Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 119
Resolutionsantrag ein:
„Der Gemeinderat möge beschließen, dass eine
begleitende Evaluation durch eine außerhalb der Szene verankerte Institution
als auch eine halbjährliche Berichterstattung an den Gemeinderatsausschuss für
Kultur und Wissenschaft stattfindet.
Weiters möge der Gemeinderat ein Bekenntnis zur
Wichtigkeit der Finanzierung von Projekten und Institutionen, welche mit
Fördersummen von 30 000 EUR kein Auslangen finden können, abgeben.
Nur dadurch können mehrjährige Projekte und die Veranstaltung von Tagungen,
Ausstellungen, Selbstresektion und Weiterentwicklung, Vermittlungsarbeit,
theoretische Grundlagenforschung auch in einem größeren Rahmen stattfinden.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrages.“
Lassen Sie mich noch einen Satz zu diesem zweiten
Punkt des Antrags sagen. Wir glauben, 500 000 EUR sind jedenfalls
nicht genug, um dieses wirklich sehr spannende und dynamische Feld der Kultur
abzudecken, vor allem auch nicht deshalb, weil die 500 000 EUR, so
wie sie derzeit konzipiert sind, ausschließlich in Kleinteilen vergeben werden.
Und wir hatten bereits die Diskussion über die Frage: Brauchen Sparten so was
wie Focuspunkte, braucht zum Beispiel die Theaterszene sozusagen
Kristallisationspunkte? Und ich glaube, es war richtig und wichtig, dass die
Antwort darauf ein Ja war und dass es jetzt ein Tanzquartier gibt, mit dem
natürlich nicht alle immer zufrieden sind und wo es Reibereien gibt und
Unstimmigkeiten auch innerhalb der Szene. Aber schlussendlich garantiert das
Tanzquartier als größere Institution Internationalisierung. Es ermöglicht
Kooperationen mit ausländischen Institutionen, die über kleinteilige Projekte
und Kooperationen hinausgehen. Ich glaube, dass das richtig und wichtig ist für
eine Szene, dass es solche Focuspunkte gibt. Im Idealfall gibt es nicht einen,
sondern zwei oder drei, und wir wünschen uns sehr, dass das, was hier beginnt
zu blühen in der Szene und was vor vielen Jahren begonnen hat, zwischendurch
eingeschlafen ist und hoffentlich jetzt auch wieder mehr Impulse bekommt durch
das Geld, dass darauf nicht vergessen wird, wie wichtig es ist für Szenen, dass
es auch so etwas wie Focuspunkte und Kristallisationspunkte gibt. – Danke
schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zu Wort gemeldet ist der Herr GR Dr Wolf. Ich erteile es ihm. (Zwischenruf
von amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny.)
GR Dr Franz Ferdinand Wolf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Vorweg, lieber Herr
Stadtrat, schlage ich Ihnen vor, Sie überlassen mir meine Liberalität und meine
Weltoffenheit und qualifizieren das nicht. (Beifall bei der ÖVP. – Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Wieso? Sie tun es ja auch!) Es ist nämlich ein bisschen spießig, wenn man
versucht, das... (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Wieso so wehleidig?) Nicht wehleidig, bei
Gott nicht. Ich halt mehr aus. Es ist nämlich ein bisschen spießig, und wenn man
sich dann auch noch entschuldigen muss, zeigt sich, dass das eigentlich
überflüssig ist.
Die ÖVP hat, wie Sie
richtig gesagt haben, der Grundsubvention zugestimmt bei Ecce- Homo und nur
jetzt nicht zugestimmt, weil der Akt nicht nachvollziehbar ist. (Beifall bei
der ÖVP.)
Es geht um die neue
Medien- und Netzkultur, und Marie Ringler hat sehr gut und sehr eindrucksvoll
genau die Schwierigkeiten nachgewiesen, die zu erwarten sind. Wir sind wieder
konfrontiert mit einem Punkt. Es wird ein Rahmenbetrag ausgesetzt, der ist fix, und
alles andere ist ungewiss. Neue Modelle zu entwickeln, wie Subventionen
vergeben werden, ist durchaus etwas, was vernünftig und gut sein kann. Nur, die
vorliegenden Modelle, auch wenn sie von Ihnen, Herr Stadtrat, in einer Presseaussendung
vorsorglich jetzt schon als besonders toll und gut bezeichnet wurden, obwohl es
noch nicht einmal beschlossen ist, sind nicht so gut. Hier soll durch Mausklick
abgestimmt werden, die Szene bestimmt, wer wie viel erhält, kulturpolitische
Vorgaben spielen keine Rolle offenbar, sondern persönliche Vernetzung innerhalb
der Community. Und das kann nicht der Ansatz sein. (Beifall bei der ÖVP.)
Wobei interessant ist, dass die Kritik, und ein Teil
wurde ja schon gesagt, auch aus der Szene selbst kommt. Die IG Kultur etwa
stellt die Frage, und die muss bei der Vergabe von öffentlichen Mitteln doch
wohl die Zentrale sein, wie Missbrauch ausgeschlossen werden kann, und stellt
fest: Wie Missbrauch ausgeschlossen werden kann, ist unklar.
Deshalb werden wir dem nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr
Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin
Mag Straubinger. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen
und Herren!
Ich würde gern zu Beginn, nachdem es hier so viel
Unklarheit über dieses Modell gibt, ein bisschen was Grundsätzliches dazu sagen
und vielleicht auch zur Geschichte.
Anfang 2004 haben sich rund
100 Netzkulturinitiativen und KünstlerInnen zu einer gemeinsamen Plattform
zusammengeschlossen, die sich Netznetz nennt. Im Oktober 2004 fand zum ersten
Mal ein Festival der Netzkulturen im Künstlerhaus statt, das mit einem
minimalen Budget ausgestattet war, das selbst organisiert war und mit sehr viel
persönlichem Einsatz der TeilnehmerInnen unglaublich gute Resonanz gefunden
hat, mediale Resonanz, aber auch innerhalb der Szene selbst.
Ein Ergebnis oder eine
Entwicklung, die sich aus diesem Festival und aus dieser Sichtbarmachung
ergeben hat, nämlich der Sichtbarmachung dieser quantitativen und auch
qualitativen Bereicherung, die es in diesem Feld gibt und die bis dato nicht so
erkennbar war für alle, die sich eben nicht in dieser Szene befunden haben,
war, dass der Kulturstadtrat die Bereitschaft angekündigt hat, die Fördersumme
für "Netzkultur" auszuweiten und ein neues Modell in Zusammenarbeit
mit der Szene selbst zu entwickeln und auf die Beine zu stellen.
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