Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 119
Bundeskanzlers angebracht wäre.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Die
4. Zusatzfrage wird von Frau GRin Reischl gestellt, bitte.
GRin Hannelore Reischl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Sie haben eben auch das Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes erwähnt.
Meine konkrete Frage nun: Ist Ihrer Meinung nach mit
der Neuerrichtung dieser Dauerausstellung des DÖW, also des
Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, dieses auch
ausreichend für die Zukunft gesichert?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Nun, wie ich schon aus der vorherigen Beantwortung andeuten konnte, glaube ich,
ist das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes eine der
wenigen, nämlich die einzige permanente Ausstellung, die sich mit dem
Nationalsozialismus, dem Widerstand und der Entwicklung zum Nationalsozialismus
auseinander setzt.
Es war nachgerade peinlich, um dieses Wort auch noch
einmal aufzugreifen, wie sehr es nicht möglich war, in diesem Gedenkjahr
Bundesgelder für diese Institution zu lukrieren, und auch das ist leider kein
Einzelfall. Es gibt in Österreich eine andere, gerade aus kultureller Sicht
sehr wichtige Einrichtung, über die, glaube ich, auch heute im Laufe der
Gemeinderatsdebatte anlässlich eines Förderungsaktes noch debattiert werden
wird, nämlich den Orpheus Trust, der sich zur Aufgabe gemacht hat, die
vergessene und vertriebene Musik wieder in Erinnerung zu rufen, spielbar zu
machen und aufzuführen. Und auch hier sind die Versuche und die freundlichen
und weniger freundlichen, direkteren Aufforderungen und Schreiben an die
Bundesregierung bisher völlig ohne Erfolg geblieben. Auch dort ist der Bund
weit unter seinen nicht nur Möglichkeiten, sondern eigentlich auch
Verpflichtungen zurückgeblieben. Und ich halte diese beiden sehr markanten
Beispiele, nämlich das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes,
wo es keine Bundesunterstützung für die Sanierung und Neuaufstellung der
Ausstellung gibt, und die mangelnde Unterstützung für den Orpheus Trust, für
die markantesten Beispiele dafür, dass es offensichtlich noch immer Vorbehalte
gibt oder vielleicht sogar - ich kann es mir nicht anders erklären - auch
kleinliche parteipolitische Zurückhaltung und Überlegungen.
Zu der Frage: Nein, ich glaube, dass ohne eine
gesteigerte Unterstützung von Seiten des Bundes die Aufgaben des
Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes in dieser Form nicht in
aller Zukunft gesichert sind, wie wir uns das gerne wünschen würden, und wie
wir ja doch versucht haben, durch eine zusätzliche Unterstützung von Seiten der
Stadt Wien, das zu ermöglichen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Wir kommen nun zur
4. Anfrage (FSP-05574-2005/0001-KFP/GM).
Sie wurde von Frau GRin Frank an den amtsführenden
Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung gerichtet. (Nach
welchen Voraussetzungen werden Wohnungen von Wiener Wohnen zu Notfallswohnungen?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Werner Faymann: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau
Kollegin!
Die soziale Wohnungsvergabe, vertreten durch einen
Experten-, Expertinnenkreis, hat im Wesentlichen zwei Bereiche, die wir
statistisch erfassen. Den der Staatsbürger und den derjenigen Personen, die
nicht Staatsbürger sind, sondern aufenthaltsverfestigte Personen, seit
mindestens fünf Jahren legal in Österreich, seit mindesten zwei Jahren in Wien
lebend. Insgesamt, nachdem es derselbe Expertenkreis und auch dieselbe Regelung
ist, handelt es sich zwischen dem 1.1. und dem 31.10.2005 um
1 819 positive Entscheidungen. Davon für jene mit Staatsbürgerschaft
um 1 483 und für jene nach der Definition der aufenthaltsverfestigten
Personen um 336, die eine positive Zuweisung bekommen haben.
Es geht um Menschen, die entweder - und ich zähle
kurz die Kriterien auf - in die Falle von Wohnungsspekulation gekommen sind,
also Spekulationsopfer, weiters für Menschen, die in schwer
gesundheitsschädlichen Wohnungen leben, wo eine ernste Gefährdung für die
Entwicklung und Gesundheit von Kindern oder bereits erkrankten Personen
besteht, für Menschen, die in Krisenunterkünften, zum Beispiel in
Mutter-Kind-Heimen, Frauenhäusern, Wohnheimen wohnen, oder für Menschen, bei denen
eine besondere soziale Notlage darüber hinaus vorliegt.
Der Fall wird dem ExpertInnenkreis vorgelegt, dieser
besteht aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas, dem Verein Wiener Frauenhäuser,
der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, der MA 11, der
MA 15, dem Wohnservice sowie zwei MitarbeiterInnen der sozialen
Wohnungsvergabe. Die Sitzungen finden vierzehntägig statt, dort werden die
Fälle behandelt und entschieden und im Falle einer positiven Entscheidung
erfolgt ein Wohnungsangebot.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Zur Zusatzfrage,
bitte.
GRin Henriette FRANK (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Ja, danke.
Herr Stadtrat, zum einen bin ich jetzt einmal sehr
froh, dass also tatsächlich, so wie Sie das aufgelistet haben, diese
Notfallswohnungen allen in Not Geratenen zur Verfügung gestellt werden. Denn
laut Presseartikel der Frau StRin Wehsely vorige Woche hatte ich ein bisschen
den Eindruck, dass es hier ausschließlich um Personen mit Migrationshintergrund
geht und diese Information habe ich auch zweimal aus ihrem Stadtratbüro
erhalten. Darum wollte ich wissen, ob hier jeder, der in Not gerät, auch davon
betroffen ist.
Sie haben jetzt die Zahl genannt,
etwa 1 890 Wohnungen derzeit. Die Frau Stadträtin hat gemeint, es werde
ausgebaut auf 2 500 und gestern haben Sie erwähnt, es ist Teil des
gesamten Wohnungspakets mit 5 500. Das heißt, und jetzt kommt dann meine
Frage, die Notfallswohnungen steigen. Was tun Sie dagegen, dass
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular