Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 119
Bundeshauptstadt
Wien): Herr Bürgermeister!
Wir haben Ihre Entschuldigung gerne zur Kenntnis
genommen und auch mit Freude festgestellt, in welchem Ausmaß Sie auf eine ganz korrekte
Einhaltung der Rechtsordnung Wert legen. Wir haben jetzt in den letzten Tagen
bei einer Neuverordnung, oder bei einer de facto Umsetzung der
50 Kilometer Geschwindigkeitsbegrenzung in einzelnen Straßenzügen
festgestellt, dass die Rechtsordnung hier nicht so eingehalten worden ist und
dass hier ohne ausreichende rechtliche Grundlagen zu einem bestimmten Zeitpunkt
die 50 Kilometer-Geschwindigkeitsbegrenzung verhängt worden ist.
Werden Sie mit der Umweltstadträtin darüber reden,
dass sie sich in einer ebenso genauen Art und Weise, wie Sie das hier
dargestellt haben, an die Rechtsordnung halten soll?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Herr Bürgermeister, bitte!
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Klubobmann!
Ich kann mit der Umweltstadträtin gerne darüber
plaudern. Nur, das geht sie nichts an, wie Sie natürlich als Rechtskundiger
sehr gut wissen, (Heiterkeit bei der
SPÖ.) sondern ich habe mit dem zuständigen Verkehrsstadtrat darüber zu
reden. Und selbstverständlich ist das gar keine Frage, dass auch jede
Rechtsordnung pingelig einzuhalten ist. Aber ich verlasse mich da auf das
großartige Lob, das für diese Maßnahme der Stadt Wien seitens des
Landwirtschaftsministers wegen der Feinstaubbekämpfung gekommen ist, und sohin
werden wir, ebenso wie Ihre Fusionitis, auch dieses Problem lösen können.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke.
Die 3. Anfrage (FSP-05348-2005/0001-KSP/GM)
wurde von Frau GRin Hannelore Reischl gestellt und ist an den Herrn
amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet. (Herr
Stadtrat, welche Bilanz ziehen Sie aus kultureller Sicht über das Gedenkjahr
2005?)
Bitte schön, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Die Frage bezieht sich auf die Bilanz des
Gedenkjahres 2005.
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin, das nun zu Ende
gehende Gedenkjahr und Jubiläumsjahr 2005 fand in den verschiedensten
Formen seinen Niederschlag. Wie Sie wissen, haben sowohl der Bund als auch die
Länder in unterschiedlicher Weise zu diesem für unsere gemeinsame Identität und
Geschichte wichtigen Jahr durch Einzelprojekte und symbolhafte Akte
beigetragen. Die Aktivitäten, die seitens der Bundesregierung gesetzt wurden -
sieht man einmal von der großen Ausstellung im Belvedere ab, die gemeinsam mit
der Stadt Wien und der Wirtschaft verwirklicht wurde - verblieben zu einem
guten Teil im Aktionistischen, im Plakativen. Wenn ich etwa an die Gemüsebeete
am Heldenplatz denke oder an Anstrahlungen von Häuserfronten in der Innenstadt
ohne die nötige Vermittlung der Inhalte, dann frage ich mich schon, was hier
mit Steuermitteln erreicht werden sollte. Und da spreche ich gar nicht von der
später fallengelassenen Idee des Nachspielens von Bombennächten über Wien.
Bei den Aktivitäten, die von der Stadt Wien initiiert
wurden und die in den letzten Wochen und Monaten stattfanden, war es nicht die
Absicht, ein spielerisches, und vielleicht auch ein gespieltes Jubel- und
Feierjahr zu veranstalten. Ziel war es, einerseits mit Stolz auf die Entwicklungen,
die die Stadt Wien in den letzten 50 Jahren genommen hat, zurückzuschauen
und sich andererseits selbstkritisch mit der Geschichte auseinander zu setzen.
Die Nachhaltigkeit der Projekte stellte den
Ausgangspunkt für unsere Überlegungen dar, insbesondere für die Jugend und ich
glaube, behaupten zu können, die Bilanz kann sich sehen lassen. Gefördert und
unterstützt wurde eine ganze Bandbreite an Ausstellungen, Symposien,
Fachveranstaltungen und Publikationen. Das Echo in den Medien war durchaus beachtlich.
Gemeinsam mit dem Bund - ich erwähnte es bereits - und privaten Sponsoren
überstützte die Stadt Wien die große Staatsvertragsausstellung "Das neue
Österreich" zur Geschichte der Gründung und der Entwicklung der Zweiten
Republik, die vor wenigen Tagen zu Ende ging und mit 300 000 Besuchern
überaus erfolgreich war. In dieser Ausstellung wurde mehr als nur eine
Rückschau auf historische Daten gehalten. Hier wurde sehr erfolgreich der
Versuch unternommen, den Weg Österreichs vom Anfang bis zum Ende des 20. Jahrhunderts
nachzuzeichnen, ohne die Ursachen der Aushöhlung der Republik vor 1938 oder die
kollektive Verdrängung der Mitschuld in den Jahren nach 1945 unangesprochen zu
lassen.
Die Museen der Stadt Wien begingen das Jubiläumsjahr mit
einem mehrteiligen Ausstellungszyklus. Diese Sonderausstellungen behandelten
die Zeit nach 1945 mit einer Ausstellung über John F Kennedy und den
Gipfel in Wien. Im Mai wurde als Beitrag des Wien-Museums zum
Jubiläumsjahr 2005 eine Ausstellung eröffnet, die den Alltag der Menschen
in Wien in den Nachkriegsjahrzehnten in den Mittelpunkt rückte und ebenso wie
die Kennedy-Ausstellung lebhaften Anklang beim Publikum fand.
Ein besonderes Anliegen im Rahmen einer kritischen
Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus war die ständige
Ausstellung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Seit
ihrer Gestaltung im Jahr 1978 unverändert geblieben, stellte sie bis heute
die einzige, nachhaltige Information zu Nationalsozialismus, Widerstand und
Verfolgung in Wien dar. Die nach modernen didaktischen Grundsätzen dringend
nötige Neugestaltung wurde ausschließlich mit Hilfe der Stadt umgesetzt und vor
wenigen Wochen eröffnet.
Wer dabei war, wird mir zustimmen, mit welchem
Zuspruch der Öffentlichkeit diese neuen Räumlichkeiten angenommen wurden. Mit
dieser wichtigen Infrastrukturinvestition wurde im Jubiläumsjahr 2005 ein
nachhaltiger Schritt zum Zugang zu unserer Geschichte gesetzt.
Auch die Wiener Stadt- und Landesbibliothek und das Stadt-
und Landesarchiv leisteten zum Gelingen
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