Einrichtungen man auch ins Technische Museum schieben könnte, denn
dort hätten sie noch einen gewissen Stellenwert. In der Stadthalle wird beim
Probespiel ein mehr als tellergroßes Loch im Eis vorgefunden, sodass die
Spieler sagen: „Da spielen wir nicht mehr. Das ist uns zu gefährlich. Wir sind
zwar keine Weicheier, wir hauen uns höchstens eine hinein, aber das spielen
nicht einmal wir, weil wenn wir mit dem Schlittschuh über den Beton fahren,
dann macht das wenig Spaß." Das, muss man sagen, wenige Tage, bevor die
Eishockey-WM beginnt, zeigt eindeutig und ganz genau, wo es denn in concreto im
Wiener Sport mangelt. Das ist einer der Punkte.
Man hat das auch bei der Eishockeymeisterschaft in
Österreich gesehen. Die Vienna Capitals holen nach 43 Jahren erstmals
wieder den Meistertitel nach Wien. Und wo müssen sie spielen? Niemand hat etwas
gegen die Albert-Schultz-Halle. Die ist ganz in Ordnung, aber fürs Finale nicht
ausreichend. Bei den sieben Finalspielen, davon, glaube ich, waren vier in
Wien, war die Halle jeweils voll. Die hätten nicht nur 4 000 Leute
zusammengebracht, sondern, wenn sie woanders hätten spielen können, auch eine
Halle mit 10 000 Plätzen voll belegt.
Was fehlt? Es fehlen einfach entsprechende
Mehrzweckhallen und die noch dazu nicht im Stadtzentrum, denn wer die
Albert-Schultz-Halle kennt, weiß, sie liegt direkt hinter dem Donauzentrum. Das
ist mittlerweile in der Mitte der Donaustadt und nicht wie in anderen großen Sportstätten
dieser Welt am Stadtrand, wo sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln an der
Endstelle erreichbar sind, wo es Parkhäuser gibt, wo die Leute, die nicht nur
aus Wien, sondern vielleicht auch aus Niederösterreich Eishockey schauen
kommen, gleich am Stadtrand das Auto stehen lassen, nicht in die Stadt
hineinkommen und mitten in der Donaustadt alles zuparken, sodass die Anrainer
nicht mehr wissen, wohin sie sollen. Das ist ein Planungsmangel. Das ist ein
Fehler. Es braucht Mehrzweckhallen, nicht nur für das Eishockey, weil wer weiß,
vielleicht spielen die Capitals in ein paar Jahren nicht so gut, da kann man
nicht mehr nur eine Eishalle machen, sondern wir brauchen Mehrzwecksporthallen
in großem Umfang und mehr davon als eine, mitten in der Stadt, die Stadthalle,
technisch veraltet.
Diesbezüglich stellen wir auch einen entsprechenden
Antrag, den wir dem Ausschuss zuweisen lassen und den ich hiermit übergebe.
Ein zweiter Punkt in der
Sportförderung ist die Frage,
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