Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 102
einmal eingeschränkt werden, dass Unternehmer,
Großunternehmen, ihrer sozialen Verantwortung, nämlich der Verantwortung des
Steuerzahlens tatsächlich wieder nachkommen - jeder Einzelne von uns zahlt
Steuern, nur die Großunternehmer wollen das nicht - und dann könnten wir
gemeinsam die Klein- und Mittelbetriebe tatsächlich fördern und die Strukturen
so verändern, dass wir wieder eine blühende Wirtschaft haben. Ich danke Ihnen
sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Pfeiffer. Ich erteile es ihm.
GR Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Schade, dass Herr Kollege Margulies schon aufhören
musste, denn weitere Themen von ihm hätten uns sehr genützt.
Es scheint aber auch eine Gesetzmäßigkeit für die
Auswahl von Themenflops zu geben und diesmal ist die SPÖ dran. So gründlich und
final, wie Sie sich heute das falsche Thema ausgesucht haben, da gehört schon
viel dazu, und mich erinnert das an das Sprichwort: "Es genügt nicht,
keine Idee zu haben, man muss auch noch unfähig sein, sie auszusprechen." (GR
Harry Kopietz: Wie die ÖVP!)
Vielleicht haben Sie sich auch gutherzig gedacht, nun
da ist ja Anfang März die Kammerwahl, da geben wir unserem Junior, dem
sozialdemokratischen Wirtschaftsverband, einmal die Chance, in die Charts zu kommen.
Freier Wirtschaftsverband darf er sich ja nicht mehr nennen, (GR Friedrich Strobl: Wollen wir uns nicht
mehr nennen!) seit er sich Sozialdemokratischer nennt, aber gut gemeint ist
halt das Gegenteil von gut gemacht, und ich werde Ihnen gleich zeigen, warum
das so ist:
Ihr Thema "Wiens Betriebe
leiden unter der Steuer- und Wirtschaftspolitik der Bundesregierung" ist
absolut verfehlt. Warum? Österreichs Wirtschaft geht es besser als je zuvor. (GR Friedrich Strobl: Wer ist bei Ihnen die
Wirtschaft!) Im Ranking haben wir die Bundesrepublik überholt, wir haben
die größte Steuerreform dieser Republik, die zur Hälfte der Wirtschaft zugute
kommt. Den Presseartikel über das Urteil der deutschen Zeitungen, die ein
einziges Lob für uns zum Ausdruck bringen, werden Sie ja noch vor Ihrem
geistigen Auge haben. (GR
Friedrich Strobl: Wer ist die Wirtschaft!)
Ich beschäftige mich nicht mit Zwischenrufen, ich habe zu wenig Zeit
dafür. Die Exportzahlen überpurzeln sich im Trend nach oben, österreichische
Unternehmen kaufen im ganzen mitteleuropäischen Raum große und größte Betriebe
dazu. Sie sind in vielen Bereichen Marktleader in den neuen EU-Staaten, (GR
Friedrich Strobl: Dass man die Klein- und Mittelbetriebe behindert!) es
gibt mehr Arbeitsplätze in unserem Land als je zuvor. (GR Harry Kopietz:
Immer verfehlt er das Thema!) Aber laut SPÖ, Wiens Betriebe leiden. Ja,
meine sehr geehrten Damen und Herren, Wiens Betriebe leiden, aber unter Ihrer
selbstherrlichen SPÖ-Alleinregierung. (Beifall
bei der ÖVP.)
Fünf österreichische Regionen sind
unter den Top Twenty in der EU. Die Region Wien ist allerdings auf dem
Platz 35. Sechs österreichische Städte sind unter den Top Ten in der
EU. Linz, Graz, Salzburg, Wels, Innsbruck, sogar St Pölten, aber Wien rangiert
auf dem Platz 22, was Wirtschaftskraft und Performance betrifft.
Ja, meine sehr geehrten Damen und
Herren, die Wiener Betriebe leiden, aber unter Ihrer selbstherrlichen
SPÖ-Alleinregierung. (Beifall bei der ÖVP. - GR Friedrich Strobl: Da
blamieren Sie sich, informieren Sie sich besser!)
Allein in Döbling sind in den vergangenen
30 Jahren über zehn Großbetriebe abgesiedelt und nach Niederösterreich
gegangen. Gräf & Stift, Gebauer & Griller, Kotany, Bensdorp, Wenzel
& Hartl, und viele andere mehr, ich könnte sie Ihnen aufzählen. Sie haben
sie einfach ziehen lassen. Dadurch fehlen Arbeitsplätze, dadurch fehlt die
Kaufkraft, dadurch fehlt die Wirtschaftskraft. Die leiden jetzt allein in
Niederösterreich weniger unter der Bundesregierung als sie in Wien gelitten
hätten. Ja, Sie haben vor 20 und 30 Jahren diese Betriebe nicht nur
ziehen lassen, Sie haben sie auch noch kräftig unterstützt bei ihrem Umzug.
Erstens: Die Wiener Verkehrspolitik ist
wirtschaftsfeindlich, wie Ihre ganze sonstige Politik ja auch. Kunden und
Lieferanten werden behindert und bestraft. Die Parkraumbewirtschaftung ist nur
für die Dauer-Laterndlparker da. Den Wirtschaftsverkehr werden in Zukunft die
Radfahrer machen, wenn die LKW-Fahrverbote in den Bezirken angedacht sind. Die
Betriebe müssen einen bürokratischen Hürdenlauf auf sich nehmen, wenn sie
Pauschalbewilligung fürs Parken brauchen und für die Kunden der kleinen und
kleinsten Nahversorgerbetriebe war Ihre Stadtregierung nicht einmal fähig, eine
unbürokratische Parkscheibe und ein kostenloses SMS-Parken für
10-Minuten-Parker zu ermöglichen. Ein Trauerspiel und ein Armutszeugnis.
Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, Wiens
Betriebe leiden, aber unter Ihrer selbstherrlichen SPÖ-Alleinregierung. (Beifall bei der ÖVP. – GR Friedrich Strobl:
Sie, das ist ja arg!)
Zweitens: Die übergeordnete Kommunalbürokratie ist
wirtschaftsfeindlich wie Ihre sonstige Politik auch. Allein die
Betriebsanlagenüberprüfungen - ich war 13 Jahre lang mit dabei - zeigen eine
Hoheitsverwaltung mit dementsprechenden Umgangsformen. Neubau, Umbau, Betriebserweiterungen
werden zu sündteuren Spießrutenläufen gerade für die kleinen und kleinsten
Betriebe. (GR Christian Oxonitsch: Wir
sind in der Zweiten Republik und Sie reden von der Ersten!) Ja, meine Damen
und Herren, Wiens Betriebe leiden, aber unter Ihrer selbstherrlichen
SPÖ-Alleinregierung.
Drittens: Die rückläufige Investitionsquote dieser
Stadt. Jahr um Jahr stagniert diese Quote unter dem Niveau von 2000 und
war in drei von vier Jahren noch rückläufig, Herr Kollege. Das spüren alle
Betriebe, nicht nur die kleinen. Und das Ergebnis ist die Zunahme von
30 000 Arbeitslosen während der Regierung Häupl.
Ja, meine sehr geehrten Damen und
Herren, Wiens
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