Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 119
Problem wie auch beim Feinstaub: Dass nämlich die Einpendler die Verkehrsprobleme in Wien erzeugen und damit auch die Einpendler die Verkehrsstaubprobleme erzeugen. So haben wir bei den Wienerinnen und Wienern einen Modal-Split von 35 Prozent motorisiert/Individual-, also Autoverkehr, und 65 Prozent Umweltverbund, und bei den Einpendlerinnen und Einpendlern ist es genau umgekehrt: Zwei Drittel der EinpendlerInnen kommen mit dem Auto.
Ich sage aber auch, es wird auch wissenschaftlich
noch weitergearbeitet. Zum Beispiel gibt es die intensiven Forschungsarbeiten
mit der Aquella-Studie und so weiter und auch des Wiener Emissionskatasters.
Es ist notwendig, um der Feinstaubproblematik Herr zu
werden, eine breite Palette von Maßnahmen, wie ich sie jetzt skizziert habe,
anzusetzen. Es geht auch um die Industrie, zum Beispiel um den verpflichtenden
Einbau von Partikelfiltern für Baumaschinen. Hier möchte ich aber auch einmal
erwähnen, dass das bis jetzt so genannte Offroad-Geräte sind, also Geräte, die
nicht für die Straße primär zugelassen sind, aber natürlich auch auf Wiener
Gebiet fahren, und die nicht, wie alle anderen Fahrzeuge, einer Pickerl- und
Ausstoßüberprüfung unterliegen, sondern auch uralte Geräte sein können - mit
einem extrem hohen Schadstoffausstoß, der nicht kontrolliert wird und der auch
nicht überprüft wird. Hier ist dringend zu fordern, dass auch einmal
bundesgesetzlich geregelt wird, dass diese Geräte auch endlich einmal einer
Überprüfung unterzogen werden, so wie das bei jedem sonstigen, normalen
Kraftfahrzeug in der Stadt ja auch geschehen muss. - Oder auch das Verbot von
Heizöl leicht zum Beispiel in Betriebsanlagen ist da zu erwähnen.
Und eine dieser 45 Maßnahmen ist eben auch die
Reduktion der Geschwindigkeit in jenen Zonen in der Stadt, wo bis jetzt über
50 km/h erlaubt waren, auf Tempo 50. Da möchte ich noch einmal
betonen: 47 Prozent der städtischen Bereiche sind jetzt schon
Tempo 30-Zonen, und ein ganz geringer Prozentsatz, geschätzte
1,5 Prozent der Wiener Verkehrswege, sind solche, auf denen über
50 km/h erlaubt sind. (Zwischenrufe
bei der ÖVP.) Tempo 50 ist die klassische städtische Geschwindigkeit,
und Tempo 30 eben in Wohngebieten, vor Spitälern und in anderen derartigen
Bereichen. Es sind also nur ganz wenige Bereiche betroffen, und wenn man sich
das auch mit dem Modal-Split noch anschaut, noch weniger Fahrten, denn die
meisten Wiener fahren ja nicht den ganzen Tag über die Westeinfahrt rein, raus,
rein, raus, rein, raus, sondern die fahren ja innerhalb der Stadt in den
50 km/h-Bereichen. (GR Robert
Parzer: Was bringt es dann?) Das heißt, Sie versuchen da eine Aufregung zu
konstruieren, die so ja gar nicht aus dem Fahrverhalten nachzuvollziehen ist.
Weil Kollegen hier ja auch immer von den anderen
Bundesländern reden und zum Beispiel sagen: Macht es doch so wie Graz!, und die
ÖVP Wien noch voriges Jahr, fast genau vor einem Jahr, am 17. Dezember 2004,
einen Antrag eingebracht hat, wo unter anderem Kollege Parzer gefordert hat,
Wien solle sich am Beispiel Graz orientieren: Ich "gratuliere" zu
dieser Forderung! Sie wissen ja hoffentlich, wenn Sie so etwas fordern - und
ich nehme an, Sie stehen ja ein Jahr nachher noch immer zu Ihren Forderungen -,
was in Graz für Maßnahmen gesetzt wurden. In Graz gibt es Tempo 50 nur
mehr auf Vorrangstraßen, und die Stadtgeschwindigkeit ist Tempo 30! Jetzt
weiß ich nicht: Regen Sie sich nur künstlich auf und wollen Sie in Wahrheit,
dass es so ist wie in Graz, oder fordern Sie etwas, was Sie in Wirklichkeit gar
nicht so meinen, wie Sie es dann fordern, weil Sie in Wahrheit ohnedies
Tempo 70 in Wien wollen? Ich sage auch, in der Steiermark wird inzwischen
auch darüber diskutiert, Fahrverbote zu erlassen. Ist das der Weg, den Sie
wollen? - Ich glaube nicht, dass das der sinnvolle Weg ist. Ich würde daher
auch die Kollegen von der ÖVP dringend ersuchen, hier nicht nur immer
Forderungen zu stellen, leere Floskeln von sich zu geben, sondern sich auch
einmal anzuschauen, was dahinter steht.
Ich sage aber auch eines - denn es gibt ja nicht nur
die Frage des Feinstaubs, es gibt auch die Frage nach mehr Sicherheit -: Gerade
auf jenen betroffenen Strecken wie zum Beispiel auf der Hadikgasse liegen auch
Schulwege. Auf den Schulwegen, wo bis vor kurzem die Kinder eine 60er-Strecke
überqueren mussten, führt eine 50er-Strecke jetzt natürlich auch zu mehr
Sicherheit auf dem Schulweg.
Und als letzter positiver Effekt ist noch die
Lärmreduktion zu erwähnen. Wir wissen, dass eine Reduktion um 20 km/h
ungefähr einer Reduktion um 4 dB entspricht. Eine Reduzierung um 3 dB
entspricht schon einer Halbierung im empfundenen Lärmgefüge. Jetzt wissen wir
aber auch, dass zum Beispiel gerade auf jenen betroffenen Straßen wie zum
Beispiel auch auf der Westausfahrt der Lärm hauptsächlich durch Lastkraftwagen
erzeugt wird, die sich ja wesentlich stärker auswirken, sodass hier die
Lärmreduktion noch einmal stärker wird.
Seit Jahren gibt es dringende Bürgerwünsche,
Bürgerinitiativen und Anträge an die Bezirke dahin gehend, dass eine
Temporeduktion an der Westausfahrt und -einfahrt erfolgen soll, damit es zu
einer Reduktion des Lärms kommt, weil auch dort Menschen leben, die eine
Lebensqualität wollen. Und diese Menschen sehen diese Maßnahme jetzt auch
positiv und applaudieren. Sie rühren sich und sagen: Endlich ist es einmal so
weit! Endlich kommt es in meiner Gegend zu einer Reduktion des Lärms auf die
Hälfte! – Es würde mich dann auch interessieren zu sehen, wie die ÖVP diesen
Leuten gegenübertreten und sagen würde: Nein, wir wollen nicht, dass ihr ruhig
schlaft! Wir wollen, dass ihr den doppelten Lärm habt, denn wir wollen ein
bisschen auch auf den Gasfuß treten!
Daher, wie gesagt: Halber Lärm, Reduktion des
Feinstaubs um 113 t pro Jahr, 805 t NOX weniger - und mehr
Sicherheit.
Was wäre die Alternative gewesen, wenn wir nicht
diesen Maßnahmenkatalog erlassen hätten? – Tempo 30 flächendeckend wie in
Graz, Fahrverbote, wie sie in der Steiermark andiskutiert werden. - Ich glaube,
das wäre kein sinnvoller Weg gewesen.
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