Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 119
Das spielt keine Rolle. Begründet wurde der zusätzliche Verlust mit fadenscheinigen Argumenten wie Scheidung und Wetter und Ähnliches. Alles keine stichhaltigen Gründe, die objektiv überprüfbar wären.
Anscheinend spielt es für die Stadt Wien keine Rolle,
wenn zu viel ausgegeben wird. Das Geld kommt bekanntlich vom Bund, und da
stellt der Steuerzahler das Geld zur Verfügung. Bei der Stadt Wien vergibt das
gnädig unser Papa Häupl. (Beifall bei der ÖVP.)
Auch beim Tagesordnungspunkt 98, bei den
Entschuldungen der Theater, kann man meinen, dass 249 000 EUR ein geringer
Betrag seien. Es werden da das Ensembletheater, das Interkulttheater und die
Neue Oper Wien entschuldet. Wieder das Gleiche, das zieht sich durch die ganze
Förderungspolitik: Die Transparenz fehlt. Es gibt, wie immer, keine
ausführliche Liste, welches Theater noch entschuldet werden soll, aber nach dem
Gutdünken des Monarchen Häupl in der Person seines Kulturstadtrates wird den
Untertanen gegeben.
Wir lehnen daher die Geschäftsstücke 45 und 91
ab, da uns die notwendige Transparenz bei den Rahmenbeträgen fehlt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Frau GRin Zankl. Ich erteile es ihr.
GRin Inge Zankl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Ich gestehe den Kollegen von der ÖVP zu, dass sie neu
sind im Gemeinderat, dass sie sich noch einarbeiten werden in der Kultur. Das
nehme ich an. Aber, Herr Kollege Mag Ing Dworak, ich glaube, Sie hätten
sich besser in den Finanzausschuss melden sollen als in den Kulturausschuss,
denn ich habe das Gefühl, Sie sehen das Ganze aus der Sicht eines Buchhalters.
Als Kulturpolitiker muss man jedoch einfach neugierig sein und offen für alles
und ausprobieren wollen. Also ich glaube, Sie sind im falschen Ausschuss.
Vielleicht könnten Sie es noch ändern, wenn Sie sich nicht wohl fühlen. Es hat
gar keinen Sinn, wenn Sie im Kulturausschuss sind, wenn Sie die Kultur nicht
interessiert.
Ich möchte gerne was fragen. Ich möchte gerne die
Kollegen von der ÖVP und die Kollegen von der FPÖ fragen: Kennen Sie Miki
Malör? (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.) Ich frage: Kennen Sie Miki
Malör? Die Kollegin Ringler brauche ich nicht zu fragen, denn die kennt das. (StRin
Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Ist das Voraussetzung für Kultur?) Ich
frage, denn wenn man an Kultur interessiert ist, dann muss man neugierig sein.
Miki Malör ist eine kreative Künstlerin, die den Wienerinnen und Wienern schon
seit vielen Jahren Unterhaltung mit einem ernsten Hintergrund bietet. (StRin
Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Etwas mehr Niveau!) Ich finde das gar nicht lustig, Frau
Kollegin. Ich finde das gar nicht lustig, denn wenn man sich für Kultur
interessiert, muss man sich für alles interessieren. (Neuerlicher Zwischenruf
von StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager.) Ich sage es ja nur als Beispiel, ich könnte viele Beispiele
bringen. Ich finde es wirklich stark, dass man sich da herstellt und über etwas
spricht, von dem man keine Ahnung hat.
Also ein Beispiel für Projektförderung ist Miki
Malör. Die hatte zum Beispiel ein Programm, das wir heuer im Künstlerhaus
Theater genießen konnten, das war das Programm "National hymnen", in dem sie über 50
verschiedene Nationalhymnen, interpretiert vom Chor der Gegenstimmen, kritisch
durchleuchtet hat. Jetzt können Sie sie noch als Engel mieten. Wenn Sie es noch
nicht bemerkt haben, das Tanzquartier hat eine Aktion "Rent an
Angel". Da ist sie auch dabei.
Warum ich genau diese Künstlerin erwähne? Weil sie
als Künstlerin immer Projektförderungen einreicht. Und da sind wir jetzt bei
den Rahmenbeträgen. Die Regeln für die Rahmenbeträge, meine Herren Kollegen,
sind genau festgelegt. Wir stellen den Rahmenbetrag sicher, den die Kuratoren,
nicht der Herr Stadtrat, mit ihren Empfehlungen verteilen. Und die Kuratoren
entscheiden über die zu erwartenden Anträge.
Jetzt hat der Kollege Mag Stefan gemeint, das wird
nach ideologischen Gründen entschieden. Also leider gibt es ganz wenige
Künstler, die sich mit der Ideologie der FPÖ identifizieren können, daher kann
es schon sein, dass einschlägige Künstler nicht gefördert werden, die Sie
vielleicht gerne fördern würden. (GR Mag
Wolfgang Jung: Sie bestimmen, was einschlägig ist! Bestimmen Sie, was
einschlägig ist?)
Ein Sidestep zur Budgetdebatte muss mir auch erlaubt
sein, in der Sie, Kollege Stefan, die Heizkostenzuschüsse gegen die
Kulturförderung abgewogen haben. Also wenn man ein Kultursprecher sein will,
dann muss man sich zumindest dazu verstehen, dass man die Kulturförderung
verteidigt, (GR Mag Wolfgang Jung: Aber
nicht um jeden Preis!) denn es muss alles möglich sein in einer Stadt,
Kultur und Heizkostenzuschüsse – alles muss möglich sein. Vielleicht könnte man
die Kollegin Unterreiner als Konsulentin verwenden, denn solche Vergleiche
wären ihr nie über die Lippen gekommen, das muss ich schon sagen. (Beifall
bei der SPÖ und von GRin Dr Sigrid Pilz.)
Aber zurück zu den Rahmenbeträgen. Die Kuratoren
entscheiden also über die zu erwartenden Anträge. Der nächste Termin zur Abgabe
ist der 15. Jänner. Die Kuratoren erwarten 150 Anträge für
Projektförderung. Das heißt also, sie können vor März nicht entscheiden, denn
wir verlangen ja, dass die Kuratoren ordentlich prüfen, nicht ideologisch,
sondern nach der Qualität und auch nach der Berechenbarkeit, lieber Kollege
Dworak. Das heißt, wenn wir die Rahmenbeträge jetzt nicht beschließen, dann
müssen die Künstler bis April warten, und – der Kollege Woller hat es schon
angesprochen – diese Unsicherheiten wollen wir mildern, denn alle, die schon
länger hier sitzen, wissen, dass wir manches Mal nachträglich Produktionen
beschließen mussten, weil einfach die Zeit sehr schnelllebig ist. Die
Veranstaltungen waren dann schon länger vorbei, und das ist auch nicht in
Ordnung. Das haben wir damit abgestellt, indem wir schon vorher den
Rahmenbetrag beschließen.
Die Projektförderung ist indirekt auch eine Förderung der
Theaterspielstätten, denn wir haben uns dazu
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