Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 67
differenzierten Schulsystems. Die sofortige
Abstimmung wird auch hier verlangt.
Wer dafür ist, ein Zeichen mit der Hand. – Das ist
von der ÖVP und von den Freiheitlichen unterstützt, somit nicht ausreichend und
abgelehnt.
Wir kommen nun zu dem Verlangen, das von den GRen Mag
Schmalenberg und Gerold Saßmann an die Frau amtsführende Stadträtin der
Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales betreffend "Absetzung des
Drogenkoordinators und Neudefinition seines Aufgabenbereichs im Sinne einer
Kompetenzerweiterung verbunden mit Durchgriffsrechten" eingebracht wurde.
Gemäß § 38 Abs 2 wäre vorgesehen, dass dies
verlesen wird. Die Verlesung wurde von der Antragstellerin zurückgezogen. Auf
dieses Recht wird verzichtet.
Wir kommen somit gleich zur Begründung dieses
Dringlichen Antrags und die Frau GRin Schmalenberg hat ihre 20 Minuten.
Bitte.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir bringen heute diesen Dringlichen Antrag ein, weil
wir uns um die Wienerinnen und Wiener und vor allem um die Kinder und
Jugendlichen, die in dieser Stadt leben sollen, die in dieser Stadt groß werden
sollen, Sorgen machen. Es geht uns nicht darum, und ich möchte das betonen, es
geht uns nicht darum, jemanden persönlich anzugreifen, vor allem jemanden, der
nicht die Möglichkeit hat, hier im Gemeinderat zu unserer Kritik Stellung zu
nehmen, sondern es geht uns ausschließlich um die Betroffenen und um die
Angehörigen der Betroffenen. Die katastrophale Drogensituation in Wien macht es
notwendig, dass wir hier diese politische Diskussion führen. (Beifall bei
der FPÖ.)
Es ist nun einmal so, dass der Drogenkoordinator
sozusagen der verlängerte Arm, der verlängerte politische Arm der
Gesundheitsstadträtin, der StRin Brauner, ist und es ist nun einmal so, dass
der Drogenkoordinator durch seine Aussagen und durch sein Handeln Drogenpolitik
in dieser Stadt macht. Ob er sie im Auftrag der Stadtregierung und der
Stadträtin macht, wird im Rahmen dieses politischen Diskurses, den wir heute
hier führen wollen, zu klären sein. Daher ist es notwendig, den Namen des
Drogenkoordinators zu nennen und seine Arbeit und seine Position in Frage zu
stellen.
Wien wird derzeit mit Suchtgift überschwemmt. Die
Zahl der Anzeigen beträgt 25 215, das ist eine Steigerung von 13,3 Prozent
im Vergleich zum Vorjahr. Die sichergestellte Menge an Heroin beträgt
235 Kilogramm. Auch hier haben wir eine enorme Steigerung. Jetzt sehe ich
schon ein, dass der Drogenkoordinator mit dieser Zahl von Anzeigen und
Sicherstellungen direkt nichts zu tun hat. Womit er aber sehr wohl etwas zu tun
hat, ist die ansteigende Zahl der Konsumenten, die mit dieser Entwicklung
einhergeht. Er hat sehr wohl damit etwas zu tun, dass in dieser Stadt immer
mehr Schüler, besonders Berufsschüler und Lehrlinge, davon betroffen sind und
immer mehr Studenten Drogen konsumieren. Und wenn der Drogenkoordinator meint,
dass die Erfolgsstatistik der Polizei über den Drogenkonsum nichts aussagt,
dann finden wir, dass er nicht der richtige Mann sein kann, um das
Drogenproblem in Wien in den Griff zu bekommen. (Beifall bei der FPÖ.)
In Wien herrscht ein Klima, in dem sich Dealer wohl
fühlen und es ist immer ein Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage und so ist
es auch im Bereich der Drogen. Es ist nun einmal so, dass bei dem großen
Angebot, das es gibt, auch die Nachfrage groß ist und die Zahl der Konsumenten
steigt. Es steigt auch die Zahl von Konsumenten, die vorher noch nie mit Drogen
in Berührung waren und die vorher noch nie konsumiert haben.
Und da bin ich jetzt auch schon bei den Aufgaben des
Drogenkoordinators. Eine wichtige Aufgabe ist die Primärprävention. Eine
Prävention, wo Kinder oder Jugendliche, die noch nie Drogen konsumiert haben,
quasi durch Information und Aufklärung und auch durch Stärkung der Persönlichkeit
geschützt werden sollen.
Der zweite Punkt sind die Menschen, die schon
konsumiert haben und wo wir wollen, dass sie nicht weiter konsumieren, sondern
dass sie aufhören, nicht abgleiten und eine Drogenkarriere einschlagen. Das ist
die Sekundärprävention.
Der dritte Bereich sind die Konsumenten, die weg
wollen und wo es leider zu wenig Therapieplätze gibt. Es gibt keine
flächendeckende Prävention und es gibt zu wenig Therapieplätze. Auf der anderen
Seite haben wir die Erfolge der Polizei, wo der Drogenkoordinator sagt, das
sagt nichts über den Drogenkonsum aus. Und ich frage mich, wie sich ein
Betroffener fühlt, der auf einen Therapieplatz wartet und ich frage mich, wie
sich ein Angehöriger, dessen Sohn, dessen Tochter ein Drogenproblem hat, fühlt,
wenn er diese Aussagen hört.
Es geht darum, dass die Zahl der Anzeigen steigt,
dass die Zahl der Konsumenten steigt und es geht auch darum, dass sich die
Bereiche, wo Drogen konsumiert werden, über die ganze Stadt ausbreiten, dass
die offene Szene sich ausbreitet. Wenn wir früher das Problem am Karlsplatz und
dann entlang der U-Bahn Kettenbrückengasse, Pilgramgasse, Schwedenplatz, dann
weiter Westbahnhof gehabt haben, dann haben wir es heute in der
Hauptbibliothek, einem Prestigeprojekt der Gemeinde Wien, wo wir uns wünschen,
dass viele Jugendliche dort hineingehen und sich dort bilden, dort ihre
Persönlichkeit entwickeln. Da haben wir die Situation, dass in der
Hauptbibliothek in den Toiletteanlagen gedealt und dort konsumiert wird. Wenn
der Drogenkoordinator meint, das ist nicht der Fall, dann war er nicht dort,
dann hat er nicht mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die dort täglich
Dienst verrichten, gesprochen, dann weiß er nicht, wovon er spricht.
Es ist auch so, dass sich die
Drogenszene immer mehr innerhalb des Gürtels ausbreitet und dass etwa im
Schönborn-Park, wo dieses Problem bis vor kurzem noch nicht bekannt war, in der
letzten Zeit am Kinderspielplatz immer wieder Spritzen gefunden werden, wo
Kinder spielen, die zwar beaufsichtigt werden, aber wo es doch durch die
Spritzen und Nadeln, die dort
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