Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 119
abgelehnt hat, und zwar manchmal ohne jegliches Argument. Sich dann herzustellen und zu sagen, das gerät ins Stocken, ist wirklich obskur!
Wenn die GRÜNEN das sagen, dann möchte ich nur daran
erinnern, dass wir bis in den Sommer hinein - das war schon ganz knapp vor
Beginn des Wahlkampfs - noch im Kreis der Kultursprecher und
Kultursprecherinnen, natürlich ohne FPÖ, zusammen gesessen sind und die
Theaterreform besprochen haben. Natürlich hat es jetzt mit der Wahl einen
Einschnitt gegeben. Es hat auch keinen Gemeinderat gegeben, wir haben uns erst
vor kurzem wieder konstituiert. Selbstverständlich wird es diese Gespräche
weiterhin geben. Aber das heißt ja nicht, dass die Theaterreform nicht
weitergeht. Es gibt unzählige Projekte, die jetzt laufen und Ergebnisse dieser
Theaterreform sind.
Ich sage jetzt nur ein Beispiel: Das Ensemble für
Städtebewohner beginnt in diesen Monaten mit seinen Produktionen in Wien - viel
beachtet. Christoph Coburger, ein Komponist aus Berlin, hat sich hergestellt
und hat gesagt, so etwas hat er in seinem ganzen künstlerischen Leben noch
nicht erlebt, dass eine Stadt ihn, der in Wien überhaupt noch nie etwas gemacht
hat, eingeladen hat, hier auf vier Jahre Produktionen zu machen, und ihn auch
finanziell abgesichert hat. Das ist das Ergebnis der Theaterreform, aber
nicht, ob wir drei Monate lang Sitzungen mit den Kultursprechern durchgeführt
haben oder nicht. Die Theaterreform läuft, auch wenn wir einmal nicht zusammen
sitzen. Aber wir werden selbstverständlich wieder zusammen sitzen und die
Theaterreform weitertragen.
Christoph Coburger mit seinem Ensemble für
Städtebewohner ist ein Beispiel. Ich sage nur, die Wiener Taschenoper, eine
großartige Produktion bei Wien Modern, Hightea; die Gruppe 80 in der
Gumpendorfer Straße, die das Theater an der Gumpendorfer Straße jetzt eröffnen
werden; Superamas, eine der freien Gruppen, die in der Theaterreform massiv
aufgewertet worden sind. Sie ist als erste österreichische freie Gruppe seit
ewig zum großen Impulse-Festival der freien Gruppen nach Nordrhein-Westfalen
eingeladen worden.
Das heißt, die Theaterreform
läuft. Wir haben hier im Gemeinderat nicht diskutiert, weil es wegen der Wahlen
keinen Gemeinderat gegeben. Das ist das konkrete Ergebnis, wir werden
selbstverständlich weiterarbeiten, und ich hoffe, dass auch die GRÜNEN und die
ÖVP an dieser Theaterreform weiter mitarbeiten.
Was jetzt die Entschuldungen betrifft, die du (zu
GRin Mag Marie Ringler) angesprochen hast: Nun, erstens einmal stimmt es nicht,
dass nicht bekannt ist, um welche Beträge es sich handelt. Es steht im Akt,
welche Theater entschuldet werden sollen, und es wurde auch im Ausschuss darauf
Antwort gegeben. Ich kann es auch hier noch einmal versuchen.
Eine konkrete Entschuldung betrifft das Ensemble
Theater, und da muss man schon die Hintergründe wissen. Da warst du (zu GRin
Mag Marie Ringler) noch nicht im Gemeinderat, vor fünf, sechs Jahren haben
wir hier eine Entschuldung für das Ensemble Theater beschlossen, die so
ausgeschaut hat, dass wir einen Teil bezahlt haben, und für einen Teil hat sich
das Theater verpflichtet, diesen selbst in einem fünfjährigen Programm
abzubauen. Das Theater hat das wirklich gemacht, solange es gegangen ist. Es
geht jetzt seit zwei Jahren nicht mehr, weil der Bund die Förderung für das
Ensemble Theater zur Gänze eingestellt hat! Das war natürlich nicht
aufzufangen. Das heißt, die können nicht auf der einen Seite bei
gleichbleibenden Subventionen einen Beitrag leisten, um die Schulden der Jahre
zuvor abzubauen, und gleichzeitig werden ihnen die Bundesförderungen
gestrichen. Das ist die Ursache. Das ist daher kein Ergebnis der
Theaterreform, sondern das ist ein Prozess, der schon über fünf Jahre
zurückliegt.
Wenn du sagst, liebe Marie Ringler, das MOKI sollte
keine Förderung bekommen, dann sage ich erstens einmal, das MOKI ist ein
großartiges Kindertheater, auch wenn vielleicht Kuratoren und Juroren der
Meinung sind, dass es künstlerisch nicht das absolut beste ist, was es auf der
ganzen Welt gibt. Das mag sein. Aber dass im MOKI jedes Jahr
45 000 Kinder in Schulen oder bei anderen Gelegenheiten erstmals
Umgang mit Kindertheater bekommen, das ist es wirklich wert, dass man denen
10 000 EUR gibt. Bei aller Wertschätzung deiner Person und der
Opposition... (GRin Mag Marie Ringler: Aber entweder es gibt Spielregeln,
dann müssen wir uns alle daran halten, oder es gibt sie nicht!)
Es gibt Spielregeln, dass es Entscheidungen der Jury
und der Kuratoren gibt. Die kann der Stadtrat umsetzen; er hat mit Punkt und Beistrich
umgesetzt, was die Empfehlungen des Kuratoriums und der Jury betrifft. Nur kann
das nicht heißen, dass dem Stadtrat dadurch die Hände gebunden sind und er
sagen muss: Ich kann überhaupt nichts mehr entscheiden. Bei aller Wertschätzung
deiner Person und der GRÜNEN-Opposition: Es muss doch möglich sein, dass der
Stadtrat und die Mehrheit in diesem Gemeinderat entscheiden können, dass ein
Kindertheater mit 45 000 Kindern pro Jahr 10 000 EUR an
Förderung bekommt. (GRin Mag Marie Ringler: Aber dann muss er sagen...!) Da
werden wir nicht die Theaterreform ins Stocken geraten lassen. (Beifall bei
der SPÖ. - GRin Mag Marie Ringler: ...dann gibt es keine Theaterreform!)
Wir werden das natürlich bei unserer nächsten Sitzung
diskutieren. Es hat ja auch bisher schon Entscheidungen gegeben, die zusätzlich
zu Entscheidungen des Kuratoriums getroffen worden sind. Aber der Stadtrat hat
die Entscheidung der Jury und des Kuratoriums voll umgesetzt. Er hat nur
trotzdem als amtsführender Stadtrat sich noch herausgenommen, dass er sagt: Ich
kann auch einmal Dinge vorschlagen.
Jetzt kommen wir zu einem ganz
schlimmen Kapitel dieser Kulturdebatte, der Rolle der FPÖ. Die FPÖ ist ja - wir
haben das schon ausgeführt - so weit im rechten Eck, dass Sie schon gar nicht
mehr heraussehen, wo das normale Kulturleben in dieser Stadt ist. Sie sind
offensichtlich so weit weg vom kulturellen Leben dieser Stadt, weil Sie sich
nur mehr in düsteren deutschnationalen Buden aufhalten. Wenn man sieht, dass
fast alle
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