Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 102
durchaus angebracht wäre. (Beifall bei der FPÖ.)
Bildung ist einer der wesentlichen Schutzfaktoren
gegen Armut. Wir haben in der vergangenen Zeit sehr oft über die PISA-Studie
diskutiert, wir haben sehr oft darüber diskutiert, dass die Sprachkenntnisse
der Kinder in den Schulen nicht ausreichend sind, und wir haben mehrmals - auch
ich habe es von dieser Stelle aus getan - gefordert, dass es eine bessere
Sprachförderung vor der Volksschule gibt. Ich möchte es daher ausdrücklich
begrüßen, dass jetzt ein Plan für die Bildung in den
Kinderbetreuungseinrichtungen gemacht wird, und ich hoffe, dass durch die
Arbeitsgruppe, die hier installiert wurde, jetzt mehr Bewegung hineinkommt und
dass sich die Deutschkenntnisse der Kinder verbessern lassen. Denn ich glaube,
dass es auch im Hinblick auf die steigende Armut ganz besonders wichtig ist,
dass die Kinder mit ausreichenden Deutschkenntnissen in die Schulen kommen,
weil das einfach die Chancen im späteren Leben erhöht.
In diesem Zusammenhang möchte ich von hier aus noch
einmal unsere Forderung nach dem Gratis-Kindergarten erheben, auch wenn die
Kollegin Klicka meint, dass das nicht notwendig ist. Ich glaube, dass gerade
junge Familien in der Phase der Familiengründung finanziell in einer
angespannten Situation sind. Auch wenn es jetzt schon einige gibt, die nichts
für den Kindergarten zahlen müssen, glaube ich, man sollte auch im Hinblick auf
die Armutsgefährdung, im Hinblick darauf, dass etwas Unvorhergesehenes
eintreten kann, alle jungen Familien den Kindergarten gratis besuchen lassen. (Beifall
bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Es enttäuscht mich, muss ich sagen, dass Sie nicht
bereit sind, einen Wiener Armutsbericht zu erstellen. Das zeigt Ihre Ignoranz
in diesen Fragen, und dass Sie auch Ihre Verantwortung nicht wahrnehmen. Sie
haben vielleicht ein Herz für Wien, aber Sie haben anscheinend kein Herz für
die große Zahl der SozialhilfebezieherInnen. Ich finde es eigentlich unfassbar,
wie man die Armen in Wien im Regen stehen lässt. (Beifall bei der FPÖ. - GR
Godwin Schuster: Und Sie plaudern nur!)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski:
Zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Vettermann.
GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Zu dem konkreten Antrag und auch zu dem soeben
erhobenen Vorwurf von wegen "im Regen stehen lassen": Wir haben das
tatsächlich schon zwei, drei Mal diskutiert, und es ist eben ein Faktum, dass
keine einzige arme Person etwas davon hat, wenn man darüber berichtet, sondern
nur dann, wenn man etwas dagegen tut. Das heißt, wer wen im Regen stehen lässt,
ist nicht damit beantwortbar, ob ich noch zwei, drei Druckwerke auflege, denen
ich neben sechs, sieben, zehn, fünfzehn anderen Druckwerken die gleiche Zahl
noch einmal entnehmen kann. Genau darum geht es.
Ich verstehe auch nicht die grüne Freude an rückwärts
gewandter Betrachtung, die stereotyp immer wieder gefordert wird. Noch dazu ist
der konkrete Antrag sehr stark, glaube ich, von dem persönlichen Interesse oder
dem persönlichen Zugang der Antragstellerin - der Kollegin Jerusalem, die ja
hier von Ausschussarbeit unbelastet ist - geprägt. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Denn es kann ja nicht die Aufgabe von Wien sein, jeder Abgeordneten und jedem
Abgeordneten sozusagen gerade sein persönliches Interesse, sein persönliches
Faible in gebundener Form vorzulegen.
Was meine ich damit im Weiteren? Ich bin
Bildungssprecher, mich interessiert Bildung, es ist eine wichtige Sache und
soll auch statistisch erhoben werden, das ist ja ganz klar. Aber ich habe nur
den Eindruck gehabt: Hätten nicht Sie den Antrag gestellt, sondern die Kollegin
Pilz, hätten wir vielleicht - weil auch das mit Armut zusammenhängt, und es ist
schon ausgeführt worden, dass arme Menschen eher krank sind - noch eine
Impfstatistik dazugeben können. Hätte es die Kollegin Sommer-Smolik getan, die
ja Tierschutzbeauftragte ist - die Reichen können sich die Rennpferde leisten,
die Armen nur ein Meerschweinchen -, hätten wir auch noch irgendeine
Tierstatistik dazuhängen müssen, um entsprechend den jeweiligen persönlichen
Interessen - neben den ganz wichtigen, die es schon gibt - noch zu
komplettieren.
Das zeigt ja, dass dies an sich unernst ist. Davor
würde ich warnen und mir einfach anschauen, wie der Bericht, der vorliegt, zu
werten ist. Wenn etwas fehlt, wenn man sagt, na gut, dann nehmt eine höhere
Stichprobe, dass es für Wien aussagekräftig ist, nehmt noch ein, zwei Dinge
dazu, wenn es ohnedies schon den Bundessozialbericht gibt, dann würden wir die
GRÜNEN als Mitkämpfer finden, dann verbessern wir den vorliegenden Bericht und
verändern wir ihn. Aber machen wir nicht das Gleiche doppelt und noch einmal:
Wozu soll das gut sein, außer dass es doppelte und nochmalige Arbeit ist? Das
kann ich einfach nicht verstehen. Wien ist ja inkludiert, und bei einer
Erweiterung könnten wir zustimmen.
Jetzt aber zu anderen Vorrednerinnen und Vorrednern,
zunächst zur Kollegin Vassilakou. Ja, eine Sache ist, glaube ich, von ihr
richtig gesagt worden: Dass es sehr viele prekäre und atypische Verhältnisse
gibt und dass man sich um diese Menschen kümmern muss. Ich glaube, dass auch
gerade die neuen Selbstständigen einen politischen Partner brauchen. Nach
meiner Überzeugung ist es die SPÖ, die hier ein entsprechendes soziales Netz
einzieht. Aber es stimmt, dass viele auch zwangsweise in die Selbstständigkeit
entlassen werden, die das nicht als Chance begreifen und die eigentlich wider ihren
Willen in einer sehr schlechten finanziellen Situation arbeiten müssen. Deren
müssen wir uns auch annehmen, weil da die traditionellen Sicherungsformen
sicher nicht mehr greifen.
Zu Herrn Strache, der zwar immer
wieder einmal etwas ins Stammbuch hineinschreibt, der aber auch gleichzeitig
irgendwie das Elend in Wien ausgebrochen sieht: Jetzt müssen wir wirklich gegen
Armut kämpfen, aber nach dieser Schilderung von ihm, dass er sagt, alles geht
nieder, Wien ist sozusagen ein einziges
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