Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 105
Kinder aus Elternhäusern,
die sozial und ökonomisch schwach sind - den Ausdruck "bildungsfern"
habe ich nicht so gern, aber ich glaube, Sie wissen, was ich meine - werden von
der Schule besonders schlecht gefördert. Das, meine Damen und Herren, war
leider auch immer unter einer SPÖ-Regierung so. Daran hat sich nichts geändert.
Aber ich denke mir, wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, damit da wieder
ein Ausgleich hergestellt wird. Wir müssen etwas dazu tun, damit Kinder aus
sozioökonomisch benachteiligten Elternhäusern besonders gefördert werden, und
das geht nur mit besonderen Maßnahmen, mit individueller Förderung und mit
einem ganz bewussten Mitteleinsatz in diese Richtung.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte
abschließend noch darauf hinweisen, dass ich es sehr bedaure, dass eigentlich
sehr wenig Diskussion im Bereich Schule stattfindet, sowohl hier im Hause als
auch im Kollegium des Stadtschulrats, wo man systematisch über Änderungen der
Geschäftsordnung dafür gesorgt hat, dass zuerst die Redezeit und dann der
Themenbereich, über den man sprechen durfte, gekürzt wurden. Das heißt, es wird
zu wenig geredet. Das Kollegium hat ein ganz merkwürdiges Selbstverständnis von
eingeschränkter Demokratie, das ich sehr bedaure. Ich hoffe, dass sich
vielleicht früher oder später doch etwas ändert und auch dort wieder sinnvolle
Diskussionen stattfinden werden.
Eigentlich wollte ich Sie heute fragen, ob Sie selbst
gern in die Schule gegangen sind, in der Früh, wenn Sie aufgestanden sind, sich
gedacht haben: „Jetzt gehe ich in die Schule, ganz super!" Ich befürchte,
dass für die meisten gilt, was leider für sehr viele Menschen gilt, nämlich
dass sie nicht gern in der Schule waren, sich nicht besonders auf die Schule
gefreut haben und auch Angst vor Noten und Schularbeiten gehabt haben und so
weiter und so fort. Ich kenne viele Erwachsene, die heute sagen, sie träumen
noch von der Schule und von irgendwelchen Prüfungssituationen oder davon, noch
einmal die Matura machen zu müssen.
Ich denke, wenn wir vielleicht einmal die großen
Probleme der Stadt durch die Sparkurse irgendwie bewältigen können, dass wir
dann auch darüber reden können, wie eigentlich eine Schule aussehen muss, die
tatsächlich Spaß macht, wo man gern hingeht, wo alle gern lernen, die wirklich
jung, frech und innovativ ist, wie sie sein sollte. Vielleicht kann man auch
einmal so eine Diskussion führen. Das würde mich mehr freuen, als immer nur
über Kürzungen und Sparmaßnahmen zu reden! - Danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
Mag Anger-Koch hat sich zum Wort gemeldet. Ich bitte sie zum Rednerpult.
GRin Mag Ines Anger-Koch
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Guten Abend, Herr Vorsitzender! Guten Abend, Frau Vizebürgermeisterin! Guten
Abend, meine Damen und Herren!
Ich möchte wieder auf die ursprüngliche Diskussion
zurückführen. Wir sitzen eigentlich hier, um über das Budget zu debattieren.
Meiner Ansicht nach ist es eine Fortschreibung der
vergangenen Jahre und das ist eigentlich ohne Visionen. Ich habe das Gefühl,
dass die SPÖ im Prinzip nicht wirklich weiß, wo Bedarf herrscht und was an der
Basis wirklich gebraucht wird.
Ich möchte nur ein Beispiel hernehmen, und zwar die
Kindertagesheimverordnung. Die Kindertagesheimverordnung hat unter anderem auch
beschlossen, dass es kleinere Kindergruppen geben soll. Das bedingt natürlich
auch mehr Personal. Nur, dieses Personal finde ich ihm Budget nicht! Wie soll
ein hohes Niveau an Ausbildung und Qualität für die Kinder geboten werden, wenn
kein adäquates Personal zur Verfügung gestellt wird? Gerade der Kindergarten
ist die erste Bildungseinrichtung in der Bildungsbiographie eines jeden
Menschen und hier darf wirklich nicht gespart werden! (Beifall bei der ÖVP.)
In den ersten fünf Jahren baut sich der Mensch auf
dieser Grundlage auf. Wir fordern daher, dass der Kindergarten für alle zugänglich
sein soll. Es ist in Wirklichkeit ein Skandal, dass in Wien für einen
Kindergartenplatz völlig überhöhte Beiträge zu zahlen sind. Wenn man sich vor
Augen führt, dass der Kindergarten eine wesentliche Hilfe für die Vereinbarkeit
von Familie und Beruf sein soll und man bei einem Durchschnittseinkommen durch
so hohe Beträge belastet wird, ist das wirklich nicht gerecht! (Beifall bei
der ÖVP.)
Abgesehen davon, dass wir in Wien fast
40 Prozent Alleinerzieher haben und diese eigentlich auch auf den
Kindergarten angewiesen sind, ist dieser Mehrkostenanteil von fast 130 EUR
einfach eine Zumutung! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir fordern daher eine soziale Staffelung des
Kindergartentarifs und das letzte Kindergartenjahr soll gratis sein.
Somit möchte ich gemäß § 27 Abs 4 mit
meinem Kollegen GR Dr Wolfgang Aigner einen Beschlussantrag einbringen, wo die
Wiener Kindergartentarife noch stärker als bisher nach sozialen Kriterien neu
zu staffeln sind und das letzte Kindergartenjahr vor dem Schuleintritt von
sämtlichen Beiträgen und Gebühren zu befreien ist.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte aber noch weiter über
die Einsparungsmaßnahmen der SPÖ diskutieren und habe in den
Sportförderungsmitteln eine Kürzung von fast 500 000 EUR gefunden.
Daraus ist ersichtlich, dass weniger in den Breitensport investiert werden
soll, obwohl eigentlich jedem von uns bewusst sein sollte, dass das die Grundlage
und die Basis für den Spitzensport ist. Ich muss Sie ja nicht daran erinnern,
dass das sportliche Leistungsstreben und der Wettkampf auch erzieherische und
persönlichkeitsbildende Momente beinhalten. Es geht hierbei auch darum, dass
Jugendliche Spielregeln lernen, auch Toleranz und das Umgehen mit Niederlagen
sowie Unterstützen der Schwachen lernen sollen. Das sind die Grundprinzipien
und Werte, auf denen die Gesellschaft und deren Generationsverträge aufbauen.
Es wäre erstrebenswert, wenn die Stadtregierung die Wiener
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