Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 102
ausschaut auch langen Winter. Das stellt für die
armutsgefährdeten Menschen natürlich ein Problem dar, weil man immerhin
zumindest eine warme Stube haben sollte. Ich erinnere an die unwürdige Debatte,
die wir hier in diesem Raum geführt haben - es ist noch gar nicht lange her, es
war im Oktober -, wo Sie sich erst nach langem Zögern endlich bereit erklärt
haben, 50 EUR monatlich Heizkostenzuschuss zu zahlen. (GRin Martina
LUDWIG: Was hat der Bund eigentlich gemacht?) Bitte? (GRin Martina
LUDWIG: Was hat der Bund beim Heizkostenzuschuss gemacht?) Bitte, fangen
wir nicht wieder diese Debatte an, Sie sollten endlich einmal wissen, wofür der
Bund und wofür die Länder zuständig sind! Das sollten Sie sich endlich einmal
merken! (Beifall bei der ÖVP.)
Auch da war es sehr
eigenartig, dass die Frau StRin Laska bei einem Managementfehler eines
Fußballvereins sofort Rasenheizung zugesagt hat und zwar 300 000 EUR.
Lassen Sie mich einmal klarstellen: Ich habe nichts gegen eine Rasenheizung. (GR
Johann Driemer: Sie reden nur darüber!) Das ist durchaus im internationalen
Niveau, ja. Ich habe auch nichts, Herr Kollege Driemer, gegen Fußball. Ich
kenne mich sogar aus. Ich bin seit Jahrzehnten Austrianerin. Ich habe da sogar
etwas mit dem Herrn Bürgermeister gemeinsam, ja. (Heiterkeit bei der SPÖ und
den GRÜNEN.) Ich bin da wirklich ausgeschildert, aber eines muss uns doch
auch klar sein: Vor der Rasenheizung, bevor der Rasen warm wird, soll es doch
unser großes Anliegen sein, dass den Wienerinnen und Wienern, wenn sie zu Hause
sind, warm ist! Aus diesem Grund bringen wir auch einen Antrag ein, dass der Heizkostenzuschuss
signifikant erhöht wird. (Beifall bei der
ÖVP.)
Schauen Sie... (GRin
Martina LUDWIG: Sie haben ja den Antrag im Parlament abgelehnt!) Frau
Kollegin, Sie sind offenbar nicht lernfähig. Ich habe Ihnen gerade erklärt, wer
zuständig ist (GRin Martina LUDWIG: Wieso haben Sie den Antrag im Parlament
abgelehnt?) und Sie kommen wieder mit dem Gleichen. Also da ist
offensichtlich Hopfen und Malz verloren! (GR Heinz-Christian Strache:
Gemeindesache! Landessache!)
Aber gehen wir jetzt... (GR
Heinz-Christian Strache: In Vorarlberg zahlen sie 150 EUR! Die machen es
besser!) Gehen wir jetzt weg vom Finanziellen. Ich komme auch noch zur
Schuldnerberatung. Da geht es nicht um Geld, sondern da geht es darum, wie man
mit Menschen umgeht. Sie wissen, wir haben monatelange Wartezeiten und hier
sind Sie säumig. Das ist nur eine Organisationsfrage, die im Interesse der
Ärmsten der Armen endlich geklärt gehört! Und auf Ihre Gebührenlawine möchte
ich jetzt nicht eingehen, weil ich da jetzt noch Gott weiß wie lange reden
müsste. Faktum ist allerdings, dass Sie kräftig dazu beitragen, dass die
Armutsgefährdung in Wien besonders hoch ist! (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn man sich den Bericht
der sozialen Lage genau durchliest, stellt man auch fest, dass besonders bei
andauernden Einkommenseinbußen die Ausgaben für Bildung und Kultur sehr stark
zurückgehen, weil natürlich die Ernährung und die Wohnung und eventuell der
Mantel, den man unbedingt braucht, Vorrang haben. Daher: Armut nimmt Zukunft.
Bei Dauerarmut werden die Zukunftschancen Jugendlicher stark beeinträchtigt und
besonders gefährdet sind Alleinerzieher, Alleinerzieherinnen, Pensionisten,
kinderreiche Familien, Immigranten, Langzeitarbeitslose und Working Poor, so
wie es auch die Frau Kollegin Vassilakou schon gesagt hat.
Ich bringe daher noch
einen Beschlussantrag ein. Wo habe ich ihn nur? Wir fordern, dass Zielsetzungen
veranlasst werden, ein Maßnahmenplan für sozialpolitisch relevante Bereiche wie
die Höhe der Sozialhilfe, Förderung von einkommensschwachen Familien,
Verbesserung der Situation am Wiener Arbeitsmarkt, Verbesserung der
Einkommenssituation von Frauen, Integration von MigrantInnen und
AsylwerberInnen, Betreuung und Reintegration von Obdachlosen. In formeller
Hinsicht verlangen wir die sofortige Abstimmung.
Nun komme ich noch zu der
interessanten Studie der Wiener Arbeiterkammer “Stadtstrategien gegen Armut“.
Ich zitiere hier wörtlich: „Solange man in der Verwaltung der Stadt Wien nicht
weiß, wie viele arme Menschen es in der Stadt gibt, wer sie sind und wo sie
leben und in welcher Hinsicht dieses mit sozialer Ausgrenzung verbunden ist,
kann keine effiziente Politik gemacht werden, mit der aktiv die Armut und
soziale Ausgrenzung verhindert wird. Voraussetzung einer Kombination
angemessener Strategien zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung ist eine
differenzierte Sozialberichterstattung.“
Vorsitzende GRin Inge Zankl
(unterbrechend): Frau Kollegin Korosec, die Zeit ist abgelaufen!
GRin Ingrid Korosec
(fortsetzend): Ja, ich komme zum Schlusssatz.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Sie verwalten die Armut. Wir wollen, dass Armut aktiv abgebaut
wird. Und daher sind Sie am Zug und handeln Sie endlich! (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Danke. Die Anträge hätte ich gerne, bitte.
Als Nächster zum Wort
gemeldet ist der Herr GR Strache. Ich erteile es ihm.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Sie haben heute schon
gehört, dass die Lage in Wien eine besonders schlimme ist, was den Bereich
Armut betrifft und... (GRin Marianne Klicka: Ich habe darüber keinen Bericht
gelesen!) Das bestätigen Sie nicht? Da haben Sie eine andere Meinung? Ich
weiß eh schon, was da kommen wird. Es wird wieder kommen, das ist
natürlich alles nicht wahr und das stimmt alles nicht. Aber das sind halt die
Zahlen, die das auch belegen, dass in Wien eine besonders schlimme Lage
vorhanden ist, die auch immer mehr arme Menschen betrifft, die eben in dieser
Stadt leben. Wir sind Schlusslicht in den diversen Statistiken, was Arme
betrifft, was Arbeitslosigkeit betrifft, was Rekordinsolvenzen betrifft und da
könnten wir jetzt viele, viele Punkte fortsetzen. (GRin Marianne Klicka: Was
die Arbeitslosigkeit betrifft?) Ich will mir das aber auch ersparen. Wir
werden das immer wieder auch wiederholen müssen.
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