Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 67
Thema gibt, dass es hier auch politisches Investment gibt in dieses Thema, dass es ein Bekenntnis von Seiten der Stadt gibt zu sagen: Ja, gerade im Bildungsbereich ist es uns wichtig, dass Schülerinnen und Schüler nicht ausschließlich mit einem Monopolhersteller konfrontiert sind. Gerade hier, und da sind wir uns, glaube ich, einig, ist es ja besonders wichtig, dass man Schülerinnen und Schülern nicht die Arbeit an einem spezifischen Produkt vermittelt, sondern die Schlüsselkompetenz, wie gehe ich mit einem Textverarbeitungsprogramm um oder wie schicke ich ein E-Mail.
Hier zu investieren und hier stärker und mit mehr
Nachdruck in diesem Bereich zu arbeiten, ist unser Begehr und ist auch der
Grund für unseren heutigen Antrag, den ich hiermit einbringe:
„Die zuständigen Abteilungen MA 56 und MA 14,
zuständig für die Beschaffung von Hard- und Software, mögen sicherstellen, dass
bei den nun folgenden Neuanschaffungen und Reinvestitionen für das Wiener
Bildungsnetz die Voraussetzungen für den Einsatz von Linux und Open Source
Software sichergestellt sind.
Die zuständigen StadträtInnen für Stadtentwicklung
und Verkehr Rudolf Schicker und Bildung, Jugend, Information und Sport Grete
Laska werden aufgefordert, Sorge dafür zu tragen, dass die notwendigen
Voraussetzungen für eine ehebaldige Umstellung des Wiener Bildungsnetzes auf
Linux und Open Source Software geschaffen werden und die derzeit laufende
Evaluierung dahin gehend unterstützt wird.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrags.“
Ich würde mir wünschen, dass es für diesen Antrag
Zustimmung gibt. Auch die ÖVP hat ja an so mancher Stelle eingefordert, man
möge hier mehr über Linux nachdenken. Ich fände es umso bedauerlicher, wenn sie
nicht zustimmte. Und gerade von der Sozialdemokratie hoffe ich doch, dass das,
was hier durchaus mutig begonnen wurde im Bereich der Arbeitsplätze auch in der
Schule und im Bildungsbereich fortgesetzt wird. – Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zu Wort gemeldet, Herr GR Walter Strobl.
GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Zum vorliegenden Akt ist zu sagen: Wir freuen uns
natürlich, dass es zu einer Erneuerung des schon deutlich veralteten Bereichs
der Hardware im PC-Bereich kommt. Das ist bei diesem Bereich so, dass es ja
faktisch schon alle zwei Jahre veraltet ist, wenn man es genau nimmt. Dass das
natürlich nicht machbar ist von den Kosten her, leuchtet ein.
Was uns weniger freut, ist, dass die Stückzahl
deswegen nicht erhöht worden ist, denn das Verhältnis ist noch nicht so
optimal. Also wenn in einer Volksschulklasse zwei PCs stehen, dann ist das zwar
ein erster Schritt, aber noch nicht die Möglichkeit, die in anderen Bereichen
denkbar ist. Das haben wir uns angeschaut. Also da liegt Wien nicht so günstig.
(VBgmin Grete Laska: Soll man das an die AHS anweisen?) An die Wiener
AHS-Standorte. (VBgmin Grete Laska: An die Wiener AHS-Klassen, an die
Unterstufe der AHS!) Liebe Frau Vizebürgermeisterin, du weißt genau, diese
Schulen haben ja ganze Säle, die ausgestattet sind (VBgmin Grete Laska: So
ist es!) – so ist es, du weißt es also sehr genau –, und dort ist natürlich
von vornherein ein anderes Verhältnis, wenn die Klassen abwandern
beziehungsweise den Raum wechseln. Das heißt, man kann statistisch das
wahrscheinlich nicht ganz vergleichen. Aber in den Volksschulen ist es halt so,
und das ist nicht ganz optimal. Also ich lade dich gerne einmal ein, in eine
Volksschule zu gehen, die überfüllt ist mit Kindern, wo dann in einer Ecke
gerade zwei PCs stehen, die eigentlich kaum wer benutzen kann. Also so ist die
Realität zumindest in bestimmten Bereichen, und das war's, was ich sagen
wollte.
Also da können wir sicherlich noch besser werden. Das
ist ja ein Wunsch, der sicherlich auch deine Seele erfreuen wird. Ich sehe es
ja auch an deinem freundlichen Nicken, dass du das ähnlich siehst. (VBgmin
Grete Laska: Ja! Kleinere Schülerzahl, mehr Lehrer!)
Was den Antrag der GRÜNEN betrifft, haben wir ein
bisschen Bedenken. Wir hätten dem Antrag gerne zugestimmt, wenn er zugewiesen
worden wäre, weil es doch einige Punkte gibt, die aufklärungs- oder
klärungsbedürftig sind. Bei so einer Umstellung der Software eines
Betriebssystems auf ein neues würde das ja auch eine Umschulung für viele
Lehrer, in dem Fall von 10 000 Lehrern, bedeuten. Das ist also schon
einmal viel Geld. Ich würde mich nicht dagegen wehren, sondern es ist dann die
Frage, welchen Sinn das macht.
Und das Zweite ist: Man muss sich ja auch überlegen,
wie bereitet Schule auf das Leben vor? Wo gibt es überall Linux? Oder ist nicht
doch so, auch wenn es ideologisch verständlich wäre, da könnten wir uns sogar
irgendwo treffen, wenn es so sein sollte, dass man einen Monopolisten auch noch
sozusagen verstärkt? Nur, die Realität ist halt so: Wenn man ins Berufsleben
hinausgeht, findet man kaum etwas anderes als Microsoft. (GRin Mag Marie
Ringler: Nein! Die Leute wählen Textverarbeitungsprogramme und nicht das
Produkt eines Herstellers!) Ja, wir könnten uns das auch vorstellen, und
ich glaube, soweit ich informiert bin, passiert das auch bei
Schwerpunktschulen. Also in Informatikhauptschulen et cetera werden ja auch
mehrere Betriebssysteme angeboten, und teilweise wird damit auch gearbeitet,
weil es hier auch um die Frage der Programmierung geht.
Also wir werden daher bezüglich der sofortigen
Abstimmung diesem Antrag nicht zustimmen können.
Ich darf aber die Gelegenheit
nutzen, um zwei weitere Themen kurz anzusprechen, nicht zuletzt deshalb, weil
es aktuell in der politischen Diskussion ist. Das ist das Thema
Kindergartensituation beziehungsweise vorschulische Erziehung, vorschulische Programme
im Hinblick auf Folgen von PISA, aus denen man doch deutlich erkennen konnte,
dass Länder, die besser abgeschnitten haben als Österreich, sich mehr um diese
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