Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 80
Bewohner der Gemeindebauten ansehen, aus meiner Sicht erreicht. Hier gibt es keinen Prozentsatz darunter. Und das ist, wenn Sie die Gerechtigkeit ansprechen, für mich ein wichtiger Punkt. Denn wenn es tatsächlich so wäre, dass fast alle ausländischen Bürger in einer Wohnform außerhalb des Gemeindebaus leben und im Gemeindebau nur ein Prozent, dann würde ich mir schon die Frage stellen, ob das gerecht ist, aber so ist es nicht, ganz im Gegenteil.
Die Bewohnerinnen und Bewohner und die
Bewohnerstruktur ist durchaus im Durchschnitt der Bevölkerung über die Möglichkeit
der Bewohner und Mitbewohner so, dass hier keine Ungleichheit entsteht. Daher
werden Sie verstehen, dass ich mit Formulierungen, die sich zwar nicht im
Antrag, aber in seiner Begründung finden, wo immer alles diskriminierend und
ungerecht ist, keine Freude habe. Nicht, weil ich nicht das Ritual einer
Debatte kenne und was man halt so alles hineinschreiben muss, sondern weil es
eigentlich eine Beleidigung der Politik in dieser Stadt ist und weil es auch
die Menschen in den Gemeindewohnhausanlagen kränkt, weil die glauben ja, wir
leben auf einem anderen Planeten, wenn wir Ihnen sagen, dort sind nur
1 Prozent Bewohner aus dem Ausländerbereich, weil das nicht wahr ist.
Weil, egal ob jemand Staatsbürger ist oder nicht
Staatsbürger ist, von den Bewohnern her zusammenlebt, mit wem er möchte und
daher das auch rechnerisch nachweisbar ist.
Auf der anderen Seite habe ich natürlich - und dem
Kollegen Herzog habe ich sehr aufmerksam zugehört - in Erinnerung, wann diese
von Ihnen quasi als böse EU-Richtlinie gebrandmarkte Richtlinie beschlossen
wurde. Und sie werden es wissen, das war 2003. Und das waren die Zeiten,
als Sie noch die Bundesregierung da verteidigt haben und dass die
Bundesregierung keinen Vorbehalt bei der Beschlussfassung abgegeben hat, sondern
die Vertreter der Bundesregierung dort brav aufmarschiert sind und allem
zugestimmt haben.
Das sollten wir zumindest
nicht vergessen, wenn wir die Diskussion hier ausführen. Daher ist auch die
Fragestellung: „Werden Sie sich an ein Gesetz halten oder nicht?", leicht
zu beantworten. Ich hoffe, Sie sich auch. Wir halten uns an ein Gesetz. Daher
können Sie von der EU‑Richtlinie und von den Gesetzen her von einer
gesetzlichen, klaren, rechtskonformen Umsetzung ausgehen. Davon geht auch
Hannes Swoboda aus, mit dem wir natürlich auch darüber gesprochen haben.
Die Frage, ob wir trotz der Umsetzung dieser
EU-Richtlinie unser Ziel einhalten können, hängt davon ab, wie viele
Antragsteller überhaupt zu erwarten sind. Das ist einmal die eine
Einschätzungsfrage. Da warne ich vor zu viel Sorgen, weil wir sind, weil wir
einander so oft bei Sitzungen treffen, in der Lage zu überprüfen, wie viele das
wirklich werden oder ob man da nicht unnötig selbst zu viel Angst hat. Also
zuerst schauen wir uns einmal an, wie viel das sein werden, rechtskonform
umgesetzt, das ist klar.
Zweitens glaube ich, dass trotz einer rechtskonformen
Umsetzung die soziale Durchmischung und das, was ich eben die sanfte Öffnung
des Gemeindebaus nenne, sehr wohl aufrechtzuerhalten ist, weil wie die Vergabe
der Gemeindewohnungen zu gestalten ist, ist unsere Sache, vorausgesetzt, sie
ist nicht diskriminierend. Und eine diskriminierende Vergabe oder eine Vergabe
gegen die EU-Rechte oder gegen die Gesetze, wird wohl niemand ernsthaft
verlangen. Daher glaube ich, dass auch diese politische Diskussion in Summe
zeigt, dass wir sehr aufmerksam sind, wenn es um soziale Durchmischung in der
Stadt geht, weil wir wissen, dass am Privathaussektor weniger Menschen mit
geringem Einkommen wirklich die Möglichkeit haben, eine ausreichende, für sie
leistbare Wohnung zu finden.
Die Untersuchungen der Arbeiterkammer, die immer
wieder zitiert werden, sind Auswertungen des Annoncenmarkts. Ich kenne die sehr
genau. Bei den Annoncenmärkten handelt es sich natürlich überwiegend um private
Angebote und, was man auch erklären kann, natürlich um Angebote, die eher ein
bisschen im hochpreislicheren Segment sind, weil die, die günstig sind, braucht
man nicht so oft zu inserieren als die anderen. Also ich weiß die Untersuchung
der Kammer sehr genau zu deuten. Sie besagt nämlich, dass es am privaten Althaussektor
wenigen Menschen mit geringem Einkommen gelingt, ausreichend Wohnraum zu finden
und dass der gemeindeeigene Bereich, der gemeinnützige Bereich, der sanierte
Bereich, also alles, was im weitesten Sinne des Wortes als den geschützteren
oder durch Wohnbauförderung beeinflussten Bereich betrifft, natürlich die
Stärke in der Wohnversorgung von sozial Schwächeren in der Gesellschaft hat und
oft der Einzige ist, der überhaupt eine Wohnung anbieten kann. Die Zukunft
vieler junger Familien in dieser Stadt, die mit Kindern aufwachsen und sich
vielleicht dann doch ein eigenes Kinderzimmer leisten können, ist ein Verdienst
des sozialen Wohnbaus und nicht der Preise, die man bei der Annoncenauswertung
im privaten Althaus vorfindet. Das macht uns stolz!
Darum kann ich mit dem Bereich schließen, den Kollege
Ellensohn in seiner Vorhersage begonnen hat: Wir können mit Recht stolz darauf
sein, dass wir im internationalen Vergleich mit diesem Instrument der
Wohnbauförderung leistbare Wohnungen für die Bevölkerung geschaffen haben und
können versprechen, das behalten wir auch in Zukunft so bei! (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zur Geschäftsgruppe
Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung und zum Wirtschaftsplan der Unternehmung
Stadt Wien - Wiener Wohnen liegt keine Wortmeldung mehr vor.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe
Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal.
Als Erste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Matiasek.
Ich erteile es ihr.
GRin Veronika Matiasek (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wien
hat seit Ende der 80er, Beginn der 90er Jahre eine enorme Zuwanderungswelle
erfahren, eine gewollte
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